„Kleine Schritte bringen Sicherheit“ 

Auf der Fachtagung Innenrevision wurde in Salzburg über die Einsatzmöglichkeiten von KI diskutiert. Das Thema Datenmanagement wird dabei immer wichtiger.

„Einen Prototypen zu entwickeln, geht oft schnell. Der Weg einer skalierbaren Lösung ist aber steinig.“

Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) ist zwar in aller Munde, allerdings noch selten im Einsatz. Neben aktuellen Entwicklungen rund um die Revisionsarbeit rückte bei der Fachkonferenz Innenrevision des Raiff­eisen Campus das Thema KI deshalb in den Fokus. Manuel Schwarzinger, Bereichsleiter IT und Digitalisierung bei der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, betonte bei seinem Vortrag vor rund 90 Revisoren in Salzburg, dass KI ohne Daten nutzlos sei. „Die Technologie hat sich in den vergangenen Jahren unter anderem so rasant entwickelt, weil immer mehr Daten zur Verfügung stehen. Das Datenmanagement wird immer wichtiger, man muss seinen Datenhaushalt im Griff haben“, sagte Schwarzinger. Die Verantwortung müsse klar geregelt und an einer zentralen Stelle angesiedelt werden. 

Vor allem die generative KI, die Texte verfassen und Bilder oder Videos erzeugen kann, biete für Banken viel Potenzial, so Schwarzinger. Ob Marketing, Kundensupport oder Finanzberatung: Es gebe keinen Bereich, wo KI nicht zum Einsatz kommen könnte. Schwarzinger zitierte den geistigen Vater des modernen Genossenschaftsprinzips Friedrich Wilhelm Raiffeisen: „Was der Einzelne nicht vermag, das vermögen viele.“ Schwarzinger betonte: „Wir sehen Künstliche Intelligenz als Erweiterung der vielen.“ Allerdings sei die Technologie kein Selbstzweck. Es brauche eine rahmengebende KI-Strategie, die menschliche und Künstliche Intelligenz verbindet. Denn Sprachmodelle wie GPT-4 von OpenAI können zwar die menschliche Sprache auf einem hohen Niveau simulieren, haben aber kein Bewusstsein. Die Antworten werden auf Basis von Mustern erzeugt. „Der gesunde Menschenverstand muss eingeschaltet sein“, sagte Schwarzinger. „Wir können Künstliche Intelligenz beispielsweise einsetzen, um repetitive Tätigkeiten zu reduzieren oder als Unterstützung bei der Erstellung von Inhalten.“ So gibt es in der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich einen „Digitalen Kollegen“ für die Suche in internen Wissensdatenbanken. 

Und wie geht man ein KI-Projekt am besten an? „Einen Prototypen auf Basis einer Idee zu entwickeln, geht oft schnell. Der Weg zu einer skalierbaren Lösung ist aber steinig“, erläuterte Schwarzinger. „Man muss nicht auf die bahnbrechende Entwicklung warten, kleine Schritte sind überschaubar und bringen Sicherheit und Erfahrung.“ 

Gruppenbild der Teilnehmer der Fachtagung Innenrevision
Zur „Fachtagung Innenrevision“ kamen rund 90 Teilnehmer aus ganz Österreich nach Salzburg. © Daniel Prieto Taladrid

Das bestätigte auch Matthias Lehneis, Consultant und KI-Experte bei der Hamburger Beratungsfirma zeb, mit Blick auf die Revisionsarbeit. „Es wird nicht die eine große KI-Lösung in der Revisionsarbeit geben, es handelt sich eher um kleine, repetitive Aufgaben.“ Lehneis ist sich sicher: „KI wird die Revisionsarbeit mit aufgabenspezifischen Lösungen unterstützen.“ So können beispielsweise Sprachmodelle lange und komplexe Dokumente nutzerfreundlich zusammenfassen und bei der Recherche und Sichtung innerhalb der Dokumente helfen. Auch können die Modelle bei der Ausformulierung von Berichten unterstützen. 

KI zur Verteidigung nutzen

Über allem steht dabei das Thema Datenschutz. „Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass eingegebene vertrauliche Inhalte weiterverwendet werden“, sagte Schwarzinger.  Dieses Problem lasse sich aber durch firmeninterne, private Angebote von Large Language Models lösen. Für Raiffeisen komme vor allem die Umsetzung von eigenen Anwendungsfällen mit Nutzung von KI-Services vom Markt in Frage. „Auf diesem Klavier müssen wir als Raiffeisen spielen.“ Die Entwicklung von KI-Modellen werde nur wenigen großen Tech-Unternehmen vorbehalten sein. 

Auch das Thema Cyber Security werde immer wichtiger. „Das Angriffspotenzial wird durch KI größer. Wir müssen dabei eine Waffengleichheit herstellen. Wenn Angreifer die Technologie nutzen, müssen wir KI zur Verteidigung nutzen.“ Schwarzinger betonte: „Wir sind gut aufgestellt, aber die Bedrohung nimmt zu.“

AusgabeRZ22-24

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