Basketball: „Das wäre sonst peinlich“

Im vergangenen Herbst brachte der SKN St. Pölten ein völlig neu formiertes Frauen-Basketball-Team an den Start. Die Ladies rund um Topscorerin Nina Krisper spielen auf Anhieb um den Titel mit. Wie das funktioniert, erklärt Manager Andreas Worenz.

Nina Krisper
Nina Krisper © GEPA pictures/David Geieregger

Welche Idee steckte dahinter, dass der SKN St. Pölten mit der neuen Saison auch ein Frauen-Basketball-Team an den Start schickte? Es gibt ja bereits viele Sektionen im Verein.
Andreas Worenz: Wir haben schon lange damit geliebäugelt, einen weiblichen Nachwuchs aufzubauen, das war das eigentliche Ziel. Es ist aber schwer, talentierte Mädels zu bekommen, wenn es nach oben hin keine Perspektive, also eine erste Mannschaft gibt. Hat man die, kann man den Talenten einen nächsten Schritt bieten. Dass es allerdings so schnell gehen würde, hat mich selbst überrascht. Wilfried Schmaus, Obmann der Fußball-Frauen des SKN, ist gleich auf den Zug aufgesprungen und hat gesagt: Lasst uns Vollgas geben und schauen, dass wir ein konkurrenzfähiges Team für die 1. Bundesliga auf die Beine stellen.

Müssen neue Vereine nicht erst ganz unten anfangen?
Worenz: Normalerweise schon. Aber das Klagenfurter Team hat sich aus der Bundesliga zurückgezogen, womit nur sieben statt acht Teams in der höchsten Liga vertreten gewesen wären. Daher war die Liga nicht ganz unglücklich über unsere Pläne und hat uns eine Wild Card angeboten. 

Wie kompliziert ist es, ein neues Team aus dem Boden zu stampfen? Rahmen und Infrastruktur waren durch die Männer-Mannschaft ja vorhanden, aber keine einzige Spielerin.
Worenz: Das Schwierigste war, die allerersten Spielerinnen von uns zu überzeugen. Viele waren skeptisch und fragten: Wie schaut das Team aus? Welche Ambitionen sind realistisch? Das war etwas mühsam. Wir haben uns aber gleich zum Alpe Adria Cup angemeldet, einem internationalen Bewerb, sodass auch nach außen klar wurde, dass wir es ernst meinen. Dazu kommt ein äußerst professionelles Umfeld und unsere klare Ansage, dass die Frauen nicht im Schatten der Männer stehen sollen, sondern die gleiche Priorität genießen. Gut war, dass wir gleich zwei Nationalspielerinnen für uns gewinnen konnten.

Sie meinen Nina Krisper (kam aus Graz) und Michaela Wildbacher (aus Klosterneuburg). Waren das Zugpferde?
Worenz: Natürlich. Diese Beiden und die Kolyandrova-Schwestern aus Bulgarien, das hat schon sehr gut gepasst. So ist es uns auch gelungen, in diesem Sog eine Inga Orekhova aus der stärksten Liga der Welt, der amerikanischen WNBA, zu uns zu holen. 

Sie sprechen Orekhova an, eine echte Star-Spielerin. Was bringt sie mit, das andere nicht haben?
Worenz: Man sieht bei ihr auf den ersten Blick, dass sie auf höchstem Niveau gespielt hat. Technik, Überblick, Spielverständnis, das ist schon einzigartig. Sie war schon im Leistungszentrum in St. Pölten, bevor sie nach Amerika ging. Dieser St. Pölten-Bezug ist natürlich toll. Sie hat mittlerweile eine Familie mit zwei Kindern, da können wir ihr insgesamt ein sehr gutes Umfeld bieten.

