Die Zukunft ist schwer vorherzusagen – das war schon in der Vergangenheit schwierig und gilt in einer sich immer schneller verändernden Zeit umso mehr. Und doch sind es Prognosen, die oft über den Erfolg entscheiden, etwa bei Fondsgesellschaften. Der Kepler-Fonds KAG ist es in den vergangenen 25 Jahren gelungen, Trends früh auszumachen und davon zu profitieren. „Kepler war beim Thema Nachhaltigkeit schon vor 20 Jahren Pionier. Als Lehre aus der Finanzkrise 2008 haben wir Behavioral Finance in unseren Investmentprozess integriert. Unser Handeln war immer in die Zukunft orientiert“, erklärt Michaela Keplinger-Mitterlehner, stellvertretende Generaldirektorin der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich. „Wir haben immer ein Ohr am Markt der Kunden, das ist einer der Erfolgsfaktoren von Kepler“, betont auch Kepler-Fonds-Geschäftsführer Andreas Lassner-Klein.
Zum 25-Jahr-Jubliläum ist die Fondsgesellschaft der RLB Oberösterreich mit insgesamt 18,5 Mrd. Euro anvertrauten Kundengeldern die viertgrößte KAG Österreichs. „Diese Größe erlaubt uns, Entwicklungen voranzutreiben“, freut sich Keplinger-Mitterlehner und erklärt: „An den Börsen interessiert nicht das Heute oder das Morgen, sondern eher das Übermorgen. Wir werden auch künftig die Trends mutig aufgreifen.“ Zu diesem Zweck fand auch kürzlich die Großkundenveranstaltungen „Kepler Future Summit 2023“ in Linz statt.
Arbeitsmarkt im Wandel
Megatrends auszuforschen und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft zu erkennen, das ist das Metier von Tristan Horx. Der Zukunftsforscher erklärt das Problem: „Der Weg in die Zukunft verläuft nie linear, sondern in ambivalenten Schleifen. Jeder Trend bekommt nach einer gewissen Zeit einen Gegentrend.“ Gerade durch die Krisendichte gebe es etwa in der Generation Z wieder „re-konservative Tendenzen“. Gesundheit und familiärer Zusammenhalt zählen heute wieder mehr als beruflicher Erfolg. „Die Work-Life-Balance ist für ein Drittel für einen Jobwechsel ausschlaggebend, nur 24 Prozent nennen die bessere Bezahlung als Motiv“, berichtet Horx.
Generell ist der Arbeitsmarkt in einem Umbruch, der neue Lösungen verlangt. Die Menschen leben länger, werden immer aktiver und sind konsumfreudiger als früher, aber es sind immer weniger Menschen, die in die Arbeitswelt nachrücken. „Die Arbeitsmoral ist nicht das Problem“, betont Horx, sondern es sei der demografische Wandel.
Ob man mit weniger Arbeit zu mehr Wohlstand kommen kann, darüber macht sich Franz Schellhorn, Direktor des Think-Tank „Agenda Austria“, intensive Gedanken. Die Ausgangslage ist klar: „Wir haben heute ein Wohlstandsniveau, das es so noch nie gegeben hat. Wir verspüren in Österreich jetzt aber eine große Angst, diesen Wohlstand wieder zu verlieren.“ Grund dafür seien die Inflationswelle, der Verlust an Wettbewerbskraft und die hohe Schuldenquote.
KI als neuer Helfer
In der Arbeitswelt der Zukunft wird auch die Künstliche Intelligenz einen gewichtigen Platz einnehmen, darüber sind sich die Experten einig. Wann es so weit sein wird? Ulrich Bodenhofer, Professor für Künstliche Intelligenz am Campus Hagenberg der Fachhochschule OÖ, zieht einen Vergleich: „Wir stehen heute in der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz dort, wo die Eisenbahn 1840 gestanden ist. Die Technologie ist noch am Anfang, aber das Potenzial ist da. Die Technologie funktioniert und bleibt, ist aber noch nicht perfekt.“ Angst vor Künstlicher Intelligenz müsse man jedenfalls keine haben, so Bodenhofer, denn die Technologie werde nicht zu Massenarbeitslosigkeit führen, sondern vielmehr neue Tätigkeitsfelder eröffnen und wertvolle Unterstützung für die Menschen bieten. In manchen Bereichen werde der Einsatz von Künstlicher Intelligenz zudem nie erstrebenswert – etwa in der Medizin oder Pflege – oder vernünftig sein. Manchmal reiche die Datenlage gar nicht aus, um ein großes Sprachmodell – auch ökonomisch – zu programmieren.
Wie Artificial Intelligence im Fondsmanagement unterstützen kann, das hat sich Kepler-Fonds mit dem Campus Hagenberg in den vergangenen anderthalb Jahren genau angeschaut. Heute ist sie eine der ersten Fondsgesellschaften, die Künstliche Intelligenz als Unterstützung bei Anlageentscheidungen einsetzt. Die KI trifft dabei keine vollkommen eigenständigen Entscheidungen, denn wie internationale Performancevergleiche zeigen, kann der menschliche Fondsmanager nicht ersetzt werden.
Das Problem der Artificial Intelligence ist, dass sie nur die Vergangenheit fortschreiben kann und überraschende Wendungen, wie etwa einen Zinsumschwung, nicht einberechnen kann. „Wir nutzen KI auch nicht, um die Gewinne von morgen zu erkennen, sondern um auf die Probleme der Vergangenheit und Gegenwart hinzuweisen“, erklärt David Striegl, Leiter des Aktienmanagements bei Kepler-Fonds. Dazu wird die KI mit 16 Unternehmenskennzahlen gefüttert, wodurch bereits mehr als 150 Millionen Datenpunkte ausgewertet wurden. „Diese hohe Anzahl an Informationen könnte kein Mensch so schnell lesen“, nennt Striegl einen Vorteil von KI im Investmentprozess.
Die Kooperation zwischen der FH Hagenberg und der Fondsgesellschaft wurde bereits verlängert und soll weiter intensiviert werden. „Den Ansatz, sich in eine gewisse Nische zu setzen und die menschliche Kompetenz auch einzubinden, halte ich für den besten“, unterstreicht Ulrich Bodenhofer. Derzeit wird die Aussteuerung von Value- und Growth-Aktien in einem neuen KI-Modell getestet. Auch wenn die Forschungsergebnisse hier noch offen sind, ist für Striegl schon jetzt klar: „Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist für uns ein Wettbewerbsvorteil – nicht nur in Österreich, sondern auch über die Grenzen hinaus.“ Der Pioniergeist der Kepler-Fonds KAG ist also selbst nach 25 Jahren weiterhin aktiv.