Wertschöpfung auf Rekordniveau

Die volkswirtschaftliche Bedeutung von Raiffeisen NÖ-Wien hat im Vorjahr deutlich zugenommen und das Vorkrisenniveau getoppt. Für Obmann Erwin Hameseder sind die Ergebnisse ein wichtiges Zukunftsfundament.

Economica-Expertin Anna Kleissner und Obmann Erwin Hameseder
Economica-Expertin Anna Kleissner und Obmann Erwin Hameseder präsentierten den Wertschöpfungsbericht 2021. (c) Raiffeisen NÖ-Wien/Sabine Klimpt

Raiffeisen NÖ-Wien ist viel mehr als nur eine Bank – das belegt der Wertschöpfungsbericht 2021 der Unternehmensgruppe mit ihren vier Geschäftsfeldern Agrar, Bank, Infrastruktur und Medien. „Seit über 130 Jahren liefern wir einen gesellschaftlichen Mehrwert für die Mitglieder, für die Regionen, in denen wir wirtschaften, und damit auch für das ganze Land“, betonte Erwin Hameseder, Obmann der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, bei der Präsentation der Analyse. Die Bilanz „über den genossenschaftlichen Auftrag“ falle für das zweite herausfordernde Pandemie-Jahr erfreulich aus. Berechnet hat die Wertschöpfung, also die volks- und regionalwirtschaftliche sowie fiskalische Bedeutung von Raiffeisen NÖ-Wien, das Economica Wirtschaftsinstitut nun zum vierten Mal.

„Wir nützen den Wertschöpfungsbericht als zusätzliches Instrument, um zu prüfen, ob wir auf dem richtigen Weg sind und unseren eigenen hohen Ansprüchen gerecht werden“, erklärte Hameseder. Die gesamte Unternehmensgruppe generierte im Vorjahr österreichweit einen Umsatz von 8 Mrd. Euro, wovon 2,7 Mrd. Euro der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien zurechenbar waren. Mit den Industriebeteiligungen lag der Umsatz bei insgesamt 26,4 Mrd. Euro. Allein der der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien zurechenbare direkte Bruttowertschöpfungsbeitrag hatte 2021 den Rekordwert von 1,4 Mrd. Euro erreicht, ein Plus von 20 Prozent im Jahresvergleich und 4 Prozent gegenüber dem Vorkrisenniveau. 

Wertschöpfung bleibt in Region

Auch wenn die Wertschöpfungsketten im Vorjahr häufiger auch durch Importe bedient wurden, war der gesamtwirtschaftliche Beitrag mit einer Bruttowertschöpfung von 2,1 Mrd. Euro durchaus beachtlich – dies entspricht 0,6 Prozent der gesamten heimischen Wertschöpfung, ergänzte Studienautorin Anna Kleissner. Damit war die Bruttowertschöpfung von Raiffeisen NÖ-Wien fast so groß wie jene der gesamten Pharma- oder Getränkeindustrie Österreichs. Hervorzuheben sei, dass die Wertschöpfung in der Region bleibe: Jeder 94. Euro, der in Niederösterreich erwirtschaftet wurde, lässt sich auf Raiffeisen NÖ-Wien zurückführen. Und in Wien war es jeder 84. Euro. Dazu komme, dass rund 80 Prozent der österreichweit generierten Wertschöpfung der Unternehmensgruppe in Wien und Niederösterreich verbleiben. 

Diese Ergebnisse brachten auch erhebliche fiskalische Rückflüsse an die Gebietskörperschaften, 412,8 Mio. Euro an Steuern und Abgaben kamen im Vorjahr direkt aus der Unternehmensgruppe. Mit indirekten und induzierten Effekten stiegen diese sogar auf insgesamt 809 Mio. Euro, so Kleissner. Zum Vergleich: Das ist deutlich mehr als die jährlichen Einnahmen aus der gesamten Grundsteuer in Österreich (760 Mio. Euro).

