Insolvenzen nehmen zu

Die Zahl der Firmenpleiten ist im ersten Quartal 2024 um 27 Prozent gestiegen.

GRAFIK: Österreichkarte mit den Insolvenzen
© KSV1870

Das erste Quartal 2024 ist das insolvenzreichste Quartal seit 2009. Im Schatten zahlreicher Insolvenzen rund um die Signa-Gruppe hat das heimische Insolvenzgeschehen in den ersten drei Monaten des Jahres deutlich an Geschwindigkeit zugelegt. Die wirtschaftliche Lage zahlreicher heimischer Unternehmen ist im Jahr 2024 weiterhin äußerst angespannt und das Marktumfeld gestaltet sich vielerorts schwierig – insbesondere die Industrie leidet aufgrund der hohen Energiekosten.

„Die vergangenen Jahre haben unübersehbare Spuren in den Betrieben hinterlassen. Der Druck auf die Wirtschaft steigt zunehmend und die daraus resultierenden Folgen spiegeln sich jetzt auch im sehr deutlichen Anstieg der Insolvenzen wider“, erklärt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz. Der Zuwachs von 27,3 Prozent auf 1.691 Unternehmensinsolvenzen fällt allerdings höher aus als erwartet, besonders betroffen sind die Branchen Bau, Handel und Beherbergung/Gastronomie. „Das Tempo hat sich deutlich erhöht. Vor allem sind immer auch etablierte, größere Betriebe betroffen“, so Götze. 

Auch „Nichteröffnungen“ gestiegen

Eine zusätzlich besorgniserregende Entwicklung sei die weiterhin hohe Zahl an nicht eröffneten Fällen aufgrund fehlenden Kapitals. Gegenüber dem Vorjahr sind die „Nichteröffnungen“ um 15,3 Prozent gestiegen. „Es ist mehr als bedenklich, dass in diesen Fällen nicht einmal mehr die Verfahrenseröffnung bei Gericht bezahlt werden kann. Vor allem, weil wir hier von Kosten in der Höhe von 4.000 Euro sprechen“, so Götze.

Aufgrund mehrerer Großinsolvenzen von jeweils über 10 Mio. Euro haben sich die vorläufigen Passiva um 146,2 Prozent auf 992 Mio. Euro erhöht. Die Zahl der betroffenen Mitarbeiter hat sich auf 8.200 Personen verdoppelt und jene der Gläubiger um 37,6 Prozent auf 12.800 Betroffene. 

Keine Trendumkehr erwartet

Für das Jahr 2024 erwartet der KSV1870 aus heutiger Sicht zumindest 6.200 Firmenpleiten. Das erste Quartal 2024 werde in puncto Unternehmensinsolvenzen keine Ausnahme darstellen, sondern eher die Regel sein – zumindest was das heurige Jahr betrifft. „Die vergangenen Jahre haben nicht nur die Menschen geprägt, sondern auch die Unternehmen. Und was die finanzielle Stabilität der Betriebe betrifft, war das sehr häufig keine positive Prägung. Insofern erwarten wir keine Änderung des Insolvenzgeschehens im Jahresverlauf 2024“, so Götze. Demzufolge geht der Gläubigerschutzverband davon aus, dass die Zahl der Firmenpleiten um rund 800 Fälle oder umgerechnet etwa 15 Prozent mehr sein wird als 2023. Zu den größten Sorgenkindern der heimischen Wirtschaft zählen Bauwirtschaft und Handel.