Nach welchen Kriterien wurde die Trainerin Lana Petrovic, die zuvor in Eisenstadt tätig war, ausgesucht?
Worenz: Sie hat sich schon für uns entschieden, bevor wir Bundesliga-Ambitionen hatten, und sollte bei uns den weiblichen Nachwuchs aufbauen. Es hat sich dann mehr oder weniger ergeben, dass sie auch die erste Mannschaft übernimmt. Lange überreden mussten wir sie allerdings nicht (lacht). Es gibt nicht viele weibliche Trainerinnen auf diesem Niveau. Uns war aber wichtig, dass wir auch diese wichtige Funktion mit einer Frau besetzen.

Der angesprochene Wilfried Schmaus, der ja auch Obmann der Basketball-Frauen ist, hat von Beginn an gesagt, dass man vorne mit dabei sein will. Nun ist das Team nach neun Runden Zweiter, nur ganz knapp hinter Serienmeister Klosterneuburg.
Worenz: Nachdem wir den Kader zusammengestellt hatten, musste der Anspruch sein, dass wir oben mitspielen. Wir wussten: Mit diesen Spielerinnen zu sagen, wir wollen auf einen Mittelfeldplatz kommen, wäre peinlich gewesen. Es sind nicht nur die starken Einzelakteure, sondern auch die Tiefe des Kaders, die uns stark macht.

Mit den Duchess aus Klosterneuburg gibt es einen Platzhirsch in der Liga. Von neun Spielen habt ihr acht gewonnen, nur gegen Klosterneuburg gab es eine Niederlage. Gibt es die Ambitionen, sie anzugreifen?
Worenz: Natürlich. Ursprünglich haben wir gesagt, unser Ziel ist das Finale, dann schauen wir weiter. Da sind wir auf einem sehr guten Weg. Klosterneuburg ist erfahrener als wir, das hat man beim direkten Duell gesehen. Die letzten Wochen haben aber gezeigt, dass wir mehr erreichen können, weil wir uns ständig weiterentwickeln. Wir haben zum Beispiel beim Alpe Adria Cup ein slowenisches und ein kroatisches Top-Team geschlagen. 

Am kommenden Wochenende kommt es zum Rückspiel gegen die Duchess, dann aber in St. Pölten …
Worenz: Zuhause ist es immer einfacher als auswärts. Und unsere Mädels werden nicht, wie im Hinspiel, übermotiviert ins Match gehen, das geht im Sport oft nach hinten los. Sollte es zu einer Finalserie zwischen uns kommen (Anm.: wird im Modus best of five gespielt), wird der gewinnen, der mental stärker ist. Ich will aber explizit keinen Druck aufbauen. Allein ins Endspiel zu kommen, wäre im ersten Jahr ein riesiger Erfolg. Aber wer Wilfried Schmaus kennt, weiß, dass er immer das Maximum erreichen möchte, national wie international.

Sie sagten, der erste Gedanke war der, einen starken Nachwuchs aufzubauen. Wie sehen da die Ambitionen konkret aus?
Worenz: Das ist auf alle Fälle unser nächster großer Schritt. Wir haben eine Kooperation mit Herzogenburg, die haben in dem Bereich schon etwas gemacht. Das Ziel ist, in allen Altersklassen ein Team zu stellen, also in der U12, U14, U16 und U19. Wir sind uns sicher, Mädchen dazu bewegen zu können, zum Basketball zu kommen. Das sehen wir beispielsweise bei Schulprojekten, die großen Anklang finden. Und auch mir ganz persönlich ist das Thema ein Anliegen, da ich finde, dass ein gesunder Verein immer auch einen guten Nachwuchs braucht.

Die Raiffeisenbank Region St. Pölten ist schon lange Partner des SKN und hat sich auch sofort zu dem neuen Projekt committet …
Worenz: … wofür wir sehr dankbar sind. Ohne Sponsoren kann so ein Projekt niemals funktionieren. Wir sind glücklich, dass Raiffeisen gleich auf diesen Zug aufgesprungen ist und wollen ihn jetzt gemeinsam auf Schiene halten.