Kathrein: „Unsere Kunden wollen gut schlafen können“

Die Kathrein Privatbank wächst seit Jahren stärker als der Markt. Wie das gelingt und wo man noch Potenzial sieht, das erklärt der designierte CEO Stefan Neubauer.

Mit 1. Jänner 2026 sind Sie der neue CEO der Kathrein Privatbank. Wie viel Veränderung darf man sich erwarten? Es gibt mit Eleonore Leder und Gregor Höpler ja auch gleich zwei neue Vorstände. 
Stefan Neubauer: Ich habe in meiner bisherigen Vorstandsrolle die Privatkunden-Agenden verantwortet und das wird so bleiben. Zusätzlich wird das Institutionelle Geschäft sowie unser Asset Management zu mir rücken. Es macht Sinn, dass Produktion und Vertrieb aus einer Hand gehen und sich stärker verschränken. Die Vermögensverwaltung und eine klare Investment-Strategie steht auch in Zukunft im Vordergrund. Wir werden unsere Strategie der vergangenen Jahre weiterverfolgen: Wir arbeiten konsequent am Kunden-Wachstum und der kontinuierlichen Verbesserung der Client-Experience. Wir gehören bereits zu den führenden österreichischen Privatbanken, wollen uns aber mittelfristig weiter nach oben – unter die Top 3 – entwickeln. Höhere Qualität bei den Client-Touchpoints wird zu noch höherer Kundenzufriedenheit und mehr Weiterempfehlungen führen. Die stärkste Akquisitionskraft ist, wenn der Kunde gut über die Bank redet. 

Warum war es Ihnen wichtig, die Kundenagenden zu behalten?
Neubauer: Es ist meine große Leidenschaft und wir sind in den letzten Jahren auf der Kundenseite auch ordentlich gewachsen. Das möchte ich weiterverfolgen. 

Wie stark?
Neubauer: Die Assets under Management sind von 4,6 Milliarden Ende 2018 auf heute 7,0 Milliarden Euro angewachsen. Die Kundenzahl hat sich seit 2018 nahezu verdoppelt, obwohl wir auch eine Kundenbereinigung gemacht haben und uns von Kunden getrennt haben, die nicht zu uns passen oder die dauerhaft unter unserem Zielvolumen von 500.000 Euro gelegen sind. Wir sind in den vergangenen Jahren im Schnitt deutlich stärker gewachsen als unsere Peergroup, das zeigt etwa eine Private-Banking-Studie von McKinsey. Wir wachsen bei unseren Kunden in Österreich sowie Zentral- und Osteuropa, wo die Raiffeisen Bank International mit ihrem Netzwerk tätig ist. Dort fokussieren wir uns auf die Europäische Union. Ungarn und Rumänien sind unsere stärksten Wachstumsländer, wo die lokalen Raiffeisenbanken für ihre wohlhabenden Kunden oft mit uns zusammenarbeiten, um unsere International Wealth Management Services zu beziehen. Das funktioniert extrem gut. Mit unserer Wachstums-Strategie erhoffen wir uns, in diesem Tempo weiterzuwachsen.

Wie viel Wachstumspotenzial sehen Sie noch? 
Neubauer: Wir haben in allen Bereichen Wachstumspotenzial. Wir sehen aktuell im Privatkundenbereich solides Wachstum, aber auch im institutionellen Bereich und im Stiftungsbereich. 10 Prozent aller unserer Inlandskunden sind Privatstiftungen, ein wichtiges Vehikel, wie man in Zukunft Vermögen in Österreich halten kann. Gut die Hälfte aller ATX-Unternehmen ist im Besitz von österreichischen Stiftungen, sie sind das Rückgrat des österreichischen Kapitalmarkts. Privatstiftungen sind auch dafür da, das Vermögen an die nächste Generation ordentlich zu übergeben und Unternehmen nicht auf mehrere Eigentümer aufzuteilen. Steuerrechtlich ist eine Stiftung heutzutage kein Vorteil mehr, aber es geht darum, Vermögen gut zusammenzuhalten. Dafür ist es ein wichtiges Instrument und da haben wir extrem großes Know-how seit 32 Jahren, also seitdem es das österreichische Stiftungsrecht gibt. Dieses Wissen auch um das große Nachfolgethema bündeln wir seit zwei Jahren unter dem Titel „Kathrein Family Konsult“. 

