Die Kennzeichnung „Made in Austria“ wird über die Grenzen Österreichs hinweg mit Qualität assoziiert. Nicht ohne Grund erfreuen sich heimische Lebensmittel auch im Ausland seit Jahren großer Beliebtheit. Die Nachfrage war auch im abgelaufenen Jahr ungebrochen: Im Zeitraum Jänner bis September 2024 erreichte der Gesamtwert der Agrarexporte laut vorläufigen Ergebnissen der Statistik Austria 12,65 Mrd. Euro, was einer minimalen Steigerung zum Vorjahr von 0,4 Prozent entspricht. Die Exportmenge konnte um 7,0 Prozent gesteigert werden.
„Man sieht eine stabile Entwicklung“, stellte Christina Mutenthaler-Sipek, Geschäftsführerin der Agrarmarkt Austria (AMA)-Marketing, bei der Präsentation der aktuellsten Agrarexportdaten im Rahmen der Grünen Woche in Berlin fest. Weil gleichzeitig auch die Menge an importierten Agrarprodukten um 10,8 Prozent und deren Wert um 7,9 Prozent auf 13,89 Mrd. Euro stieg, hat sich Österreichs Defizit im Agrar-Außenhandel jedoch deutlich ausgeweitet: So betrug die Differenz in den ersten drei Quartalen 2024 minus 1,2 Mrd. Euro gegenüber minus 285 Mio. Euro in der Vorjahresperiode (+321,05 Prozent). Mutenthaler-Sipek stellte dem entgegen, dass die Agrar-Außenhandelsbilanz traditionell negativ ausfalle und der Handel mit dem wichtigsten Partner Deutschland zugelegt hat.
„Sehr, sehr gutes Image“
Tatsächlich ergab sich mit dem Nachbarland ein positiver Außenhandelssaldo in Höhe von 383 Mio. Euro. Verantwortlich dafür war der Export an alkoholfreien Getränken wie Energy Drinks, die zwar mit 552,83 Mio. Euro den größten Stellenwert innehaben, jedoch ein Minus von 11,7 Prozent verzeichneten. Darüber hinaus kommen bei den Deutschen neben Käse (-2,3 Prozent), anderen Lebensmittelzubereitungen (+8,9) und Tierfutter (+19,1) vor allem Würste, Speck und Fleischzubereitungen (+16,2) besonders gut an. Das liege laut Mutenthaler-Sipek vor allem an der heimischen Qualität: „Wir haben ein sehr, sehr gutes Image.“ Eine tragende Rolle spielt dabei nicht zuletzt die Kontrolle bei Betrieben mit Gütesiegel. Im vergangenen Jahr seien rund 28.000 Betriebskontrollen durchgeführt worden: „Das heißt, alle 20 Minuten findet eine AMA-Kontrolle statt“, so die Geschäftsführerin der AMA-Marketing.
Weiters reihen sich Backwaren, Rindfleisch und Geflügelfleisch in die Top-Exportgüter mit Destination Deutschland ein. Bei den Schweinefleisch-Exporten, die an sich auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau rangieren, verzeichnete man einen massiven Zuwachs: Der Wert steigerte sich auf 40,43 Mio. Euro (+93,7 Prozent), die Menge auf 11.518 Tonnen (+122,3). „In Deutschland gab es aufgrund des kontinuierlichen Rückgangs an Tierbeständen durch Schlachtungen regionale Versorgungsengpässe“, erklärte Julia Göschelbauer, Leiterin Exportmarketing der AMA-Marketing. Diese Engpässe seien mit österreichischem Schweinefleisch ausgeglichen worden.
Deutsche bleiben wichtigster Exportpartner
Unterm Strich bleibt Deutschland mit rund 4,95 Mrd. Euro und damit einem Anteil von 39,2 Prozent der mit Abstand wichtigste Markt für österreichische Agrarexporte. Von Jänner bis September 2024 stiegen sowohl die Exportmengen (+9,1 Prozent) als auch die -umsätze (+3,6 Prozent), während die Importe aus Deutschland stagnierten.
Zweitwichtigstes Exportland Österreichs ist trotz einem leichten Wertrückgang von minus 3,1 Prozent weiterhin Italien. Der Außenhandel mit Ungarn blieb nahezu unverändert (-0,5 Prozent), während die Exporte in die Schweiz leicht sanken (-1,4). Positive Entwicklungen in den ersten neun Monaten zeigten sich hingegen bei den Exporten nach Polen (+7,5 Prozent) und Rumänien (+12,1).
Prozentuell eingebrochen sind die Exportaktivitäten in die Vereinigten Staaten – hier steht ein sattes Minus von 31,3 Prozent zu Buche. Das liegt vor allem daran, dass österreichische Getränkehersteller mit Zielmarkt USA ihre Produktion vermehrt dorthin verlagern, um wirtschaftliche Vorteile vor Ort zu nutzen. So betreibt etwa Red Bull gemeinsam mit seinem Abfüllpartner Rauch seit geraumer Zeit eine eigene Abfüllanlage in den USA.
Agrar-Anteil am Gesamtexport verdoppelt
Langfristig betrachtet haben sich Agrarexporte zu einem wesentlichen Fundament der Gesamtexporte Österreichs entwickelt. So hat sich deren Anteil seit 1995 von 4,2 auf aktuell 8,8 Prozent mehr als verdoppelt. Spürbare Ausschläge nach oben gab es immer wieder in schwierigen Zeiten, beispielsweise während der Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2009 oder zu Beginn der Coronakrise 2019. Aufgrund der spürbaren Rezession in Europa ging der Anteil der Agrarexporte auch 2024 nach oben. „Die Entwicklungen zeigen, dass sich der Agrarsektor als stabiler Anker der österreichischen Exportwirtschaft in turbulenten Zeiten erweist“, betonte Mutenthaler-Sipek in Berlin.