Studie: Nahversorgung unter Druck

Besonders ländliche Regionen sind vom Rückgang der Lebensmitteleinzelhändler betroffen.

Die KMU Forschung Austria hat im Auftrag des Bundesgremiums Lebensmittelhandel erstmals die Situation der Nahversorgung in den österreichischen Gemeinden untersucht. So gab es im Jahr 2022 insgesamt 382 Gemeinden ohne Nahversorger. Das entspricht 18 Prozent aller Gemeinden. Im Vergleich zum Jahr davor sind 23 Gemeinden mit Nahversorger hinzugekommen. Nichtsdestotrotz bestünden erhebliche regionale Unterschiede, wie Studienleiter Wolfgang Ziniel betont.

„In städtischen Gebieten bleibt die Nahversorgung stabil, doch in ländlichen Regionen beobachten wir einen klaren Rückgang“, erklärt Christian Prauchner, Obmann des Bundesgremiums Lebensmittelhandel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). „Für viele kleinere Orte sind lokale Nahversorger jedoch unverzichtbar, um die Grundversorgung und Lebensqualität aufrechtzuerhalten.“

Insgesamt ist die Zahl der Lebensmittel­einzelhändler im ländlichen Raum um 2 Prozent gesunken, wobei der periphere ländliche Raum mit einem Rückgang von bis zu 20 Prozent besonders betroffen war. Obwohl es von 2021 auf 2022 kurzfristige Verbesserungen gab, bleibt die langfristige Entwicklung in diesen Regionen herausfordernd. 

Insbesondere kleinere Gemeinden sind gefährdet, ihre Nahversorger zu verlieren, da sich der Schwellenwert, ab dem sich ein Nahversorger in einer Gemeinde rechnet, bei einer Bevölkerung zwischen 1.000 und 2.000 Einwohnern liege, so Ziniel.

Das Bundesgremium Lebensmittelhandel appelliert daher an die Politik, Maßnahmen zur Stärkung der Nahversorgung in ländlichen Regionen zu ergreifen. „Es ist entscheidend, die Wettbewerbsfähigkeit der Nahversorger in ländlichen Gebieten durch geeignete Maßnahmen zu sichern“, betont Prauchner und fordert, vor allem den Bürokratieabbau „nicht nur zu besprechen, sondern auch endlich ins Tun zu kommen“. Weiters schlägt er vor, Überstunden steuerlich zu begünstigen, um Mehrarbeit attraktiver zu machen. Genauso wie eine deutliche Senkung der Abgaben auf Arbeit für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Um zusätzliches Personal zu mobilisieren, müsse der Zuverdienst für Pensionisten attraktiver gestaltet werden.

„Der Lebensmitteleinzelhandel spielt eine Schlüsselrolle in der Nahversorgung und ist ein wesentlicher Faktor für die Lebensqualität in ländlichen Regionen. Um diese Versorgung langfristig zu sichern, sind zielgerichtete Reformen notwendig“, so Prauchner.

AusgabeRZ42-2024

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