Österreich(er) im Weltraum

1991 flog Franz Viehböck als erster Österreicher ins Weltall. Die „AustroMir“-Mission stellte eine Initialzündung für Österreichs Raumfahrtindustrie und Weltraumforschung dar, die bis heute nachwirkt.

Das Bild zeigt das Missionsabzeichen Cosmic Kiss des ESA-Astronauten Matthias Maurer, das neben einer Nachbildung der Himmelsscheibe von Nebra in der Kuppel der Internationalen Raumstation mit sieben Fenstern schwebt.
Das Bild zeigt das Missionsabzeichen Cosmic Kiss des ESA-Astronauten Matthias Maurer, das neben einer Nachbildung der Himmelsscheibe von Nebra in der Kuppel der Internationalen Raumstation mit sieben Fenstern schwebt. (c) NASA/ESA-M.Maurer

Fast wie in einem Schrein ziert Viehböcks Raumanzug die Ausstellungsvitrine im Technischen Museum Wien. Für seinen Flug war der Elektrotechniker gekleidet mit dem von den Russen eingesetzten Modell KW2 des maßgeschneiderten Sokol-Raumanzugs – der bis heute für Start-, Lande- und Taxianflüge zur Internationalen Raumstation ISS verwendet wird. Der Anzug des ehemaligen österreichischen Kosmonauten bildet mittlerweile den Mittelpunkt der seit diesem Frühjahr um das Thema „Space“ erweiterten Mobilitäts-Dauerausstellung. 

Gerahmt wird das kostbare Stück unter anderem von einem EKG-Brustgurt zur medizinischen Überwachung sowie handgeschriebenen Notizen Viehböcks. Der ehemalige Assistent an der TU-Wien, der heute als Chief Executive Officer bei Berndorf tätig ist, ist bis zum jetzigen Zeitpunkt der einzige Österreicher, der ins Weltall reiste. 

Fit bleiben im All

Grund dafür war der Entschluss der damaligen UdSSR und der österreichischen Bundesregierung, gemeinsam auf der russischen Raumstation MIR eine Reihe von wissenschaftlichen Experimenten durchzuführen. Im Rahmen der sogenannten „AustroMir“-Mission wurde unter anderem untersucht, welche Rolle Körperorgane und das visuelle System bei der Orientierung im Weltraum spielen oder die Entwicklung und Vermeidung von Muskelschwund während eines Raumfluges. 

Ein am Sportinstitut der Universität Wien konstruierter Ergometer sorgte dafür, den nach wenigen Tagen in der Schwerelosigkeit eintretenden Muskelschwund aufzuhalten. Das Trainings- und Diagnose-Gerät (das ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist) funktionierte offenkundig so gut, dass es von den Kosmonauten der MIR bis zum gezielten Absturz der Station 2001 weiter in Verwendung war. 

Die gewonnenen Erkenntnisse ebneten aber nicht nur den Weg für Langzeitaufenthalte auf beispielsweise der ISS, sondern flossen auch in die Entwicklung von Trainingsgeräten für Reha-Patienten mit langer Bettlägerigkeit ein. Nicht das einzige Experiment, bei dem man mit österreichischem Know-how federführend war: Ebenfalls im Rahmen der „AustroMir“-Mission zum Einsatz kamen beispielsweise die am Atominstitut der österreichischen Universitäten entwickelten „Dosimeter“. Dabei handelt es sich um ein mit speziellen Kristallen ausgestattetes Gerät, das Auskunft über die kosmische und solare Strahlung im Orbit gibt. Bis heute werden die halbjährlich getauschten Dosimeter auf der ISS verwendet und würden auch bei zukünftigen Mondmissionen zum Einsatz kommen. Mit Hilfe der nach wie vor am Atominstitut besonders reinen gezüchteten Kristalle kann außerdem die biologische Schadwirkung weltweit einzigartig auf den menschlichen Organismus untersucht werden.

New Space

Weltweit zum Marktführer entwickelt hat sich mittlerweile auch das österreichische Start-up-Unternehmen „Enpulsion“. Erste Impulse zur Forschung sind auf dem Gebiet der „Field Emission Electric Propulsion“-Technologie („FEEP“) ebenfalls der „AustroMir“-Mission zu verdanken. Unter dem Projekttitel „LOGION“ wurden damals Experimente zu Ionenstrahlbündel in der Schwerelosigkeit durchgeführt. Die von „Enpulsion“ entwickelten elektrischen Ionen-Triebwerke „Enpulsion Nano Thruster“ funktionieren mit Indium als Treibstoff für Satelliten mit geringer Größe. 

Vor allem Nano- und Mikrosatelliten erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Mehr und mehr private Firmen oder Universitäten nutzen mittlerweile die Möglichkeiten, aufgrund der ab der Jahrtausendwende erschwinglicher werdenden Raketenstarts Satelliten zu launchen und Weltraumforschung zu betreiben. Eine Entwicklung, die auch Österreichs größtem Zulieferer von Weltraumtechnik „Beyond Gravity Austria“ (vormals RUAG) zugutekommt. Die Firma arbeitet im Bereich der genauen Positionsbestimmung von Satelliten im Weltall und beliefert neben europäischen Weltraumsatelliten-Programmen auch Satellitenhersteller in den USA und in Asien. 

Austro-Satelliten 

Aber auch Österreich selbst verfügt mittlerweile über eigene Satelliten im All. Darunter beispielsweise auch den 2017 in Indien als Teil eines Netzwerkes von Kleinsatelliten gelaunchten Nanosatelliten „Pegasus“ – der von der FH Wiener Neustadt als erster vollständig in Österreich konzipiert wurde – sowie den unter technischer Leitung der TU Graz entwickelten „OPS-SAT“. Aufgabe dieser als „CubSat“ bezeichneten Kleinsatelliten ist es, unter anderem die oberen Schichten der Erdatmosphäre zu erkunden oder aber auch neue Weltraumtechnologien im orbitalen Flug zu testen. 

Und wer weiß, vielleicht verfügt das Land mit Franz Haider bald nicht nur über Satelliten, sondern auch über einen weiteren Österreicher im All. Der Transportunternehmer möchte mit der Firma „Virgin Galac­tic“ als erster österreichischer Tourist ins All fliegen. Sein Training hat er bereits absolviert – nun scharrt er, nach einigen Rückschlägen, seit zehn Jahren auf der Warteliste in den Startlöchern.