Reden wir über Wirtschaft, lud Roland Hechenberger, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Wels, das Publikum ein, das zahlreich zum Unternehmerabend mit ausgewählten Experten ins Welser Stadttheater gekommen war. Mit gut 66 Prozent machen Unternehmer den Hauptteil der Bankkunden aus, worauf Hechenberger stolz ist. Er hob in diesem Zusammenhang besonders die gute Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer Wels hervor. Hechenberger sieht seine Aufgabe in der Versorgung der regionalen Wirtschaft mit Liquidität, und spricht damit die vielen mittelständischen- und Familienbetriebe an, die in der Region angesiedelt sind: „Das ist das stärkste Fundament unserer Gesellschaft“, ist er überzeugt, und meint weiter: „Wir müssen uns so verhalten, dass uns die Bürger vertrauen können. Wir müssen Stabilität geben, auch bei wirtschaftlichen Herausforderungen.“
Dass die Zeiten gerade aus wirtschaftlicher Sicht nicht rosig sind, fasste Franz Edlbauer von der WKO Wels die Ergebnisse aktueller Meinungsforschung zusammen. „Die Stimmung im Land ist auf dem Tiefpunkt. Jeder Zweite hat große Sorge darum, wie es weitergeht“, umriss er die Lage im Land. Das führe dazu, dass gespart wird und Investitionen zurückgehalten werden. „Wir sind im dritten Rezessionsjahr, aber es gibt erste Signale, dass die Stimmung besser wird“, gab er die vorsichtig positive Entwicklung wieder.
Für Unternehmer ist die Bank ein Partner, der auch in Krisen weiterhilft. „Es gibt viele Möglichkeiten, Unterstützung zu bekommen, auch von der Kontrollbank“, so Wolfgang Pitsch von der Österreichischen Kontrollbank, deren Instrumente über die eigene Hausbank abgerufen werden können.
Von der Ausgabenseite
Als Experte war Christoph Badelt, Präsident des Fiskalrates und ehemaliger Leiter des Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo), eingeladen, der einen Ausblick auf die Finanzpolitik der aktuellen Regierung gab. Diese baut auf der Konjunkturprognose des Wifo auf. Demnach sinkt das BIP heuer um 0,3 Prozent, soll aber 2026 wieder um 1,2 Prozent wachsen. Die Inflationsrate steigt aktuell wieder an, wird im Jahresverlauf aber wieder sinken. „Die Krux ist die Industrie“, sagt Badelt. Die Industrieproduktion sinkt im EU-Raum seit 2023 und belastet Österreich negativ.
Laut der Prognose des Fiskalrates steigt die Schuldenquote heuer auf 84,7 Prozent – für 2026 rechnet man sogar mit 86,3 Prozent (des BIP). Das Budgetdefizit wird heuer 4,4 Prozent betragen. „Das ist weit weg von wirtschaftlich gesund“, gibt Badelt zu bedenken. Seine Meinung zum bisher vorliegenden Finanzbudget lautet: „Es braucht viel mehr scharfe und unangenehme politische Entscheidungen. Ich traue es der Regierung aber auch zu, das zu schaffen.“
Im Moment gebe es aber viel zu wenige Maßnahmen, die die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben verringern würden. „Um die Staatsschuldenquote zu senken, darf das Defizit nicht höher als rund 1,4 Prozent sein“, ist der Wirtschaftsexperte überzeugt. Man müsse also auch über die aktuelle Legislaturperiode hinausdenken – nicht zuletzt, da ein Großteil der staatlichen Ausgaben von der Demografie abhängen. Hier müsse man die steigenden Pensionskosten, vor allem aber höhere Gesundheits- und Pflegekosten berücksichtigen.
Langfristig sanieren
Grundsätzlich könne man zur Konsolidierung des Budgets zwar über neue Steuern sprechen, mit Steuererhöhungen könne man laut Badelt aber das Budget nicht sanieren. „Sie müssen das Thema von der Ausgabenseite her packen“, ist sein Rat. Im Budget ist eine Reihe an Maßnahmen angeführt, wobei mögliche Unsicherheiten zu berücksichtigen sind. Um den Konsolidierungsplan bis zum Ende der Legislaturperiode einzuhalten, sind seiner Meinung nach neue Maßnahmen notwendig, damit ein Defizit von 1,4 Prozent im Jahr 2029 erreicht werden kann. Und: Für eine Langfristsanierung brauche es eine grundsätzliche Strukturreform, um die Ursachen besser in den Griff zu bekommen.
Trotz aller Herausforderungen fasste Christoph Badelt zusammen: „Wir müssen nicht pessimistisch sein. Wir müssen nur entschlossen sein, die Dinge zum Besseren zu ändern. Warum sollte es uns nicht gelingen?“