Lagerhaus: Weibliche Führung fördern

Weil es nach wie vor an Frauen in leitenden Positionen mangelt, hat die RWA das neue Förderprogramm „RWA.Zukunft.Frauen“ ins Leben gerufen. Mit der ersten Geschäftsführerin einer Lagerhaus-Genossenschaft gibt es in Kärnten seit kurzem ein leuchtendes Beispiel.

Die sogenannte „gläserne Decke“ ist mehr als nur eine feministische Metapher – das beweisen Studien und Umfragen immer wieder. Obwohl laut Statistik Austria 2022 Frauen mit 48,4 Prozent nahezu die Hälfte aller unselbständig Beschäftigten in Österreich ausmachten, waren nur 32,9 Prozent der leitenden Positionen mit Frauen besetzt. 

Dass die Führungsetagen der meisten Firmen männlich sind, hat sich auch im Jahr 2025 nicht geändert, wie eine aktuelle Studie von Deloitte zeigt. Das Beratungsunternehmen erhebt jährlich zum Weltfrauentag die Parameter von Geschlechtergleichstellung in der österreichischen Wirtschaft. Das diesjährige Ergebnis unter 500 Führungskräften: Ein Großteil der Unternehmen (46 Prozent) plant in den kommenden Jahren keine Erhöhung des Frauenanteils in den obersten Führungsetagen. Weitere 19 Prozent geben an, nicht genügend qualifizierte Frauen zu finden.

Internes Entwicklungsprogramm

Genau hier setzt die Raiffeisen Ware Austria (RWA) an: Seit September 2024 läuft der Premieren-Durchgang des internen Entwicklungsprogramms „RWA.Zukunft.Frauen“. Das speziell für Mitarbeiterinnen der RWA entwickelten Format soll Frauen auf ihrem Karriereweg unterstützen, ihre Führungskompetenzen stärken und dadurch langfristig den Anteil von Frauen in Führungs- und Expertinnen-Positionen fördern. 

„Mit RWA.Zukunft.Frauen setzen wir ein klares Zeichen für die Förderung weiblicher Talente in unserem Unternehmen. Unser Ziel ist es, Frauen gezielt zu stärken, ihnen Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten und damit auch die Zukunftsfähigkeit der RWA nachhaltig zu sichern“, unterstreicht Johannes Schuster, Vorstandsvorsitzender der RWA. Das Programm richtet sich an Expertinnen, Team- und Abteilungsleiterinnen sowie Frauen, die bereits Führungsverantwortung hatten und derzeit in Teilzeit arbeiten. Begleitet wird es von der Agrarökonomin, Unternehmensberaterin und Coachin Sabine Pelzmann, die durch die Module und Karriereankergespräche führt.

„Viel Potenzial und Dynamik“

Insgesamt 15 Teilnehmerinnen durchlaufen den Lehrgang, der über mehrere Module hinweg gezielt Kompetenzen wie Auftreten, Netzwerkaufbau und Karriereplanung vermittelt. Neben Workshops und individuellen Karrierecoachings profitieren die Teilnehmerinnen von einem internen Mentoring-Programm durch erfahrene Führungskräfte sowie einem exklusiven Kamingespräch mit dem RWA-Vorstand.

„Die ersten sichtbaren Erfolge der Teilnehmerinnen zeigen, wie viel Potenzial und Dynamik in dieser Gruppe steckt. Ich freue mich auf den erfolgreichen Abschluss des ersten Jahrgangs und darauf, die weitere Entwicklung der Teilnehmerinnen mitzuerleben“, sagt Birgit Lerch-Wittmann, Abteilungsleiterin für Personal- und Organisationsentwicklung in der RWA. Der erste Lehrgang endet im April 2025 mit einer großen Abschlusspräsentation vor dem Vorstand und dem Management, bei der die Teilnehmerinnen das Gelernte direkt anwenden können. 

Johannes Schuster ist jedenfalls überzeugt: „Vielfalt und Chancengleichheit sind entscheidende Erfolgsfaktoren für Unternehmen.“ Dabei geben die Zahlen dem RWA-Vorstandsvorsitzenden recht. Eine Analyse von McKinsey aus dem Jahr 2024 ergab bei europäischen Unternehmen mit gemischten Führungsteams eine über 60 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu sein. Die Unternehmensberatung hat dabei Daten von mehr als 1.200 Unternehmen in 23 Ländern analysiert.

Meilenstein im Lagerhaus

Gerhard Janschitz übergibt an Brigitte Marzi-Paulitsch
Gerhard Janschitz übergibt an Brigitte Marzi-Paulitsch © LH Lavanttal

Eine historische Premiere in Sachen Frauenförderung konnte vor kurzem das Lagerhaus Lavanttal bekanntgeben. Geschäftsführer Gerhard Janschitz trat Mitte Februar nach 30 Jahren in den Ruhestand und übergab seine Agenden an Brigitte Marzi-Paulitsch. Das Lagerhaus Lavanttal ist nunmehr die erste Lagerhaus-Genossenschaft in Österreich mit einer Frau an der Spitze der Geschäftsführung. 

Für die studierte Betriebswirtin war es der logische nächste Schritt: Sie ist bereits seit 14 Jahren im Unternehmen tätig, hat unter anderem ein professionelles Rechnungswesen etabliert und war zuletzt für die erfolgreiche Umgestaltung des Marktes in Lavamünd verantwortlich. Schon seit dem Jahr 2013 war sie neben Janschitz stellvertretende Geschäftsführerin. „Frau Marzi-Paulitsch verbindet modernes Management mit einem offenen und zielgerichteten Führungsstil. Mit ihrer Mischung aus fundiertem Fachwissen, zeitgemäßen Führungsansätzen und regionaler Verbundenheit ist sie bestens aufgestellt, um das Lagerhaus Lavanttal zukunftsorientiert weiterzuentwickeln“, betonte Obmann Johann Glawischnig.

Trotz ihres bedeutenden Karrieresprungs sieht Marzi-Paulitsch die Vorreiterrolle nicht nur bei sich selbst: „Viel mehr als ich sind die Funktionäre des Raiffeisen-Lagerhauses Lavanttal Pioniere, weil sie den Mut hatten, einer Frau das Unternehmen anzuvertrauen.“ Ein Aspekt, bei dem die neue Geschäftsführerin im gesamten Sektor noch Aufholbedarf sieht: „In jeder Genossenschaft gibt es Frauen, die dazu fähig wären, allein es fehlt Zutrauen, sie in die erste Reihe zu holen.“

AusgabeRZ10-2025

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