RBI-CEO: „Wir haben gute Fortschritte gemacht“

Die Raiffeisen Bank International gibt ein Update über das laufende Geschäftsjahr und die Situation in Russland. CEO Johann Strobl sieht die RBI in einer „sehr starken Position“, um eine Dividende für 2022 auszuschütten.

Die Raiffeisen Bank International hat in den ersten drei Quartalen 2023 ein Konzernergebnis in Höhe von 2,114 Mrd. Euro erzielt, das ist ein Rückgang um fast 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Gewinn ohne Russland, Belarus und Bulgarien verbesserte sich hingegen um 26 Prozent auf 1,036 Mrd. Euro. Die Kernerträge (Zins- und Provisionsüberschuss) des Geschäfts ohne Russland und Belarus stiegen gegenüber der Vorjahresperiode um zwanzig Prozent. „Wir sind mit dem Verlauf der ersten drei Quartale sehr zufrieden. Die gute Ertragsentwicklung hat sich auch im dritten Quartal fortgesetzt. Gleichzeitig kommt die Rückführung unseres Russlandgeschäfts weiter gut voran“, erklärt Johann Strobl, Vorstandsvorsitzender der RBI. 

Rückführung in Russland

Die RBI hat auch im dritten Quartal 2023 ihr Russlandgeschäft weiter reduziert. Seit Jahresbeginn wurde das Kreditvolumen in Russland um 30 Prozent zurückgefahren. Zum Halbjahr 2023 hatte der Rückgang 21 Prozent betragen. Mit einem Kreditvolumen von rund 6,3 Mrd. Euro ist die Raiffeisenbank Russland mittlerweile nur noch die viertgrößte Tochterbank der RBI. Darüber hinaus hat die RBI ihr Zahlungsverkehrsgeschäft mit Russland reduziert und alle Geschäftsbeziehungen mit russischen Korrespondenzbanken, mit Ausnahme ihrer Tochter Raiffeisenbank Russland, beendet. „Wir arbeiten weiterhin an Optionen, die zur Dekonsolidierung führen – entweder über Verkauf oder Abspaltung. Dabei sind wir auf zahlreiche regulatorische Genehmigungen von russischen und europäischen Behörden angewiesen und können somit das Tempo nur sehr bedingt beeinflussen“, erläutert Strobl. Der angepeilte Zeitpunkt für eine Abspaltung oder einen Ausstieg aus Russland mit 31. Dezember 2023 hält der CEO aktuell für „sehr unwahrscheinlich“. Die Bank müsse erst die Möglichkeiten für einen Verkauf ausschöpfen, bevor man sich für eine Abspaltung entscheide, so Strobl. Generell seien beide Optionen – ein Verkauf oder eine Abspaltung des Russland-Geschäfts – noch völlig offen. Strobl bittet um Verständnis, nicht weiter ins Detail gehen zu können, versichert aber: „Bei beiden Optionen haben wir gute Fortschritte gemacht. Wir sind immer noch in einer eher optimistischen Stimmung.“

80 Cent Dividendenvorschlag

Die stabilen Ergebnisse, die geringen Risikokosten und die weitere Stärkung der Kapitalposition sind die Gründe, warum der RBI-Vorstand am 21. November 2023 bei einer außerordentlichen Hauptversammlung über eine Dividende von 80 Cent pro Aktie abstimmen lässt. „Es ist uns wichtig, dass unsere Shareholder an unseren exzellenten Ergebnissen 2022 partizipieren. Und die RBI ist in einer sehr starken Position, um unsere Aktionäre zu entlohnen.“ 

Die RBI hat im dritten Quartal ihre Kapitalausstattung weiter gestärkt. Unter Berücksichtigung des Periodenergebnisses aus den ersten drei Quartalen 2023 ergibt sich eine harte Kernkapitalquote von 16,5 Prozent, wobei die vorgeschlagene Dividende für 2022 bereits berücksichtigt ist. Die harte Kernkapitalquote im Falle einer Dekonsolidierung der russischen Tochterbank ohne Berücksichtigung ihres Eigenkapitals hätte am Quartalsende 14,4 Prozent betragen und wäre damit deutlich über den regulatorischen Vorgaben gelegen. 

Rückgang der Risikokosten 

In der Berichtsperiode lagen die Wertminderungen auf finanzielle Vermögenswerte mit 251 Mio. Euro signifikant unter dem Wert der Vergleichsperiode von 721 Mio. Euro. Weiterhin dominierend sind die Risikovorsorgen in Osteuropa aufgrund des noch immer andauernden russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Die Risikokosten beliefen sich in Osteuropa insgesamt auf 225 Mio. Euro nach 569 Mio. Euro in der Vorjahresperiode, dabei entfielen auf Russland 147 Mio. Euro (Vorjahresperiode: 299 Mio. Euro) und auf die Ukraine 74 Mio. Euro (Vorjahresperiode: 247 Mio. Euro). 

Das Kundengeschäft ist für die RBI – trotz wirtschaftlicher Stagnation in vielen Ländern – im dritten Quartal positiv verlaufen. Im Vergleich zum Vorquartal sind die Kundenkredite um ein Prozent auf 95,0 Mrd. Euro gestiegen und die Verbindlichkeiten gegenüber Kunden um zwei Prozent auf 103,7 Mrd. Euro – beide Zahlen exklusive Russland und Belarus. Der schwächelnde Industriesektor in Zentraleuropa und Deutschland ermöglicht auch in Osteuropa nur ein beschränktes Wirtschaftswachstum. Für Zentraleuropa wird heuer ein Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent erwartet, in Südosteuropa ein Plus von 2,1 Prozent; im kommenden Jahr rechnet die RBI mit einem Plus von 2,5 Prozent und 3,2 Prozent.

Stabiler Ausblick 

Für das Gesamtjahr erwartet die RBI weiteres Wachstum im Kundengeschäft. Die RBI geht davon aus, dass die Forderungen an Kunden um rund 2 Prozent wachsen – ohne Russland und Belarus. Der Zinsüberschuss dürfte im Jahr 2023 zwischen 4,2 und 4,3 Mrd. Euro (zwischen 5,6 und 5,7 Mrd. Euro – die Angaben in Klammern beziehen sich auf die bestehende geografische Positionierung) und der Provisionsüberschuss bei rund 1,8 Mrd. Euro (zwischen 2,9 und 3,0 Mrd. Euro) liegen. Die Verwaltungsaufwendungen werden in Höhe von rund 3,1 Mrd. Euro erwartet (rund 4,0 Mrd. Euro), was zu einer Cost/Income Ratio von rund 50 Prozent (43 bis 45 Prozent) führen dürfte. Die Neubildungsquote bei den Risikokosten – vor Berücksichtigung von Overlays – dürfte rund 30 Basispunkte (rund 40 Basispunkte) betragen. Der Konzern-Return-on-Equity dürfte 2023 voraussichtlich bei rund 10 Prozent (rund 16 Prozent) liegen. 

Die harte Kernkapitalquote der gesamten RBI-Gruppe wird bei rund 16,5 Prozent erwartet. Ohne Belarus und unter Annahme einer Endkonsolidierung der russischen Einheit zum Kurs-Buchwertverhältnis von Null würde die harte Kernkapitalquote über 13,5 Prozent liegen. Jegliche Entscheidung über eine Dividendenausschüttung werde von der Kapitalposition des Konzerns ohne Russland abhängen, heißt es von der RBI. Die mittelfristigen Ziele für Return-on-Equity und Ausschüttungsquote bleiben aufgrund der gegenwärtigen Unsicherheiten in Osteuropa ausgesetzt. 

AusgabeRZ45-2023

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