Nächtigungen auf Rekordniveau

Das Jahr 2024 wird zur neuen Nulllinie in der Tourismusstatistik.

„2024 war das erfolgreichste Tourismusjahr, das wir bisher hatten“, freut sich Susanne Kraus-Winkler, Staatssekretärin für Tourismus. Die Nächtigungen in Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen stiegen im Vergleich zu 2023 um 2,1 Prozent auf 154,3 Millionen und haben damit den bisherigen Höchstwert des Jahres 2019 um 1 Prozent übertroffen. Auch die Ankünfte sind 2024 gestiegen: Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Zahl der Gäste um 3,3 Prozent auf 46,71 Mio. zu, im Vergleich zum Jahr 2019 zudem ein Plus von 1,1 Prozent.

„Besonders freut es mich, dass wir ein leichtes Wachstum bei den Inlandsgästen haben und ein starkes Wachstum bei den Auslandsgästen und den Fernmärkten“, so Kraus-Winkler weiter. Übernachtungen von internationalen Gästen stiegen auf 114,04 Mio. (+2,5 Prozent) und die Nächtigungen von österreichischen Gästen nahmen um 0,9 Prozent auf 40,25 Mio. zu.

Dennoch müsse man mit Rekordzahlen im Tourismus vorsichtig umgehen, mahnt die Staatssekretärin. Die Ertragssituation der Tourismusbetriebe hat sich nämlich – trotz der guten Auslastung – leicht verschlechtert. „Die Betriebe haben zwar grosso modo die Preise erhöht, konnten damit aber mehrheitlich nicht wirklich die gestiegenen Kosten abdecken.“ Die eigenen Mehrkosten bei Energie und Personal können nur teilweise an Gäste weitergegeben werden. 

„Nächtigungen sind eine physische Größe und sagen nur bedingt etwas über Umsätze und Einnahmen der Betriebe aus“, betont auch Peter Laimer, Tourismus-Experte und stellvertretender Leiter der Direktion Raumwirtschaft bei der Statistik Austria. Zudem sei nicht zu vergessen, dass weder Gastronomie noch Tagestourismus in dieser Statistik berücksichtigt werden.

Kaiser Tirol

Richtet man den Blick auf die Bundesländerverteilung, zeigt sich: „Tirol bleibt der Nächtigungskaiser.“ Fast ein Drittel aller Nächtigungen wurde dort verbucht. Nimmt man Salzburg dazu, zählt man gemeinsam etwas mehr als 80 Mio. Nächtigungen und damit etwas mehr als die Hälfte aller Nächtigungen. In beiden Bundesländern sind die Nächtigungen im Vorjahresvergleich gestiegen (Tirol: +1,6 Prozent; Salzburg: +0,1 Prozent). Im Vergleich zum bisherigen Rekordjahr 2019 gab es die höchsten Zuwächse in Wien (+7,2 Prozent), der Steiermark (+5,1 Prozent) und im Burgenland (+4,6 Prozent).

Deutschland ist mit 38 Prozent Anteil nach wie vor das wichtigste Herkunftsland, gefolgt von Österreich mit 26 Prozent und den Niederlanden mit 7,2 Prozent. Mehr als 71 Prozent der Nächtigungen entfallen laut Laimer auf diese drei Länder. 

Einen Rekord gab es bei Gästen aus den USA, die mit 2,38 Mio. Nächtigungen den höchsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen erreichten. Auch Gäste aus dem asiatischen Raum nächtigten wieder deutlich häufiger als noch im Vorjahr, erreichten das Niveau des Jahres 2019 jedoch nicht. Im Jahr 2024 gingen 3,37 Mio. Nächtigungen auf Gäste aus Asien zurück, 2023 waren es 3,15 Mio. (+7,1 Prozent), 2019 4,74 Mio. (−28,9 Prozent).

Segmentierte Nachfrage

Am beliebtesten bei Reisenden sind 5- und 4-Sterne-Hotels mit einem Anteil von rund 35 Prozent oder 54,63 Mio. Nächtigungen der gesamten Nächtigungen, ein Plus von 4,1 Prozent im Vergleich zu 2023 und ein Zuwachs von 0,5 Prozent verglichen mit 2019. Auf Platz zwei folgen 3-Sterne-Hotels mit 29,5 Mio. Nächtigungen und Privatunterkünfte mit 23,1 Mio. Nächtigungen. 

