Raiffeisen Continuum: Großes Potenzial bei Firmenübernahmen 

Raiffeisen Continuum lud zum Sommerempfang und diskutierte dabei über die Attraktivität von Betriebsübernahmen.

Herbert Stepic, Amelie Groß, Gunter Deuber, Wolfgang Sobotka, Unternehmerin Marietta Ulrich-Horn, Boris Pelikan und sein Geschäftsführerkollege Andreas Fleischmann tauschten sich über die aktuelle Lage der Wirtschaft und Gesellschaft aus. © raiffeisen continuum
Herbert Stepic, Amelie Groß, Gunter Deuber, Wolfgang Sobotka, Unternehmerin Marietta Ulrich-Horn, Boris Pelikan und sein Geschäftsführerkollege Andreas Fleischmann tauschten sich über die aktuelle Lage der Wirtschaft und Gesellschaft aus. © raiffeisen continuum

Bei hochsommerlichen Temperaturen stimmten sich Kunden, Geschäftspartner und Freunde von Raiffeisen Continuum im Apothekertrakt des Schlosses Schönbrunn auf die Generalprobe des Sommernachtskonzerts der Wiener Philharmoniker ein – das dann leider buchstäblich ins Wasser gefallen ist. Die RBI-Tochter Raiffeisen Continuum ist auf Unternehmensnachfolge spezialisiert und das aus gutem Grund, denn in Österreich stehen 50.000 der 200.000 mittelständischen Betriebe vor der Übergabe. Geschäftsführer Boris Pelikan betont: „Firmenübernahmen betreffen nicht nur die involvierten Unternehmen, sondern sind für die Wettbewerbsfähigkeit und für die Stabilität einer Volkswirtschaft von großer Bedeutung.“ 

Der Wohlstand in Österreich sei getragen von den Klein- und Mittelbetrieben, erklärt auch Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka in seiner Keynote: „Aus der Firmentradition hat sich vieles in den Regionen und in den Gemeinden entwickelt. Der Unterschied zwischen Stadt und Land ist in Österreich deshalb deutlich geringer als in Deutschland.“ Die 600.000 KMU in Österreich, das sind 99,8 Prozent aller heimischen Unternehmen, beschäftigen rund 2,4 Millionen Mitarbeiter.

„Unternehmen bestehen nicht nur aus Unternehmern, sondern es sind Teams“, betont Sobotka mit Blick auf aktuelle Debatten zu Arbeitszeitverkürzungen, Lohnerhöhungen und Gewinnsteuern. Generell brauche es in einer „aus den Fugen geratenen Welt“ wieder mehr Hoffnung und Zuversicht sowie ein Bekenntnis zu Grundwerten wie Eigeninitiative und Leistungsbereitschaft. Sobotka appelliert zudem zu mehr Technologieoffenheit. Die Chancen der Veränderung müsse man nutzen: „Das Gute sollte immer noch durch das Bessere zu ersetzen sein.“ Um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, sei auch die Senkung der Lohnnebenkosten ein zentrales Thema. 

Chancen bestehen

Dem stimmt Gunter Deuber, Chefanalyst der Raiffeisen Bank International, zu: „Wir sehen derzeit eine beachtliche Entwicklung in die falsche Richtung, wenn man die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Österreichs anschaut.“ Bei den Lohnstückkosten laufe Österreich Deutschland gnadenlos davon. Auch die Lohnquote werde hierzulande in den kommenden Jahren auf 75 Prozent ansteigen, wirtschaftshistorisch lag die Lohnquote zwischen 65 und 70 Prozent der Wirtschaftsleistung. Rationalisierung, aber auch eine Standortverlegung nach Zentral- und Osteuropa sei für viele Unternehmen momentan ein Thema, so Deuber. 

„Es bestehen nach wie vor Chancen in CEE, aber Osteuropa ist anders geworden“, analysiert der frühere RBI-CEO Herbert Stepic. Die Hälfte der Länder habe den Transformationsprozess noch nicht geschafft, allerdings existiere die „Karotte EU“, also der Grund, warum viele Länder in CEE stark reformiert haben, derzeit nicht mehr überall. 

Mehr Aufmerksamkeit

Im aktuellen Umfeld sieht der Chefanalyst großes Potenzial bei Firmenübernahmen: „Sie sind durchaus attraktiver als Firmengründungen. Denn Unternehmen, die schon mal Sanierungsphasen durchlebt haben, sind durchaus resilienter als Unternehmen, die noch nie eine Krise gesehen haben.“ 

Amelie Groß, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich, hat vor zwölf Jahren den Familienbetrieb in dritter Generation übernommen. Ein Erfolgsrezept kann Groß keines geben, denn jedes Unternehmen habe – genau wie jede Familie – seine eigenen Themen. Sie fordert aber eine Bewusstseinsänderung: „Das Thema Start-up und Unternehmensgründung ist in den vergangenen Jahren sehr stark in den Fokus gerückt, Nachfolge und Familienunternehmen haben die gleiche Aufmerksamkeit verdient.“