Zierpflanzen „Made in Austria“

Die heimische Zierpflanzenbranche hat von April bis Juni Hochsaison. Doch hinter der blumigen Kulisse müssen sich die Gärtner so mancher Herausforderung stellen.

Gärtner Werner Jedletzberger in seinem Gewächshaus mit zahlreichen Anthurien.
Werner Jedletzberger gelang es, die Heizkosten um 30 Prozent zu reduzieren. © RZ/Michaela Tebaldi

Anthurien so weit das Auge reicht – dieser Anblick bietet sich dem Betrachter, wenn er die Glashäuser von Werner Jedletzberger betritt. Klassische rote Sorten der sogenannten Flamingoblume mit ihrem markanten Blütenkolben wechseln einander mit hellgrünen, rostroten oder zartrosa Anthurien ab.

Rund 25 verschiedene Sorten kultiviert Jedletzberger unter Glas. Da Anthurien eine Ganzjahreskultur sind, herrscht in den Gewächshäusern eine konstante Mindesttemperatur von 17 bis 18 °C. Eine Herausforderung, die bei den aktuell hohen Energiekosten nicht leicht zu stemmen ist – ein Problem, das die gesamte Zierpflanzenbranche beschäftigt und nach alternativen und nachhaltigen Antworten verlangt. 

Energiekosten und andere Herausforderungen

Werner Jedletzberger ist Gärtner in fünfter Generation. Sein Betrieb blickt auf eine lange Geschichte zurück, in der sich die Anforderungen immer wieder geändert haben. Zu Beginn stand der Feldgemüsebau im Fokus, später wurde das Sortiment erweitert und entwickelte sich immer mehr in Richtung Zierpflanzen. In den 1980er-Jahren stellte sein Vater Herbert Jedletzberger komplett auf Zierpflanzen um – damals waren Spraynelken sehr gefragt.

Auch die Schnittblumenproduktion unterliegt Modetrends und ist kein statisches Geschäft. Heute werden Nelken kaum noch nachgefragt. Daher setzt der Wiener Gärtner aktuell auf Anthurien und hat sich damit in Österreich einen Namen gemacht: „Anthurien sind unser Alleinstellungsmerkmal“, erzählt Jedletzberger, der als einziger im ganzen Land diese extravagante Blume in relevanten Mengen produziert und am Wiener Blumengroßmarkt verkauft. 

Die Kultur verlangt nach warmen Temperaturen, rund ums Jahr und 24 Stunden pro Tag. Da sich die Heizkosten des an die Wiener Fernwärme angeschlossenen Betriebes mehr als verdoppelt hatten, suchte der Gärtner nach Alternativen. Er entschied sich vor vier Jahren schließlich für eine Hackschnitzelheizung, die er sich mit seinem Nachbarn, einem Gemüsebaubetrieb teilt.

Die Doppelkesselanlage mit einem angeschlossenen Puffertank war ohne Zweifel die richtige Entscheidung, ist Jedletzberger überzeugt. Ein Blick auf die Ausgaben bestätigt die Investition: Die Heizkosten sind seitdem wieder um 30 Prozent gesunken. Das alleine reicht aber nicht, um kosteneffizient hohe Pflanzenqualitäten zu produzieren. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach reduziert die Stromkosten. Um den Wärmeverlust im Winter so gering wie möglich zu halten, setzt Jedletzberger Energieschirme ein, die die Abstrahlung um 40 Prozent verringern. Das Regenwasser wird über ein Rohrsystem gesammelt und für die Bewässerung aufbereitet. Über Tropfschläuche gelangt das mit Nährstoffen angereicherte Wasser zu den Pflanzen. Sämtliche Überschüsse werden ebenfalls retour geführt, entkeimt und wieder aufbereitet. Dadurch lässt sich der Düngereinsatz um 30 Prozent reduzieren.

Regionalität ist gefragt

Sind die Abläufe einmal optimiert, bleibt immer noch das Problem der Fachkräfte, die auch im Gartenbau Mangelware sind. Denn nur wenige entscheiden sich bei der Berufswahl für die grüne Branche. Dabei ist gerade diese mehr als zukunftsträchtig, denn egal ob Schnitt- oder Balkonblumen, Stauden oder Sträucher – gerade im urbanen Gebiet gibt es keine bessere „Klimaanlage“ als Pflanzen.

Die gestiegene Nachfrage nach regionaler Ware und der anhaltende Trend der pflanzlichen Ernährung und der Selbstversorgergärten, auch wenn es „nur“ ein Balkonkisterl ist, kommt den österreichischen Gärtnern ebenfalls zugute. Solange man mit der Zeit geht und auf die Bedürfnisse der Konsumenten reagiert, kann man sich als Gartenbaubetrieb gut positionieren. 

Um die Qualität der heimischen Zierpflanzen zu unterstreichen, wurde 2020 das AMA-Gütesiegel für Blumen und Zierpflanzen ins Leben gerufen. Eine Auszeichnung, die Vertrauen beim Kunden schaffen soll. Mit 96,4 Euro pro Jahr und Kopf geben die Österreicher im europäischen Vergleich sehr viel für Pflanzen aus. Wenn es sich dabei um heimische Qualitätsware handelt, umso besser, weiß auch Werner Jedletzberger, der durch den Verkauf am Blumengroßmarkt die Wünsche seiner Kunden kennt. Bei Pflanzen „Made in Austria“ greifen Herr und Frau Österreicher besonders gerne zu.