Wirtschaft durch Green Deal führen

Der gemeinnützige Verein Energieforum Österreich unterstützt Unternehmen mit nachhaltigem Know-how.

Stellten das Energieforum Österreich vor: Martin Lang, Leiter Regional Solutions & Services Siemens Österreich, mit RLB-NÖ-Wien-GD-Stellvertreter Reinhard Karl und EFÖ-Obmann Berndt Triebel
Stellten das Energieforum Österreich vor: Martin Lang, Leiter Regional Solutions & Services Siemens Österreich, mit RLB-NÖ-Wien-GD-Stellvertreter Reinhard Karl und EFÖ-Obmann Berndt Triebel (c) EFÖ/Markus Schieder

Mit dem 2019 verabschiedeten Green Deal will die EU bis 2050 klimaneutral werden. Um diese gewaltige Transformation voranzutreiben, werden Unternehmen mit einer wahren Regelungsflut in Richtung Klimaschutz gelenkt. Gleichzeitig erhalten sie aber auch Förderungen fürs „grüne“ Wirtschaften. Um die heimischen Betriebe durch diesen Dschungel zu begleiten, wurde nun der gemeinnützige Verein Energieforum Österreich (EFÖ) gegründet. Er bietet den teilnehmenden Betrieben – je nach  Größe beträgt der Mitgliedsbeitrag zwischen 200 und 700 Euro im Jahr – eine Informationsplattform mit einem Expertennetzwerk aus über 20 österreichischen Unternehmen – darunter auch die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien – an.

„Der Green Deal ist keine politische Absichtserklärung mehr, sondern manifestiert sich in ganz vielen Normen, Regeln und Fristen“, betonte Berndt Triebel, Obmann des Energieforums Österreich. Als absolute Querschnittsmaterie betreffe er jeden Unternehmensbereich vom Produkt über die Lieferkette bis hin zum Energiemanagement und dem Berichtswesen. Triebel, auch Obmann des Vorbildes Energieforum Kärnten, konstatiert, dass die Unternehmen „ganz, ganz schlecht“ auf den Green Deal vorbereitet seien. Sie könnten überhaupt nicht abschätzen, was auf sie zukomme. Das EFÖ möchte deshalb Know-how zur Verfügung stellen, das auf Gesetzen beruhe. „Das unterscheidet uns von vielen anderen Plattformen, die auch Nachhaltigkeit predigen und auch in die richtige Richtung gehen wollen, aber wir machen es faktenbasiert“, so Triebel. 

Auf einzelbetrieblicher Ebene bietet das Energieforum Österreich einen Nachhaltigkeitscheck an, der von unabhängigen Beratern durchgeführt wird. Dabei wird branchen- und größenspezifisch analysiert, inwieweit ein Unternehmen schon Themen im Green Deal umgesetzt hat und ein Zielkatalog entwickelt, um die notwendigen Maßnahmen abzuleiten. Die Kosten für diesen Check betragen laut Energieforum Österreich zwischen 1.000 und 3.000 Euro und seien zum Teil förderbar. 

Die RLB NÖ-Wien bietet innerhalb des Netzwerkes ihre Expertise im Bereich Finanzierung, Förderung und Veranlagung an. „Wir werden in Zukunft die Bonität eines Unternehmens nicht ausschließlich aufgrund von Zahlen, sondern auch aufgrund des Engagements im Bereich Nachhaltigkeit beurteilen müssen“, erklärte Generaldirektor-Stellvertreter Reinhard Karl, verantwortlich für das Kommerzkundengeschäft der RLB NÖ-Wien. Das Thema Finanzen sei ein mächtiger Hebel für einen klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft. Das haben auch die EU-Kommission und die Bankenaufsicht erkannt. Deshalb werde die Nachhaltigkeit auch über die kreditwirtschaftliche Bande in die Wirtschaft hineingespielt. 

Hoher Investitionsbedarf

„Die Transformation der Wirtschaft zur Erreichung der EU-Klimaziele erfordert allein in Österreich ein Investitionsvolumen von rund 35 Mrd. Euro pro Jahr“, verdeutlicht Karl die notwendige Kraftanstrengung. Die RLB NÖ-Wien sei seit Jahrzehnten ein wichtiger Partner in der Finanzierung von erneuerbarer Energie und berate gerade kleine und mittlere Unternehmen auf ihrem Transitionsweg – zukünftig auch als EFÖ-Mitglied. „Die Themen Energie und Nachhaltigkeit werden einen ganz wesentlichen Einfluss auf die Geschäftsmodelle von Unternehmen haben, weil immer mehr Investoren, Kreditgeber und Kunden dieses Geschäftsmodell beurteilen. Ein größtmöglicher Klimaschutz ist für Unternehmen kein Luxus mehr, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit geworden“, stellte Karl abschließend fest.

Einen Kernbereich im Transformationsprozess stellt das wichtige Thema Transparenz dar. Die Relevanz der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Es sei daher entscheidend, Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie zu verankern, so  Georg Rogl, Leiter Climate Change and Sustainability bei EY. Er strich hervor: „Der Green Deal leitet einen herausfordernden, transformativen Prozess ein, der aber auch zahlreiche Chancen für Unternehmen mit sich bringt.“