Wahrscheinlich hatte jeder schon einmal eine Mail von einer Bank im Postfach, bei der man eigentlich gar kein Kunde ist, aber seine Daten trotzdem aktualisieren sollte. Fragwürdige Satzstellungen, Rechtschreibfehler oder eine ungewöhnliche Absendeadresse entlarven solche Mails schnell als Betrugsversuch. Aber die Kriminellen schlafen nicht und machen sich genauso neue Technologien wie KI zunutze, um ihre Täuschungsmethoden zu verbessern.
„Cyberkriminalität ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen und betrifft alle Bevölkerungsgruppen. Die fortschreitende Digitalisierung des Zahlungsverkehrs macht die Finanzdienstleistungsbranche als Ziel für Cyberangreifer besonders interessant“, weiß Robert Holzmann, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB).
Umso wichtiger ist es, über die verschiedenen Zahlungsinstrumente und deren Nutzung Bescheid zu wissen. Aus diesem Grund hat die OeNB die sektorübergreifende Initiative „Sicher Bezahlen“ gestartet. „Der OeNB ist es wichtig, die Sicherheit im digitalen Zahlungsverkehr zu verstärken. Dazu ist eine übergreifende institutionelle Zusammenarbeit notwendig. Wir freuen uns, dass bereits zum Start der Initiative viele Institutionen und Banken mit an Bord sind“, unterstreicht Petia Niederländer, Direktorin der OeNB-Hauptabteilung Zahlungsverkehr, Risikoüberwachung und Finanzbildung.
Enger Austausch
Auf der Website sicher-bezahlen.at stehen ab sofort wesentliche Informationen rund um das Thema „Sicherer Umgang mit Zahlungsmitteln“ zur Verfügung. Zudem werden aktuelle Betrugsmaschen beschrieben und hilfreiche Adressen bei einem tatsächlichen Betrugsfall aufgelistet. Gebündelt wird das Wissen von insgesamt 15 Partnern, darunter die Watchlist Internet, die Finanzmarktaufsicht sowie alle großen Bankinstitute wie auch Raiffeisen.
Wie wichtig es ist, die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren, betont auch Johannes Weinzierl, Leiter des Expertenteams für Zahlungsverkehr, Konto und Karte für die Raiffeisenbankengruppe Österreich: „Man kann auf die Gefahren und möglichen Betrugsmaschen im Internet nicht oft genug hinweisen. Kernstück der Initiative sind Tipps zur Prävention möglicher Risiken, dazu gehören vor allem omnipräsente Gefahren wie Phishing oder aktuelle Betrugsmaschen. Der enge Austausch mit anderen Instituten, Behörden und Institutionen ist besonders wertvoll, darauf legen wir großen Wert.“
Fokus Jugend
Unterstützt wird die Initiative „Sicher Bezahlen“ auch von den Österreichischen Jugendinfos. „Viele junge Erwachsene wünschen sich heute, dass sie in der Schule mehr Finanzbildung gelernt hätten. Das stellen wir auch in Gesprächen, Workshops und in Umfragen mit Jugendlichen immer wieder fest. Daher begrüßen wir alle Initiativen, die darauf abzielen, die Finanzkompetenz von jungen Menschen zu stärken“, sagt Aleksandar Prvulović, Geschäftsführer der Österreichischen Jugendinfos.
Nicht ohne Grund tappen in Österreich immer mehr junge Menschen in die Schuldenfalle. Die verschiedenen Bezahlmöglichkeiten und der Trend hin zu „jetzt kaufen, später bezahlen“ beflügeln diese Entwicklung. Genauso müsse man sich von der Vorstellung verabschieden, dass alle jungen Menschen „Digital Natives“ sind: „Nur weil man das Handy jeden Tag nutzt, hat man nicht gleich die Kompetenzen, die man heute braucht. Junge Menschen haben große Probleme damit, die Vertrauenswürdigkeit von digitalen Quellen richtig einzuschätzen“, weiß Prvulović.
Optimierte Systeme
Nicht nur stärkeres Bewusstsein bei den Kunden hilft bei der Betrugsvermeidung, auch die Banken selbst treffen Vorkehrungen, um Betrügereien im Zahlungsverkehr zu vermeiden. Bei Raiffeisen beschäftigt man sich mit dem Thema auf drei Ebenen, erklärt Weinzierl: „Einerseits werden natürlich unsere Systeme und Prozesse kontinuierlich geprüft und optimiert, um sicherzustellen, dass wir unseren Kunden jederzeit das modernste und sicherste Banking-Erlebnis bieten können. Wir legen zudem großen Wert darauf, dass unsere Mitarbeiter entsprechend regelmäßig zum Thema Sicherheit und Betrugsbekämpfung informiert und geschult werden. Ein großer Fokus liegt aber auch in der Präventionsarbeit für unsere Kunden. So informieren wir zum Beispiel via Mein Elba und via App über aktuelle Betrugsmaschen.“
Kommt es doch zum Ernstfall und die Bezahlkarte ist weg – verloren oder gestohlen – nützt nur mehr ein Anruf bei der Sperrhotline. „Anschließend sollte man umgehend Kontakt mit der eigenen Bank aufnehmen, um weitere Schritte gemeinsam zu besprechen und einzuleiten, wie beispielsweise den Versuch der Rückholung überwiesener Beträge. Jede Minute kann hier entscheidend sein. Wir empfehlen außerdem, jeden Vorfall ausnahmslos auch bei der nächsten Polizeidienststelle anzuzeigen, damit Ermittlungen eingeleitet werden können“, so Weinzierl.