Investment Forum: „Besser als erwartet“

Aber ohne Ausbau der Kapitalmärkte verliere Europa an Innovationskraft, so der Tenor beim „Raiffeisen Investment Forum“.

„Erfolg im Fondsmanagement hängt von einer Kombination aus Kundenorientierung, technologischer Innovation, starken Partnerschaften und transparenter Kommunikation ab“, betont Hannes Cizek, CEO von Raiffeisen Capital Management. Das „Raiffeisen Investment Forum“ in Wien bietet dazu institutionellen Investoren und Fondsmanagern eine Plattform. Gerade in Zeiten globaler geopolitischer Herausforderungen ist der Austausch und die Diskussion über aktuelle Entwicklungen wichtig. Zum Investment-Forum sind heuer 130 Teilnehmer aus Österreich und Europa gekommen, viele aus Zentral- und Osteuropa (CEE), wo Raiffeisen seit Jahrzehnten mit eigenen Fondsgesellschaften aktiv ist und dadurch vom lokalen Know-how profitieren kann. 

Wie wichtig die Emerging Markets und CEE in der Veranlagung sind, betonte Cizek: „Schwellenländer spielen für Anleger unverändert eine wichtige Rolle, da sie Diversifizierungsmöglichkeiten, höheres Wachstumspotenzial und attraktive Renditechancen bieten.“ Die wirtschaftlichen Reformen in diesen Märkten tragen zusätzlich zur Attraktivität bei, was sich heuer wieder in starken Wachstumsraten in CEE zeigt.

Chancen für Investoren sieht Cizek auch bei Investitionen in Infrastruktur, die vor allem Anleger mit einem langfristigen Anlagehorizont ansprechen würden: „Sie zeichnen sich durch langfristige Stabilität, Diversifizierung, Inflationsschutz und Wachstumspotenzial aus. Sie weisen zudem eine geringere Volatilität und eine Illiquiditätsprämie auf.“ Genau aus diesem Grund hat Raiffeisen Capital Management heuer die Produktpalette um „Private Infrastructure“ erweitert. Gerade seit der Corona-Pandemie habe diese Assetklasse an Bedeutung gewonnen und der Krieg in der Ukraine hat die Investitionen in Infrastruktur weiter verstärkt. Lieferkettenprobleme, Energie­versorgung und Verteidigung sind in den Fokus gerückt, aber auch der technologische Wandel etwa im Bereich der Künstlichen Intelligenz erfordert mehr Kapital für den Ausbau. 

Globale Transformation

„Die größten Herausforderungen unserer Zeit sind die hohe Geschwindigkeit technologischer Entwicklungen und die Marktvolatilität durch geopolitische Unsicherheiten“, fasst Cizek kurz zusammen. Die aktuellen geopolitischen Entwicklungen und Europas Rolle in einer neuen Weltordnung analysierte der frühere Außenminister Alexander Schallenberg. Sein Appell: „Europa muss selbstbewusster, unabhängiger, realistischer und pragmatischer werden.“ Europa müsse lernen, seine wirtschaftliche Kraft mit „Soft Power“ zu verbinden und Partnerschaften weltweit auszubauen. „Man kann Länder nicht einfach ‚canceln‘, nur weil sie nicht zu 100 Prozent unseren Werten entsprechen“, appellierte Schallenberg. Die Welt sei nicht schwarz oder weiß, sondern habe viele Grauschattierungen. Schallenberg registriert generell, dass immer mehr Länder mit der EU – als stabilen Partner – Handelsbeziehungen eingehen wollen. 

Auch nach innen müsse Europa Reformen anpacken, dabei weiß Schallenberg: „Demokratie ist nie eine einfache Sache.“ Der EU-Binnenmarkt sei noch immer unvollständig. Positiv hob er die steigenden Verteidigungs- und Forschungsinvestitionen hervor. Gleichzeitig warnte er: „Ohne den Ausbau der Kapital­märkte verliert Europa an Innovationskraft.“

Positiver Ausblick

Wie aktuelle Unsicherheiten die Kapitalmärkte beeinflussen, analysierte Karin Kunrath, Chief Investment Officer von Raiffeisen Capital Management: „Das dritte Quartal ist für ‚risky assets‘ klar besser verlaufen als erwartet. Und die globalen Wirtschaftsdaten, Inflation und die Notenbanken sollten Aktien- und Anleihenmärkte weiter unterstützen.“ Konkret gehen die Prognosen von einem weltweiten Wirtschaftswachstum von knapp drei Prozent aus. Die viel beachteten Einkaufsmanagerindizes haben sich in allen Regionen vom Eindruck der US-Zölle tendenziell erholt und lassen auf Zuversicht bei den Unternehmen schließen. Besser als erwartet fallen auch die Unternehmensergebnisse aus. „Das in den USA zweistellige Umsatz- und Gewinnwachstum, insbesondere aufgrund der massiven Investitionen in die AI-Technologie, stellt wohl den wichtigsten Antrieb für den Aktienmarkt dar“, so Kunrath. 

All diese besser als erwarteten Tendenzen unterstützen die Entwicklungen am Kapitalmarkt. „Unsere Marktbeurteilung fällt positiv aus, wodurch wir bei unserer Positionierung verstärkt auf Aktien setzen“, erklärt Kunrath, bleibt aber wachsam: „Trotz des positiven Ausblicks darf man die Risikofaktoren nie vergessen.“

AusgabeRZ42-2025

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