Gsöllpointner im Fokus

Das Schlossmuseum Linz widmet dem oberösterreichischen Metallgestalter Helmuth Gsöllpointner zum 90. Geburtstag eine Ausstellung.

Wie eine futuristische Skyline präsentieren sich die in Edelstahl gefertigten kleinformatigen Skulpturen aus der Sammlung der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich in der Vitrine der Ausstellungshalle im Linzer Schlossmuseum. Zu sehen sind 40 variable Objekte, die zumeist aus einfachen Grundformen wie Kubus, Zylinder oder – in einem als Eyecatcher fungierenden Fall – gar einer Pyramide geschaffen wurden. 

Durch ein Schneiden in mehrere Achsen und durch das anschließende Herausziehen der in ihnen eingeschnittenen Formen agieren die Skulpturen als Positiv-Negativ-Form-Objekte, die aus dem Grundobjekt auf ein Vielfaches der Ausgangsgröße heraus „teleskopiert“ werden konnten. Eine Technik, die Gsöllpointner bereits in den 70er-Jahren mithilfe des Materials Porit entwickelte und die er ab 1976 in Holz und schließlich erstmals 1987 mit Arbeiten in der Erodiertechnik auch in Chromnickelstahl (Edelstahl) umzusetzen begann.

Wegweisend

Auch wenn Gsöllpointner mit seinen verschiedenartigen variablen Teleskop-Plastiken über die Jahre ein Werk schuf, das laut der Kuratorin der Ausstellung, Genoveva Rückert, über die oberösterreichischen Landesgrenzen hinaus einzigartig ist, so sei ihm die gebührende Aufmerksamkeit, wie sie beispielsweise dem Werk Fritz Wotrubas oder Alfred Hrdlickas entgegengebracht wurde, jedoch nicht zuteilgeworden. Große Bekanntheit genoss und genießt Gsöllpointner vor allem in seiner Rolle als Kurator wegweisender Ausstellungen sowie aufgrund seiner Verdienste um die Kunstuniversität Linz, die heuer ihr 50. Jubiläum feiert – 1973 wurde die Kunstschule zur Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung erhoben – und deren Profil Gsöllpointner entscheidend mitgeprägt hat. 

Untrennbar ist sein Name auch mit dem 1977 realisierten Projekt „Forum Metall“, das er gemeinsam mit dem damaligen Leiter der Neuen Galerie der Stadt Linz, Peter Baum, organisierte, verbunden. Zwölf internationale Künstler waren damals eingeladen worden, Großskulpturen zu gestalten. Das Projekt erregte nicht nur international große Aufmerksamkeit, sondern hatte auch maßgeblichen Anteil am kulturellen Aufbruch der Industrie-Stadt Linz. Noch heute sind die zur damaligen Zeit entstandenen Skulpturen an der südlichen Donaulände zu bewundern. 

Für den öffentlichen Raum

Gsöllpointner selbst zeichnet als Künstler für zahlreiche Skulpturen für den öffentlichen Raum – von Korea über Russland bis Simbabwe – verantwortlich. Allein im Stadtraum Linz befinden sich sechs seiner Arbeiten, darunter beispielsweise „Spirit of Linz“, die dieser für die Hannover Messe für Industrie 1989 anfertigte und die 1993 an die Kepleruniversität überführt wurde, sowie die ebenfalls aus Chromnickelstahl bestehende Raumskulptur „Evolution“. Letztere befindet sich seit 2009 östlich des Linzer Museums Lentos und bildet heute den Beginn des Forum-Metall-Geländes. Eine Abbildung – noch in ihrer originalen Form am Vorplatz der Oberbank – ist im zur Ausstellung im Schlossmuseum erschienenen Folder zu sehen. 

Gemeinsam mit den insgesamt 65 ausgestellten Objekten soll dieser einen kurzen Überblick über das reiche Œuvre von Gsöllpointner als Künstler liefern. Ebenfalls im Folder sowie in der Ausstellung zu sehen ist eine Aufnahme der „Begehbaren Plastik“, die zum ersten Mal 1968 in der Linzer Galerie der Künstlervereinigung Maerz, als deren Präsident Gsöllpointner von 1971 bis 1976 fungierte, erlebbar war. 

Insgesamt erstreckt sich die Palette der ausgestellten Objekte von Gsöllpointners frühen Schmuckarbeiten – die dieser nach dem Besuch der renommierten Stahlschnittschule in Steyr und seiner Ausbildung an der Akademie für angewandte Kunst in der Abteilung für Metallplastik und Industrieformgebung schuf – bis hin zu seinem Alterswerk „Stabräume“. Entstanden sind diese 2023 im Vorfeld der Ausstellungseröffnung. 

AusgabeRZ40-2023

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