Sicher verwahrt in Österreich

Von der Truhe zum Tresor und vom Trick- zum Elektroschloss – das sichere Verwahren von Wertgegenständen ist seit Jahrhunderten ein Thema.

Tresor „Wertheim“, um 1878
Tresor „Wertheim“, um 1878 © Technisches Museum Wien

Prachtvolle Kleider, Juwelen, Gold, Geld und Dokumente: Wer Dinge besitzt, die wertvoll und oder ihm wichtig sind, möchte diese gerne bewahren. Etwas, das nicht immer leicht ist, denn Schätze und Geheimnisse wirken anziehend. Eine Erfahrung, die schon Dagobert Duck zuhauf machen musste. Der Geizhals aus Entenhausen zählt wohl zu den bekanntesten (fiktiven) Tresor-Besitzern der Welt. Auch wenn die wenigsten Menschen über einen Geldspeicher mit einem Becken voller Geld verfügen, um darin zu schwimmen, so sind Tresore und deren kleinerer Bruder, der Safe, zur Aufbewahrung von Wertgegenständen heute unerlässlich – sei es im Hotelzimmer, im Eigenheim, im Tresor einer Bank oder in anderen eigens zum Schutz von Wertgegenständen errichteten Unternehmen. 

Eine Vielzahl von technischen Errungenschaften – wie elektronische und mechanische Tresorschlösser, Kronenbohrschutz (gegen Angriffe mit Diamantkronenbohrer) sowie Überwachungskameras – sorgen heute dafür, dass eingelagerte Gegenstände sicher verwahrt werden. Techniken, über die unsere Vorfahren freilich noch nicht verfügen konnten. 

Historische Sperrtechniken

Diverse mechanische Verfahren zum Sichern seines angehäuften Eigentums gab es notgedrungen auch schon in früheren Zeiten. Die Palette der im Laufe der Epochen zum Einsatz gekommenen Sperrmechanismen reicht von den altägyptischen Stoßriegelverschlüssen mit Schlüsseln in Form eines Stabes über das Sperrfederschloss der Kelten bis hin zum römischen Drehschloss. Eine Technik, die von späteren Generationen in erweiterter Form wieder aufgegriffen wurde. 

Als Sicherheitsschlösser im europäischen Mittelalter fungierten sogenannte Besatzungsschlösser. Bei dieser Technik werden gebogene Eisenstäbe (Besatzungen) als Hindernisse in den Drehkreis des Schlüssels eingebaut. Dadurch wird es möglich, dass nicht jeder Schlüssel, sondern nur jener, der an den richtigen Stellen über Durchbrüche verfügt, das Schloss öffnen konnte. Die Besatzung blieb bis zu den großen Innovationen des 18. und 19. Jahrhunderts eine der wirkungsvollsten Sicherheitsmethoden.

Ansicht mit Münzfernsprechern, Postautomaten, Explosiongrafik eines Bankomaten und Tresoren
Ansicht mit Münzfernsprechern, Postautomaten, Explosiongrafik eines Bankomaten und Tresoren © Technisches Museum Wien

Trickreiche Sicherheit

In der Zeit der Renaissance waren dank der Liebe der Epoche zur Mechanik raffinierte Trickschlösser mit oftmals versteckten Schlüssellöchern und geheimen Schiebern beliebt. Im Schloss Ambras ist ein Vorhängeschloss aus Eisen aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Um das Schloss zu öffnen, mussten die Schlüssel, die zu den drei verborgenen Schlüssellöchern passen, in einer bestimmten Reihenfolge gesperrt werden. Ebenfalls in der Sammlung befindet sich ein Truhenschloss mit sechs Fallen (Verschlussvorrichtungen) und drei herzförmigen Schließen. 

Auf den Hund gekommen

Generell galten Truhen lange Zeit als das Aufbewahrungsmittel für Wertsachen. So bekamen verheirate Frauen eine Brauttruhe als Aussteuer (bis heute haben sich beispielsweise die prunkvollen Heiratstruhen der Paola Gonzaga aufgeteilt auf Klagenfurt, Millstatt und Graz erhalten), während die Zunfttruhe als Herz der Handwerkszünfte galt. In der Truhe gelagert wurden Zunftwappen, Zunftschilder, Siegel, Rechnungsbücher, Urkunden und Briefe. Außerdem fingierte die Zunfttruhe als Kassa. War man pleite oder die Aussteuer verbraucht, war man auf dem am Boden der Truhe aufgemalten Hund gekommen. Musste man auch noch die unter der bemalten Platte liegende Reservelade öffnen, so war man unterm Hund – so zumindest eine Deutung der Redensart. Einige ehemalige Zunfttruhen – wie zum Beispiel eine Zunfttruhe der Bäcker aus dem 18. Jahrhundert, die im „Paneum. Wunderkammer des Brotes“ verwahrt wird – haben die Zeiten im Museum überdauert. 

Regimentskasse, 19. Jahrhundert
Regimentskasse, 19. Jahrhundert © Technisches Museum Wien

Feuerfest & einbruchssicher

Unerlässlich waren solch verschließbare Truhen aber auch im Post- und Heereswesen. Im Technischen Museum Wien ist noch bis 31. März 2025 im Rahmen der Sonderausstellung „Cash. Der Wert des Bargeldes“ eine transportable Regimentskasse aus dem 18./19. Jahrhundert zu bewundern. Die Truhe ist aus Metall angefertigt und verfügt über einen eisernen Schließmechanismus. In direkter Nachbarschaft wurde eine österreichische Ikone der Tresortechnik von Franz Wertheim aufgestellt. 

Der österreichische Industrielle beschäftigte sich ab 1852 mit dem Bau von feuerfesten und einbruchssicheren Kassen. In den Jahrzehnten vor Wertheims Firmengründung in einer aufgelassenen Erdberger Kerzenfabrik war es unter anderem durch Erfinder wie den Engländer Robert Barron, der als erster 1778 ein Zuhaltungsschloss patentieren ließ, und das später im Grundprinzip von Jeremiah Chubb und Theodor Kromer weiterentwickelt wurde, zum rasanten Sprung in der Tresortechnik gekommen.