Das Thema Nachhaltigkeit hat sich im Bewusstsein der Österreicher fest verankert und verändert die großen Bereiche Wohnen und Bauen, wie eine Spectra Umfrage im Auftrag der Raiffeisen Bausparkasse (RBSK) zeigt. RBSK-Geschäftsführer Christian Vallant sieht als Hauptgrund dafür, dass man in einigen Teilen Österreichs wie Vorarlberg und Tirol praktisch keinen Baugrund mehr bekomme, während sich dieser in anderen Bundesländern deutlich verteuert hätte. Zudem sei der Neubau aufgrund der Preisentwicklung, etwa bei den Baukosten, deutlich teurer geworden. Darüber hinaus werde das Thema Bodenversiegelung ein immer größeres Problem. „Auch hier sind wir überzeugt, dass es in Zukunft eine gewisse Trendwende geben wird“, so Vallant.
Die repräsentative Umfrage bestätigt das hohe Bewusstsein der Österreicher für das Thema Nachhaltigkeit: Demnach beurteilen 81 Prozent der Befragten diesen Aspekt als sehr wichtig oder wichtig. Im Vordergrund stehen Mülltrennen, Energiesparmaßnahmen im Haushalt und das Achten auf saisonale Lebensmittel bzw. Bioprodukte in der Ernährung. Trotz des hohen Bewusstseins geht allerdings die Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen im Alltag leicht zurück. Wurden 2021 noch pro Kopf 5,7 aktive Maßnahmen umgesetzt, sind es aktuell nur mehr 5,3, wobei die stärksten Rückgänge in den Bereichen Energiesparmaßnahmen im Haushalt und Vermeidung von Stand-by-Schaltungen bei Haushaltsgeräten zu verzeichnen sind.
Bewusstsein gestiegen
Auch der Begriff „Nachhaltiges Bauen und Wohnen“ ist hierzulande bei drei Vierteln der Befragten weit verbreitet. 54 Prozent der Österreicher bringen den Begriff mittlerweile mit der Verwendung ökologischer Baumaterialien in Verbindung, eine Zunahme um 37 Prozentpunkte im Vergleich zu 2023. Als weitere Elemente der Nachhaltigkeit werden energiesparendes Bauen (30 Prozent) und moderne Heizsysteme (17 Prozent) genannt, eine Zunahme um 14 bzw. 6 Prozentpunkte im Jahresvergleich. Vallant führt die relativ hohe Bekanntheit unter anderem auf Kampagnen der Bundesregierungen, aber auch auf zahlreiche Förderaktionen zurück.
Insgesamt ist ein Trend Richtung Sanierung und Renovierung anstatt Neubau zu beobachten, was das gestiegene Bewusstsein für Bodenversiegelung und die Verbauung von Grünflächen widerspiegelt. So geben 74 Prozent der Befragten an, dass sie dem Sanieren und Renovieren den Vorzug gegenüber dem Neubau geben würden, eine Zunahme um 2 Prozentpunkte im Vergleich zu 2023. Lediglich 11 Prozent sind der Meinung, dass das nichts bringe (-1 Prozentpunkt).
Ein Nachholbedarf wird beim Know-how gesehen: Fast die Hälfte der Befragten (46 Prozent) wünscht sich mehr Informationen über das Thema „Sanierungen und Renovierungen von Altbestand“. Dieser Wert sei relativ konstant seit dem Beginn der Umfrageserie 2021, 2023 und 2024. Bereits 87 Prozent der Befragten geben an, das Thema der Bodenversiegelung zu kennen. Das entspricht einer Steigerung von 8 Prozentpunkten im Vergleich zu 2023. Spontan assoziiert fast die Hälfte der Österreicher die Verbauung von Grünflächen mit dem Thema Bodenversiegelung. Mit einem Anstieg von 30 Prozentpunkten im Vergleich zu 2023 fand hier ein großer Bewusstseinsschub statt. Aber auch die Zerstörung der Natur sowie Gefahren von zubetonierten Flächen wie Überflutungen wurden in diesem Zusammenhang ebenfalls erwähnt.
Rückgang bei Photovoltaik
44 Prozent der österreichischen Immobilienbesitzer führten im letzten Jahr Renovierungsarbeiten durch, wobei die Eigenfinanzierung zunahm. „Das muss man insoweit relativieren, als die Gruppe der Befragten, die diese Frage beantwortet haben, mit 170 Personen überschaubar war“, so Vallant. „Dennoch glauben wir, dass es hier ein großes Potenzial für die Zukunft gäbe – vor allem bei jenen, die bisher noch nichts gemacht haben“, sagt Vallant. Besonders allgemeine Modernisierungsmaßnahmen wurden dabei verstärkt umgesetzt (29 Prozent; +26 Prozentpunkte im Vergleich zu 2023).
Auffallend ist, dass der Photovoltaik- und Heizungstausch-Boom seinen Zenit offenbar überschritten hat. Hier gibt es deutliche Rückgänge im Vergleich zu 2023 (44 Prozent, -14 Prozentpunkte bzw. 16 Prozent; -13 Prozentpunkte). Vallant sieht hier das Auslaufen der Förderungen als einen wesentlichen Grund für den Rückgang. Bei der Finanzierung griff die Hälfte der Modernisierer auf Eigenmittel zurück. Während die Eigenfinanzierungsquote anstieg, blieben Förderungen und Darlehen auf den Niveaus von 2023 (50 Prozent bzw. 17 Prozent). Bei dieser Frage waren Mehrfachnennungen möglich.
Bestandsimmobilien rücken in den Fokus
Vermehrte Anfragen für den Kauf vor allem von Bestandsobjekten, Sanierung und Renovierung verzeichnet die RBSK bei bestehenden Immobilien. „Dieser Anteil hat sich gewaltig verschoben. Vor der Corona-Krise gingen noch über 50 Prozent in den Neubau. Das hat sich nun zugunsten von Bestandsobjekten bzw. Sanierungen und Renovierungen gedreht“, sagt Vallant.
Wesentliche Treiber für die Entwicklung waren Leistbarkeit, aber auch die damit zusammenhängenden Themen wie die Verfügbarkeit von Grundstücken. Erfreulich sei, dass seit Jänner 2025 die Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen wieder ansteige. „Die Finanzierungseinreichungen steigen insgesamt für alle Verwendungszwecke an, aber für den Bestand mehr als für den Neubau“, so Vallant.
Auch die durchschnittlichen Volumina steigen wieder. Derzeit liege sie bei etwas unter 200.000 Euro. Vor der Krise im Jahr 2022 lag dieser Wert noch bei rund 225.000 Euro. Nach den Zinserhöhungen bzw. der KIM-Verordnung, den strengen FMA-Regeln für private Finanzierungen, war man auf rund 150.000 Euro zurückgefallen.