Bereits zum zehnten Mal haben die WU Wien, Deloitte Österreich und Wien Energie die Einstellung der österreichischen Bevölkerung zu erneuerbaren Energien untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Zustimmung zu erneuerbaren Energieprojekten wieder weiter gesunken ist. Egal, ob Photovoltaik, Wind- oder Kleinwasserkraft, die Werte sind so niedrig wie noch nie.
„Photovoltaik bleibt mit 81 Prozent aber das Liebkind der österreichischen Bevölkerung, hier ist die Zustimmung für Freiflächen-Photovoltaik im Jahresvergleich sogar leicht gestiegen. Die Zustimmungswerte bei der Windkraft liegen aber weiterhin unter zwei Drittel“, hält Nina Hampl, Studienautorin von der WU Wien, fest.
Kosten als Hauptmotiv
Ebenfalls abgenommen hat die Bereitschaft, eigene Maßnahmen zum Energiesparen zu setzen. Lediglich 40 Prozent der Befragten erklären sich dazu bereit, ihren Stromverbrauch durch eine Verhaltensänderung zu reduzieren, nur noch 32 Prozent senken die Raumtemperatur. Zum Vergleich: 2022 lagen diese Werte noch bei 52 und 45 Prozent.
Ebenfalls auffällig ist, dass sich im Vergleich zum Jahr 2022 der Anteil jener, die ihren Stromanbieter gewechselt haben, verdreifacht haben (15 Prozent). Diese Entwicklung deckt sich auch mit dem Hauptmotiv für das bewusste Setzen von Energiesparmaßnahmen: 87 Prozent nennen den Anstieg der Energiekosten und 85 Prozent die allgemeine Teuerung als Hauptgrund für ihre Maßnahmen.
Teuerung bremst
Der Trend zur Eigenstromproduktion hält weiter an, auch wenn der Wert der installierten PV-Anlagen leicht gesunken ist. So geben 27 Prozent an, dass eine PV-Anlage am eigenen Haus oder Wohngebäude installiert ist (2023: 23 Prozent). Auch hier nennen die meisten (68 Prozent) Kosteneinsparungen als Grund für die Installation, gefolgt vom Umweltschutz (39 Prozent) und der Erhöhung der Versorgungssicherheit (36 Prozent). Unter den PV-Anlagen-Besitzern haben zudem 39 Prozent einen Stromspeicher installiert (2023: 34 Prozent).
„Ohne Wärmewende keine Energiewende“, weiß Michael Strebl, Vorsitzender der Geschäftsführung von Wien Energie. Umso erfreulicher sei es, dass der Bestand an Ölheizungen stetig zurückgeht und die Zahl an Luftwärmepumpen kontinuierlich steigt. Zwei Drittel des Raumwärmebedarfs werden bereits durch umweltschonende Heizsysteme gedeckt. Allerdings bremst die Teuerung Investitionen. „Deswegen ist es wichtig, eine
attraktive Förderstruktur zu etablieren“, betont Strebl.
Beteiligungswillig
Konstant bleibt auch die Bereitschaft, sich an Bürgerprojekten zu beteiligen. So kann sich ein Viertel der Befragten eine finanzielle Beteiligung an einem Projekt zur Nutzung erneuerbarer Energien vorstellen, rund die Hälfte der Befragten könnte sich vorstellen, sich einer Energiegemeinschaft anzuschließen. „Die Bereitschaft der Bevölkerung zur lokalen Produktion und weniger Abhängigkeit ist da, das zeigt auch die anhaltende Nachfrage nach Energiegemeinschaften und Beteiligungsprojekten. Für einen spürbaren Schritt nach vorne braucht es einen wirksamen Mix aus Anreizen, Information und Engagement aller Stakeholder“, sagt Strebl.
Nachfrage sinkt
„Die Entwicklung bei der Mobilitätswende ist nicht so erfreulich“, hält Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich, fest. Nur mehr 36 Prozent der Befragten haben Interesse am Kauf eines E-Autos, der niedrigste Wert jemals. Nach wie vor sind es die hohen Anschaffungskosten (82 Prozent) und die vermeintliche Reichweitenproblematik (78 Prozent). „Wenn man es nicht selbst ausprobiert hat, ist letzteres natürlich ein Kaufhindernis“, sagt Marterbauer.
Deutliche Diskrepanz
Trotz sinkender Akzeptanz erneuerbarer Energieprojekte, weniger Bereitschaft selber etwas zu ändern und der schleppenden Mobilitätswende spricht sich mehr als ein Drittel für einen Abbau umweltschädlicher staatlicher Subventionen aus. 53 Prozent sind der Meinung, dass die zukünftige Bundesregierung mehr Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs in Haushalten, Unternehmen und öffentlichen Gebäuden setzen sollte.
Die Studienergebnisse zeigen eine gewisse Diskrepanz in der Bevölkerung, sagt Studienautorin Hampl: „Während die Österreicherinnen und Österreicher dem Klimawandel mittlerweile sehr große Bedeutung zurechnen und viele die Auswirkungen bereits spüren, gehen die Akzeptanzwerte für erneuerbare Energieprojekte zurück.“ Getreu dem Motto: „Macht etwas gegen den Klimawandel, aber nicht vor meiner Haustür!“ Dagegen helfen könnte eine „faktenbasierte Bewusstseinsbildung“, meint Hampl.