In den vergangenen Jahren hat sich auf den Höfen eine junge weibliche Szene etabliert, die über verschiedene Online-Plattformen authentische Einblicke in die Landwirtschaft gibt. Diese sogenannten Farmfluencerinnen – der Begriff setzt sich aus Farm (englisch für Bauernhof) und Influencer zusammen – tragen ihr Leben und Wirtschaften auf dem Hof in die Welt, teilen ihre Kompetenz und bauen wertvolle Netzwerke auf. Sie sind sozusagen Online-Multiplikatoren, die ihre Reichweite in den sozialen Medien nutzen, um das echte landwirtschaftliche Leben und Wirtschaften zu zeigen.
„Farmfluencerinnen werden in der Region sehr stark wahrgenommen und genießen einen hohen Stellenwert. Ihr Wort hat Gewicht und ihr Engagement für ein authentisches Bild der Landwirtschaft wird von der Bevölkerung enorm wertgeschätzt“, weiß Maria Pein, Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer Steiermark. Mit ihren praxisnahen Auftritten und ihrer Kompetenz prägen sie ein zeitgeistiges aber auch sehr realistisches Bild vom Arbeiten und Leben auf den Höfen, ist Pein überzeugt: „Durch ihr selbstbestimmtes Arbeiten sind die Farmfluencerinnen moderne und wichtige Botschafterinnen für eine wirklichkeitsgetreue Landwirtschaft. Als selbstbewusste Bäuerinnen haben sie Vorbildwirkung.“
Aufklärung & Wissenstransfer
Eine davon ist zum Beispiel die 31-jährige Melanie Haas vom Gschuahof. Rund 3.400 Menschen erreicht sie mit ihren Beiträgen auf Instagram, Facebook und TikTok und ist sich auch der Verantwortung bewusst: „Als professionelle Farmfluencerin sind Aufklärung und Wissenstransfer meine Hauptaufgaben. Ich zeige mit meinen Beiträgen, wie Landwirtschaft wirklich funktioniert – und da gehören eben nicht nur idyllische Darstellungen dazu. Es gibt zum Beispiel bei der Geburt eines Lammes mitunter auch Probleme und auch das sollte thematisiert werden. Weil die Wirklichkeit nun einmal so ist. Ich liefere zu einem Bild, etwa von einem Lamm, immer auch Fakten dazu und bringe so landwirtschaftliches Wissen unter die Menschen.“
Die 35-jährige Weinbäuerin Andrea Kessler-Dietl will mit ihren Social-Media-Aktivitäten Einblick in ihren Betrieb geben und zeigen, wie der Wein in die Flasche kommt. „So baue ich auch eine gute Bindung zu unseren Kunden auf. Wenn die Leute uns auf Facebook, Instagram oder TikTok folgen, haben sie nämlich irgendwann das Gefühl, als würden sie uns selber kennen. Das schafft Nähe und Vertrauen“, erklärt Kessler-Dietl, die vor allem auf Reels setzt. In diesen kurzen Videos sind sie oder Familienmitglieder bei diversen Arbeiten zu sehen. „Da leben die Leute dann förmlich mit, sind mittendrin in unserem Betrieb und in unserer Arbeit. Und wenn die Beiträge etwas ‚out oft the box‘ gestaltet werden, komisch und witzig sind, kommen sie besonders gut an.“
Brücke zwischen Landwirtschaft und Öffentlichkeit
Direktvermarkterin Marion Moser-Reinisch sind vor allem Bewusstseinsbildung und Information ein großes Anliegen: „Ich merke immer wieder, wie wenig Wissen es bei den Kunden im Hinblick auf unsere Arbeit eigentlich gibt.“ Gerade Soziale Medien lassen sich besonders gut dafür nutzen, meint die 39-Jährige: „Mit meinen Beiträgen will ich Einblick in das echte Leben am Hof geben. Und die Leute zeigen sich ja auch wirklich interessiert – sowohl für das Leben unserer Freilandschweine, aber am meisten für die Menschen am Betrieb und ihre Arbeit. Ich nütze diese Kanäle aber auch, um mich mit anderen Bäuerinnen auszutauschen. Wir haben da schon ein recht starkes Social-Media-Netzwerk.“
Auch die steirische Landesbäuerin, Viktoria Brandner, unterstreicht die „bedeutende Rolle der Farmfluencerinnen, da sie oft eine Brücke zwischen der Landwirtschaft und der breiten Öffentlichkeit schlagen. Durch ihre Reichweite in sozialen Medien erreichen sie vor allem ein jüngeres Publikum und sensibilisieren es für landwirtschaftliche Themen.“