Das Growth Basket-Programm hat das Finanzierungsvolumen auf 250 Millionen Euro aufgestockt. Wie hat sich das Angebot entwickelt und was ist die Kernidee dazu?
Joerg Bartussek: Ursprünglich hieß das Programm „Digital Basket“, hat sich auf Start-ups im Digitalbereich konzentriert und war auf 100 Millionen Euro begrenzt. Jetzt sind wir industrieagnostisch geworden und schauen uns schnell wachsende Firmen in ganz Europa an. Im ersten Schritt konzentrieren wir uns auf die Bereiche Gesundheit, Pharma und neue Mobilität. Zu diesen Branchen haben wir viel Know-how in der RBI aufgebaut, das ist hier enorm wichtig. Wenn uns ein interessantes Start-up aus einem anderen Bereich unterkommt und wir entsprechende Expertise im Haus haben, schauen wir es uns aber natürlich auch an. Mit dem neuen Basket können wir bis zu 15 Millionen Euro an Finanzierung bieten, das ist mehr als eine Verdoppelung des bisherigen Angebots. Das liegt daran, dass wir nicht zwingend der Anlaufpunkt für kleine Unternehmen sind, sondern eher für stark wachsende mit einem Jahresumsatz im zweistelligen Millionenbereich. Das sind unsere Großkunden von morgen, die wir heute schon betreuen möchten.
Bei starkem Wachstum kann die Geschwindigkeit einer Finanzierung den entscheidenden Unterschied machen. Wie schnell kann die Finanzierung beim Growth Basket-Programm in trockenen Tüchern sein?
Bartussek: Wir haben es bereits geschafft, dass zwischen dem ersten Meeting und der Auszahlung 15 Arbeitstage vergangen sind, also drei Wochen. Solche Prozesse können sonst Monate dauern. Das ist eine Geschwindigkeit, die bislang unbekannt war. Um das zu ermöglichen, müssen wir die Unternehmen extrem gut verstehen, damit wir ein treffsicheres Angebot machen können. Wir haben ein dezidiertes Kernteam, das diese Präzision garantiert, zudem helfen unsere hervorragenden Ansprechpartner bei Risk und Compliance. Dieses effiziente Vorgehen ergibt ein Rating als Basis für die Zinsen, die zwischen 6 und 12 Prozent liegen. Das Ergebnis ist ein Portfolio mit einigen der führenden Start-ups in Europa, ohne einen Ausfall.
Eine Treffsicherheit, die für sich spricht. Die brauchen Sie aber auch, schließlich benötigen die meisten Unternehmen keine Sicherheiten für die Finanzierung. Wie wählerisch muss die RBI also bei der Auswahl der Start-ups sein?
Bartussek: Sie müssen eine gewisse Größe bereits haben, nämlich einen Jahresumsatz von acht Millionen Euro und mindestens sechs Millionen Euro an Eigenkapital seit der Gründung. Wenn Start-ups diese Schwellen überschritten haben, dann haben sie die ersten Stürme in ihrer Unternehmensgeschichte überstanden und einen Markt für sich gefunden. Wichtig ist auch, dass wir mit dem Growth Basket keine KMU-Finanzierung machen, weshalb wir auch genau auf das Wachstum der vergangenen Jahre schauen. Das sollte eine hohe Rate haben, die Firmen dürfen sich aber auch nicht übernehmen. Bei den sechs Millionen Euro Eigenkapital sehen wir, ob bereits Venture Capital investiert worden ist – das ist auch ein sehr guter Indikator für die Stabilität von Unternehmen dieser Art. Und schließlich ist der Due-Diligence-Prozess auf die Start-ups zugeschnitten, wobei wir hier recht konservative Modelle ansetzen.
Zu den Erfolgsgeschichten der bisherigen Kooperation gehören Firmen wie Staffbase, busuu, Nuki oder Storebox. Wie verläuft die Zusammenarbeit mit diesen Unternehmen?
Bartussek: Wir bleiben in engem Kontakt mit ihnen, um einen echten Mehrwert zu schaffen. Etwa decken wir einen Teil der Cash Management-Agenden ab oder geben ihnen Zugang zu Plattformen, die sie bei ihrer Firmengröße normalerweise nicht nutzen könnten. Besonders schön ist die Zusammenarbeit mit Nuki, die digitale Türschlösser herstellen, die man etwa mit dem Handy öffnen kann. Durch das große Netzwerk der RBI im Immobilien-Sektor können wir unseren Großkunden hier Zugang zu innovativen Lösungen und dem Start-up Zugang zu einer neuen Zielgruppe schaffen. Es ist also kein einmaliger Geschäftsprozess, sondern eine Einbindung in ein Ökosystem von Weltklasse. Entsprechend kommen die wachsenden Firmen zu uns, sobald es um weitere Finanzprodukte geht.
Wie haben sich die Anforderungen der Start-ups an die gebotenen Finanzierungsmodelle in den vergangenen Jahren geändert?
Bartussek: Start-ups in dieser Größenordnung sind stark auf VC-Finanzierung angewiesen. Das kann teuer werden, bei einer Evaluierung von 100 Millionen Euro zahlt man vereinfacht gesagt eine Million Euro pro abgegebenes Prozent. Daher suchen die wachsenden Unternehmen alternative Angebote wie etwa die Finanzierung durch Growth Basket. Die RBI ist zur Zeit die einzige Bank in ganz Europa, die ein Modell in dieser Größe für Start-ups anbietet. Die RBI darf sich also wirklich als innovativer Marktführer in dem Segment bezeichnen. Was wir außerdem bemerken, ist, dass die Bewertungen nicht mehr so „aufgeblasen“ sind wie noch vor einigen Jahren. Es herrscht ein viel realistischerer Blick auf die Firmen, dadurch trennt sich die Spreu vom Weizen. Allerdings wird es selbst für gute Start-ups nun schwieriger, da niedrigere Bewertungen eine noch höhere Verwässerung bedeuten.