Gewerbliche Ferienwohnungen und -häuser verzeichneten ein deutliches Plus: 20,21 Mio. Nächtigungen bedeuten eine Zunahme um 8,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, im Vergleich zu 2019 stiegen die Nächtigungen hier fast um die Hälfte (+46,2 Prozent). „Das ist auch der Tatsache geschuldet, dass es bei den Kapazitäten deutliche Zuwächse gab“, erklärt Laimer.

Sieht man sich an, wer in welchen Unterkünften nächtigt, zeigen sich verschiedene Nachfragesituationen, erläutert Staatssekretärin Kraus-Winkler: „Der 1- und 2-Sterne-Bereich hat ein leichtes Plus bei den Auslandsgästen, aber ein hohes Minus bei den Inlandsgästen. Ähnlich auch im 3-Sterne-Segment. Man sieht, der Inlandsgast tendiert sehr stark in die 4- und 5-Stern-Hotellerie. Bei den gewerblichen Ferienwohnungen ist die Nachfrage aus dem Ausland wesentlich stärker als aus dem Inland.“ Demnach müsse man diese Entwicklungen genau beobachten, um letztendlich auch die richtigen Investitionsentscheidungen auf der Betriebsebene treffen zu können. 

Städte boomen

Der Städtetourismus erreichte ebenfalls ein neues Rekordniveau. In Wien und den Landeshauptstädten gab es 2024 insgesamt 27,5 Mio. Nächtigungen, um 7 Prozent mehr als 2023 und um 5,8 Prozent mehr als 2019. Insbesondere Wien erreichte mit 18,86 Mio. Nächtigungen einen neuen Rekordwert (+9,3 Prozent), gefolgt von Salzburg (3,14 Mio.) und Innsbruck (1,90 Mio.). Prinzipiell verzeichneten alle Städte einen Zuwachs. 

Gute Verteilung

Nicht außer Acht lassen dürfe man, dass Gäste­rekorde und wachsender Tourismus für die heimische Bevölkerung belastend sein können, etwa wenn der Eindruck von Überfüllung, Lärm oder Unsicherheit entsteht, weiß Kraus-Winkler: „Das Phänomen ‚Overtourism‘ haben wir nur auf ein paar Hotspots beschränkt.“ Als traditionelles Tourismusland gelinge es Österreich, die starke Nachfrage gut zu verteilen. „Wir wissen aber, dass es in Zeiten wie diesen noch wichtiger ist, die regionale Bevölkerung mitzunehmen“, so die Staats­sekretärin. 

Deshalb wurde auch gesetzlich verankert, dass die Statistik Austria fortan mehr als 10.000 Befragungen pro Jahr zum Stand der Tourismusakzeptanz durchführt. Außerdem unterstützt das Staatssekretariat für Tourismus aktuell 17 Regionen dabei, Konzepte für ausbalancierteren Tourismus zu entwickeln und umzusetzen. 

Wachstum erwartet

Aufgrund der Ergebnisse sehen Experten das Jahr 2024 als neue Nulllinie in der Tourismusstatistik, sagt Staatssekretärin Kraus-Winkler. Damit werde das Vor-Corona-Jahr 2019 als Referenzwert abgelöst. Für das aktuelle Jahr erwartet man, dass sich die Erträge der Betriebe wieder ins Positive drehen. „Vor allem, weil die Energiekosten weiter gesunken sind und sich die Personalkosten wieder langsam einpendeln“, sagt Kraus-Winkler. Generell würden die Zeichen im Tourismus weiterhin auf Wachstum stehen, alleine für Europa erwarte man ein Wachstum von hohen einstelligen Prozentsätzen. 

Natürlich werde es 2025 auch Herausforderungen geben: „Es wird mehr Wettbewerb geben. Es wird noch stärker um das Preis-Leistungsverhältnis gehen. Wodurch davon auszugehen ist, dass die Preise nicht im selben Ausmaß wie in den vergangenen Jahren steigen werden.“ Aber Reisen stehen auf der Bedürfnisliste ganz oben. Bevor beim Urlaub gespart wird, spart man zuerst überall anders. „International geht man jedenfalls davon aus, dass 2025 eines der interessantesten Jahre in der Geschichte des Reisens sein wird“, freut sich Staatssekretärin Kraus-Winkler.

AusgabeRZ6-2025

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