Ein Drittel der 10- bis 18-Jährigen bekommt das Taschengeld mittlerweile elektronisch. Studien zeigen, dass nur die Hälfte in dieser Altersgruppe einen Überblick hat, wofür das Geld ausgegeben wird. Und ein Fünftel der Eltern fühlt sich in der Vermittlung von Finanzwissen unwohl oder gar überfordert und hat Schwierigkeiten, Finanzthemen zu vermitteln. „Diese Erkenntnisse geben schon Anlass zur Sorge“, betont Michael Höllerer, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien.
Aus dieser Sorge heraus hat man in der RLB NÖ-Wien vor zwei Jahren begonnen, an einer Lösung für Kinder und Jugendliche zu tüfteln. „Finanzbildung wird sehr oft nur theoretisch und in Schulen auch zu wenig betrachtet. Als Bankengruppe für die Menschen wollen wir Finanzbildung greifbar machen“, sieht Höllerer einen gesellschaftlichen Auftrag für Raiffeisen. Gemeinsam mit Lehrlingen hat man schließlich die App „Raiffeisen Junior“ entwickelt, die seit Ende Juni in Wien und Niederösterreich erfolgreich im Einsatz ist. „Raiffeisen Junior wird sehr gut angenommen und wir haben gute Kritiken“, zeigt sich Höllerer stolz.
Die positive Resonanz ist auch der Grund, warum die App nun auch in der Raiffeisenbankengruppe Burgenland ausgerollt wird und ab sofort in allen burgenländischen Raiffeisenbanken beantragt werden kann. „Als kleinste Landesbank in Österreich haben wir eine enge Kooperation mit Niederösterreich-Wien. Wir haben ein gemeinsames Rechenzentrum, eine gemeinsame Ausbildung und seit einiger Zeit auch eine Produktentwicklung. Es ist ein tolles Produkt, das wir der Jugend anbieten können“, freut sich Rudolf Könighofer, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Burgenland.
Vollr Transparenz
Ziel ist, dem nachwachsenden Markt den richtigen Umgang mit Geld näherzubringen und die Eltern bei dieser Wissensvermittlung zu unterstützen. Die App ist mit dem Konto zumindest eines Elternteils gekoppelt, damit ist sichergestellt, dass sie die volle Transparenz über die finanziellen Aktivitäten der Kinder behalten. Im Rahmen der mit den Eltern vereinbarten Grenzen kann im Einzelhandel an NFC-fähigen Kassen mittels eigener Debitkarte bezahlt werden. Zusätzlich können Kinder und Jugendliche Überweisungen tätigen, die von den Eltern freigegeben werden. Über die App kann das Kind aber auch Geldanfragen an die Eltern stellen.
Wesentlich sind jedoch die Sparfunktionen, wie Höllerer betont: „Wir wollen dem Thema Sparen wieder neue Bedeutung geben und den Kindern spielerisch Sparen lernen. Wenn man den Eltern im Haushalt hilft, bekommt man etwas überwiesen.“ Das intuitive Design der App ermöglicht eine kinderleichte Bedienung. Durch den Gamification-Effekt – beispielsweise mit der Aufgabenfunktion – kann das Thema Finanzen spielerisch erlernt werden. Mit festgelegten Sparzielen lernen Kinder und Jugendliche früh einen sorgsamen Umgang mit Geld.
Digital und regional
„Als Raiffeisenbankengruppe werden wir immer lokale Präsenz zeigen, aber es ist uns auch wichtig, die Kunden digital abzuholen und sie über alle Kanäle perfekt zu bedienen“, erklärt Michael Höllerer. Das gelingt auch, wenn man sich die Zahlen des Digital Banking anschaut: 2,6 Millionen Menschen nutzen Elba und heuer zählt man rund 600 Mio. Zugriffe. Täglich werden dabei rund 260.000 Transaktionen getätigt. „Wir haben damit die am weitverbreitetste Finanzdienstleistungs-App in Österreich“, unterstreicht Höllerer.
Für „Raiffeisen Junior“ gibt es keine quantitativen Zielbilder betreffend Nutzer oder Zugriffe. Das Ziel liege sehr stark im qualitativen Bereich, also im positiven Feedback der User. Gerade der nachwachsende Markt wird als Investment für die Zukunft betrachtet. Es geht darum, frühzeitig die nachwachsende Generation mit der Marke Raiffeisen in Verbindung zu bringen.