„Die Aussichten für erneuerbare Energien bleiben weiterhin günstig. Im globalen Kontext wird daran auch die Wiederwahl Donald Trumps nichts ändern“, fasst Aaron Alber, Analyst bei Raiffeisen Research, kurz zusammen.
Die Begrenzung der Erderwärmung erfordert eine signifikante Reduktion der Treibhausgasemissionen. Zur Erreichung der Klimaziele biete sich der Ausbau der erneuerbaren Energien als Lösung an, da diese nicht nur klimafreundlich sind, sondern praktisch auch unerschöpflich zur Verfügung stehen. „Längerfristig sehen wir den Sektor sowohl auf der Seite des Angebots als auch der Nachfrage gut gestützt“, so Alber in einer aktuellen Sektoranalyse. Einerseits aufgrund der regulatorischen Anforderungen in puncto Dekarbonisierung, die Investitionsimpulse durch eine Mobilisierung staatlicher und privater Mittel auslösen. Andererseits steige der Energiebedarf durch die Elektrifizierung vieler Bereiche, nicht zuletzt auch durch den jüngsten Megatrend Künstliche Intelligenz (KI).
Der Erfolg der Dekarbonisierungsbemühungen wird dabei nicht von einzelnen Technologien abhängen, sondern vielmehr braucht es eine Transformation nahezu aller Lebens- und Wirtschaftsbereiche. „Die Stromerzeugung wird von allen Sektoren den größten Beitrag zur Erreichung des Netto-Null-Emissionsziels ab 2050 leisten müssen“, ist Alber überzeugt. Das bedeute, dass in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts nicht mehr klimaschädliche Gase ausgestoßen werden dürfen, als die Atmosphäre aufnehmen kann.
„Das höchste Wachstumspotenzial im Lichte der Energiewende weisen Windkraft- und Photovoltaikanlagen auf“, betont Alber. Diese Anlagen seien schon jetzt in einem hohen Maße ausgereift, emittieren auf Lebenszyklusbasis nur wenige Gramm CO2-Äquivalent pro erzeugter Kilowattstunde und weisen auch die beste Kosten-Nutzen-Relation auf.
Eine erfolgreiche Implementierung erneuerbarer Energien könne jedoch nur gelingen, wenn neben den Themen Erzeugung und Verteilung auch jenes der Speicherung adressiert wird. Vor allem bei den Batteriegroßspeichern sieht Raiffeisen Research ein dynamisches Wachstum.
Märkte im Aufwind
Die Märkte für Wind- und Solarenergie werden im Jahr 2025 wachsen, davon geht auch die Raiffeisen KAG aus. „Die Nachfrage nach erneuerbaren Energien wird durch das zunehmende Engagement für die Energiewende und die tendenziell weiter fallenden Kosten für Wind- und Solaranlagen weiter vorangetrieben“, prognostiziert Fondsmanager Hannes Loacker. Es wird erwartet, dass die weltweit installierte Leistung von Windkraftanlagen im Jahr 2025 um etwa 10 Prozent ansteigen wird. Gleichzeitig wird eine Erhöhung der installierten Leistung von Solaranlagen um gut 30 Prozent prognostiziert.
Wind- und Solarenergie bleiben also die treibenden Kräfte im Megatrend der erneuerbaren Energien. Die Windkraft hat bereits einen Anteil von knapp 10 Prozent an der weltweiten Stromerzeugung erreicht. In den letzten Jahren erlebte der Markt für Windkraftanlagen ein signifikantes Wachstum, wobei allein im Jahr 2024 weltweit etwa 117 Gigawatt (GW) neue Kapazität installiert wurde. Die führenden Positionen auf dem globalen Markt für Windkraft nehmen derzeit China, die Europäische Union und die Vereinigten Staaten ein.
Neben der Windkraft spielt die Solarenergie eine bedeutende Rolle und steuerte im Vorjahr 6 Prozent zur weltweiten Stromerzeugung bei. Allein im Vorjahr wurde global eine neue Solarleistung von knapp 600 Gigawatt installiert. Die dominierenden Akteure auf den globalen Solarmärkten sind China, die Vereinigten Staaten und Indien.
Kursrückgang bietet Chancen
In den vergangenen zwei Jahren sind jedoch viele Aktien aus diesem Bereich stark unter Druck geraten, nachdem ihre Kurse zuvor teilweise sehr kräftig gestiegen waren. Das Interesse von Investoren kühlte sich vor allem dort merklich ab, wo sich der Gewinnausblick drastisch verschlechterte. „Wesentliche Gründe dafür waren zum einen kräftig steigende Zinsen, die die Finanzierung der oft kostenintensiven Projekte stark verteuern. Zum anderen sorgten die deutlich gestiegenen Preise für Rohstoffe und Material sowie höhere Lohnkosten dafür, dass die ursprünglichen Preis- und Gewinnkalkulationen für viele bereits begonnene oder geplante Projekte hinfällig wurden. Nach einer langen Phase sehr niedriger Zinsen und Inflation wurden etliche Anbieter von diesen Entwicklungen überrascht“, analysiert Loacker.
Hinzu komme, dass gerade bei Unternehmen, die auf absehbare Zeit keine Gewinne schreiben werden, höhere Kapitalmarktzinsen tendenziell niedrigere Aktienbewertungen nach sich ziehen. Das hat Unternehmen im Bereich Wasserstoff besonders stark betroffen, da bei diesen Gewinne meist noch in weiter Ferne liegen.
Das starke Abrutschen vieler Aktienkurse im Bereich erneuerbarer Energien biete Investoren nun verbesserte Einstiegsniveaus und damit höhere Ertragschancen. Zudem könnten die für heuer erwarteten Zinssenkungen die Aktien im Bereich erneuerbarer Energien zusätzlich beflügeln. Technologische Neuerungen können die Marktstellung der einzelnen Unternehmen recht schnell ändern – zum Guten wie zum Schlechten. Engpässe oder Lieferkettenprobleme bei Rohmaterialien und Komponenten, unerwartete Kostensteigerungen oder regulatorische Eingriffe sind ebenfalls latente Risiken oder Unsicherheitsfaktoren.
Die vergangenen beiden Jahre haben gezeigt, dass auch eine klare Wachstumsbranche, wie jene der erneuerbaren Energien, nicht vor starken Kursschwankungen und -rückgängen gefeit ist. Das ändere allerdings nichts am langfristig positiven Ausblick, so die Experten.