Pöchlarn: RWA eröffnet Agrar- und Energiezentrum

Ein Jahr nach der behördlichen Genehmigung wurde das neue Agrar- und Energiezentrum der RWA in Pöchlarn in Betrieb genommen. Warum die neue Anlage errichtet wurde und welche Vorteile dadurch entstehen, das erklärt RWA-Generaldirektor Reinhard Wolf.


Kürzlich ist das neue Agrar- und Energiezentrum der RWA in Pöchlarn in Betrieb gegangen. Ein Grund zur Freude?
Reinhard Wolf: Ja, wirklich ein Grund zur Freude. Ursprünglich hatten wir ein großes Eröffnungsfest geplant, um das fertige Projekt gemeinsam mit der Bevölkerung und Vertretern aus der Landwirtschaft und allen Beteiligten gebührend zu feiern. Aufgrund der Hochwasser-Katastrophe in Niederösterreich, von der auch viele Lagerhaus-Genossenschaften, Mitarbeiter und Partner betroffen sind, war für uns klar, dass diese Feier jetzt nicht stattfinden kann. Der Betrieb der neuen Anlage hat aber trotzdem plangemäß gestartet, worauf wir sehr stolz sind. 

Was kann die neue Anlage und warum wurde sie gebaut? 
Wolf: Die neue Anlage ist einzigartig. Durch die Kombination von Maistrocknung, Pellets-Lagerung und energiesparender Tierfutterproduktion setzen wir in verschiedenen Ebenen ein Zeichen in puncto Nachhaltigkeit und Energieeffizienz. Wir verfügen über kurze Anlieferungswege beim Mais und können bei Pellets auch Wasser und Schiene als Transportwege nutzen. Das Thema Nachhaltigkeit begleitet uns in Pöchlarn schon viel länger. 2021 haben wir vor Ort ein Pilotprojekt realisiert und auf einer Fläche von fünf Hektar ein Öko-Solarbiotop gestaltet. Dort testen wir mit wissenschaftlicher Unterstützung verschiedene Modelle, bei denen Photovoltaik mit agrarischer Nutzung kombiniert wird. So wird mit zirka 10.000 Solar-Paneelen gut die Hälfte des benötigten Stroms für die Garant erzeugt. Und erst vor kurzem ist die zweite Apfelernte dort mit sehr erfreulichen Ergebnissen zu Ende gegangen. 

Was genau beinhaltet die neue Anlage? 
Wolf: In Pöchlarn sind in den vergangenen 20 Monaten sechs Silos für Maistrocknung und Pelletslagerung entstanden, mit einer Gesamt-Lagerkapazität von rund 22.000 Tonnen. Vier weitere kleine Silos mit je 350 Tonnen Lagerkapazität wurden für die Vorlagerung von Nassmais errichtet. Der Maistrockner ist bereits in Betrieb. Hier werden pro Silo bis zu 4.000 Tonnen des getrockneten Maises bis zur Verarbeitung im Mischfutterwerk gelagert. Außerdem werden in zwei der sechs Silos Pellets für die direkte Verteilung an Industrie- und Gewerbekunden sowie Privatkunden gelagert. Die Lagerkapazität liegt hier bei rund 4.000 Tonnen. Insgesamt können wir bis zu 25.000 Tonnen Pellets pro Jahr vor Ort umschlagen und so die laufende Versorgung sicherstellen. Die vergangenen Jahre haben uns gezeigt, wie wichtig entsprechende Reserven für eine sichere flächendeckende Energieversorgung sind. 

Reinhard Wolf im Interview
© RZ/Sabine Klimpt

Warum wurde Pöchlarn als Standort für diese Anlage ausgewählt?
Wolf: Pöchlarn ist ein gut gelegener und etablierter Knotenpunkt in Niederösterreich für Tiernahrung, Getreidehandel und Energieversorgung. Wir sind über unser Tochterunternehmen Garant und das Lagerhaus Mostviertel-Mitte seit vielen Jahren eng mit der Region verbunden. Die Garant ist Branchenführer in Österreich im Bereich Tiernahrung und versorgt über die verschiedenen Logistikwege die landwirtschaftlichen Betriebe mit vielen tausend Tonnen Mischfutter pro Jahr. In Pöchlarn nutzen wir dafür sowohl die direkte Anbindung an die Donau als auch an die Bahn und die Straße. Der Nassmais, der in Pöchlarn getrocknet wird, stammt vorwiegend aus dem Mostviertel sowie den angrenzenden Regionen und wird auch vor Ort verarbeitet, so können wir den lokalen Bedarf abdecken. Dazu kommt, dass zwischen der Produktionsstätte und dem 2021 eröffneten Öko-Solarbiotop eine Fläche direkt an der Donau vorhanden war, die sich für dieses Projekt perfekt angeboten hat. Dank der Unterstützung der Stadtgemeinde Pöchlarn konnten wir diese Fläche optimal nutzen. 

Wie viel wurde in die neue Anlage investiert?
Wolf: Unser Ziel ist es, die regionale Kreislaufwirtschaft zu stärken, ressourcenschonende Transport- und Logistikwege nutzen und möglichst nachhaltige Methoden für die Tierfutterproduktion einzusetzen, die oft sehr energieintensiv ist. Ein weiterer Aspekt ist die Sicherstellung der regionalen Versorgung im Agrar- und Energiebereich, denn das ist unsere wichtigste Aufgabe. Das Projekt hat für uns also eine große Bedeutung. Wir setzen mit dem neuen Agrar- und Energiezentrum ein klares Zeichen als Lagerhaus-Dachorganisation für die Zukunft der Landwirtschaft in unserer Region. Hierfür haben wir rund zwölf Millionen Euro in die Hand genommen. 

Die neue Anlage verbindet verschiedene Unternehmensbereiche. Können hier Synergien genutzt werden? 
Wolf: Bei diesem Projekt können wir unsere Vielseitigkeit unter Beweis stellen. Alle Beteiligten – das Garant-Team, das Genol-Team, die Abteilung Landwirtschaftliche Erzeugnisse und die RWA-Bautechnik – haben über den Tellerrand gedacht und ein innovatives Mehrfachprojekt umgesetzt, das es so bisher noch nicht gegeben hat. Die Teilbereiche wurden so miteinander kombiniert, dass eine Win-win-Situation in vielerlei Hinsicht entstanden ist. Besonders im Fokus unserer Überlegungen stand der Aspekt Nachhaltigkeit. Hier hat Pöchlarn mit dem Öko-Solarbiotop schon eine Vorreiterrolle übernommen und mit der neuen Anlage wird der Energieaufwand in Summe weiter deutlich reduziert. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ganz unterschiedlicher Geschäftsbereiche der RWA hat sehr gut funktioniert.

AusgabeRZ40-2024

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