100 Gemeinden verpflichten sich zur Klimaneutralität

Österreichs Kommunen agieren in Fragen des Klimaschutzes im Gleichklang mit den Zielen der Bundesregierung. Bis spätestens 2040 will man ausgeglichen bilanzieren.

Eine Collage der Ortstafeln der Gemeinden
Drei der rund hundert Gemeinden präsentierten exemplarisch ihre Klimamaßnahmen. (c) EEÖ

Der Dachverband Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) und derzeit gut 100 Gemeinden verpflichten sich zur Klimaneutralität, spätestens bis zum Jahr 2040. Es ist „ein Appell an die Bundesländer für starken Klimaschutz und die Energiewende“, sagt Christoph Wagner, Präsident des EEÖ. „Jede Kilowattstunde, die im Land erzeugt wird, zählt. Wir müssen den Wohlstand und den Wirtschaftsstandort durch die Energieproduktion im eigenen Land sichern. „Wir müssen die Geschwindigkeit im Handeln stark erhöhen. Klimaneutralität braucht neben den Gesetzen auf Bundesebene eben auch konkrete und ausreichende Vorgaben und Maßnahmen seitens der Bundesländer. Die Projekte müssen auf Landesebene verortet und umgesetzt werden.“

Zu den aktuell rund 100 Gemeinden gehören derzeit die zwei Landeshauptstädte Linz und Innsbruck. Weitere Gemeinden mit über 10.000 Einwohner sind Schwechat, Telfs, Wörgl, Gmunden, aber auch sehr kleine Kommunen wie Aderklaa aus dem Marchfeld in Niederösterreich.

„Die Hand auf der Energie ist der Schlüsselfaktor der Wirtschaftspolitik und Sicherheit“, sagte Martin Bruckner, Bürgermeister der Waldviertler Gemeinde Großschönau mit rund 1.200 Einwohnern. Bruckner war Mitinitiator des vor rund 20 Jahren gegründeten Vereins „Sonnenplatz“, der sich ressourcenschonendes Bauen, Wohnen und Leben als Ziel gesetzt hat. Später kam die multimediale Ausstellung „Sonnenwelt“ dazu, die spielerisch das Thema Energie begreifbar macht. Trotz einiger sehr energieintensiver Betriebe (Holzverarbeitung, Betonbau) will die Gemeinde in den kommenden neun Jahren komplett CO2-neutral sein, bei der Wärmeversorgung hat man dies mit 98 Prozent de facto schon geschafft. Basis dafür sind ein massiver Ausbau der Photovoltaik und Passivhaus-Standard im Wohnbau. Stolz ist Bürgermeister Bruckner auf die fünf Ladestationen für E-Autos – bis auf Widerruf können diese kostenlos genutzt werden.

Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Bis 2030 sollen 80 Prozent der Haushalte mit Strom aus erneuerbarer Quelle versorgt sein, 2040 ist die Klimaneutralität das Ziel. Derzeit wird in den stadteigenen Kraftwerken noch ein Gutteil des Stroms in Gaskraftwerken produziert. Die drittgrößte Stadt des Landes ist aber auch die bedeutendste heimische Industrieregion in Österreich (Chemie, Stahl), rund ein Zehntel der bundesweiten CO2-Emissionen stammen von hier. Die langfristige, klimaneutrale und stabile Versorgung der Industrie sei vielleicht bis 2050 machbar, aber erst, wenn die Netzinfrastruktur dafür deutlich ausgebaut ist – der Linzer Bürgermeister spricht von einer Verdreifachung. „Ohne eine massive Unterstützung wird das nicht gehen“, so Luger. „Grüner Stahl kostet derzeit drei Mal so viel wie konventionell produzierter.“ Im Bereich des Wohnbaues pocht Luger auf klare Rahmenbedingungen bei den Förderrichtlinien. Diese müssen explizite Vorgaben zu Baumaterialien wie Holz, Ressourcenschutz und Energieverbrauch beinhalten. „Der große Hebel ist die Wohnbauförderung – denn da geht es in die Masse.“ Bei Fragen des Beschaffungswesens stehe man erst am Anfang einer Umstellung in Richtung Klimaneutralität. Mehrkosten etwa bei der Verpflegung in Kindergärten und Schulen durch den Kauf von regionalen und biologischen Produkten können nur durch das Sozialbudget aufgefangen werden, Mehrkosten seien den Eltern nicht zumutbar.

Georg Willi, Bürgermeister von Innsbruck, setzt auf Maßnahmen in der Mobilität, wie öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad. Nach wie vor sei die autofreie Innenstadt ein Ziel. Der gewonnene Platz schaffe Raum für Schanigärten oder Grünflächen – die für Abkühlung an heißen Sommertagen sorgen.