„Kunden sind oft überrascht, welche Fragen wir in Bezug auf ihre Finanzen stellen.“

Stefan Neubauer

Kann man sich dadurch von anderen Privatbanken abheben?
Neubauer: Ja, unser Beratungsdreieck aus Private Banker, Asset Manager und Family Konsult unterscheidet uns und hat uns einen Wachstumsimpuls gebracht. Mit unserem vollumfänglichen Service erzielen wir Wow-Effekte. Kunden sind oft überrascht, welche Fragen wir in Bezug auf ihre Finanzen stellen, um eine passgenaue Anlagestrategie zu bauen. Es geht um Vermögensstrukturierung und nicht nur um Veranlagung. 

Vergrößert sich der Pool an Vermögenden, in dem man fischen kann?
Neubauer: Ja, der Kapitalmarkt und auch der Immobilienmarkt haben sich in den letzten zehn Jahren extrem gut entwickelt, deshalb ist grundsätzlich mehr Vermögen da. Und es gibt neue Entscheidungsträger, die Erben. Da braucht es Themen, die die Nachfolgegeneration interessieren. Wir wollen uns als innovative und serviceorientierte Privatbank positionieren, gemäß unserem Credo „Ungewöhnlich persönlich“. Digitale Angebote sind das eine, aber sehr intime Dinge im Bereich des Finanzwesens und des eigenen Vermögens will man persönlich besprechen können. Es ist unser großes Asset, dass hier ein Team dahintersteht, das große Erfahrung hat und erreichbar ist. Kunden können auf Augenhöhe mit uns sprechen, darauf setzen wir auch in Zukunft und investieren auch viel in die Ausbildung und Qualifikation unserer Private Banker. 

Was sind die aktuellen Trends im Kundenverhalten?
Neubauer: Nachhaltigkeit ist immer noch ein zentrales Anliegen unserer Kunden. Ein großer Teil unserer verwalteten Assets berücksichtigt daher Nachhaltigkeitsaspekte. Es wird nicht mehr so oft diskutiert, weil es zur Normalität geworden ist. Ein großes Thema ist auch Financial Literacy. Wenn man die nächste Generation an das Thema Kapitalmarkt und Finanzen heranführen will, braucht es spannende und tagesaktuelle Themen, um den Wissensstand zu erhöhen. 

Welche Anlagestrategie verfolgen die Kathrein-Assetmanager im Moment?
Neubauer: Unser Kernportfolio ist ein globales, breit diversifiziertes Aktien- und Anleihen-Portfolio. Wir setzen auf Risikomanagement, gepaart mit Performance-Management und Transparenz. Unsere Kunden wollen gut schlafen können. Deshalb kommunizieren wir proaktiv, was wir im Moment tun. Mit ruhiger Hand haben wir unsere Kunden auch durch die vergangenen Krisen geführt. 

Worauf setzen die Experten derzeit?
Neubauer: Aktuell sind wir bei Aktien übergewichtet. Wir glauben, dass die Aktienmärkte weiter wachsen könnten – getrieben durch ein konstruktives wirtschaftliches Umfeld und ein prognostiziertes Gewinnwachstum bei US-Unternehmen von 8 bis 9 Prozent sowohl für 2025 als auch für 2026. Natürlich muss man selektiv vorgehen, denn gerade der US-Markt ist nicht mehr billig. Auf der Anleihenseite sind wir im Gegenzug untergewichtet und haben das Fremdwährungsrisiko aktuell zu 80 Prozent abgesichert. 

Wie sieht es bei Gold aus?
Neubauer: Wir sehen physisches Gold als sinnvolle Beimischung, die auch zum Sicherheitsgefühl beiträgt. 

Das Jahr ist bald vorbei. Wie zufrieden ist man mit dem Geschäftsjahr 2025?
Neubauer: 2025 wird ein wirtschaftlich sehr erfolgreiches Geschäftsjahr. Wir haben auch die Neuaufstellung des Vorstandes abgeschlossen und mit dem neuen Team werden wir unsere Vision 2030 gut umsetzen können.

AusgabeRZ44-2025

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