Trotz eines Rückgangs bei den direkt Beschäftigten bei Raiffeisen NÖ-Wien vom Höchststand 8.555 im Jahr 2020 auf 8.231 im Vorjahr sei die Unternehmensgruppe nach wie vor ein stabiler Arbeitgeber mit sehr vielen Vollzeitstellen. Von zehn Jobs in der Unternehmensgruppe entsprechen neun Vollzeitäquivalent-Arbeitsplätzen. Dazu komme, dass ein Arbeitsplatz bei Raiffeisen NÖ-Wien weitere 1,3 Arbeitsplätze in der Region absichere. Und auch der überdurchschnittliche Beschäftigungsmultiplikator von 2,27 zeige, dass bei Zulieferern in der vorgelagerten und durch Einkommenseffekte nachgelagerten Wertschöpfungskette in Summe mehr Arbeitsplätze geschaffen bzw. gesichert werden als in der Unternehmensgruppe selbst, geht aus dem Wertschöpfungsbericht hervor. Inklusive indirekter und induzierter Effekte werden österreichweit folglich 18.704 Arbeitsplätze gesichert, was einem Vollzeitäquivalent von 16.020 Arbeitsplätzen entspreche. „Mit einem Anteil von 0,43 Prozent aller in Österreich Erwerbstätigen sichert Raiffeisen NÖ-Wien mehr Arbeitsplätze als Tulln Einwohner zählt oder als in den Apotheken beschäftigt sind“, betont die Studienautorin. 

Erfreut zeigt sich Obmann Hameseder auch über die Entwicklung bei den Investitionen, „die immer auch die Beschäftigungseffekte und Wirtschaftsleistung von morgen“ indizieren. Mit zurechenbaren knapp 75 Mio. Euro waren die Investitionen von Raiffeisen NÖ-Wien im Vorjahr höher als im Dekadendurchschnitt, gingen aber im Jahresvergleich um 7,3 Mio. Euro zurück. „Von 5 Euro werden 4 Euro direkt in Niederösterreich und Wien wirksam. Das spiegelt die starke Verbundenheit mit dem Wirtschaftsraum wider. Denn gerade in für die Bevölkerung und die heimischen Unternehmen herausfordernden Zeiten ist es wichtig, dass möglichst hohe regionale Wertschöpfung generiert, Arbeitsplätze vor Ort gesichert sowie nachhaltig und solide gewirtschaftet wird“, strich Hameseder hervor. Raiffeisen NÖ-Wien komme als regionaler Wirtschaftsmotor gerade in Zeiten großer Herausforderungen eine stabilisierende Bedeutung zu.

„In Krisen ist es auch immer wichtig von Resilienz und Versorgungssicherheit zu sprechen.“

Erwin Hameseder

„In Krisen ist es auch immer wichtig von Resilienz und Versorgungssicherheit zu sprechen. Das steht ganz, ganz weit oben auf unserer Prioritätenliste. Dazu braucht es, dass auch die politische Ebene das Ohr sehr nahe bei der Wirtschaft hat“, betonte Hameseder. Denn: Erfolgreich wirtschaften könne man nur dort, wo es auch Rechtssicherheit und Verlässlichkeit gebe. In diesem Zusammenhang lobte Obmann Hameseder die Hilfsmaßnahmen der österreichischen Bundesregierung im Zuge der Corona-Pandemie, die gewirkt hätten. „Das zeigen auch diese Zahlen.“ Es sei insbesondere in der klein- und mittelständischen Wirtschaft gelungen, einen Rebound zu schaffen. „Wenn diese Liquiditäts- und Überbrückungshilfen nicht gegeben worden wären, dann könnten wir auf diesem Fundament nicht so aufbauen, wie wir es konnten“, sagte Hameseder. 

Wenig Freude hat der Obmann allerdings mit der Diskussion über Übergewinne und weitere Markteingriffe. Eine kurzfristige Diskussion darüber sei angesichts der zahlreichen Unsicherheiten zwar gerechtfertigt, „aber es darf keine Dauerlösung daraus werden“. Überbrückungshilfen dürften auch jetzt wieder angesichts der unglaublich hohen Energiepreise, die auch in unsere Unternehmungen deutlich spüren, notwendig werden. Mit einem hoffentlich baldigen Ende der dramatischen humanitären Katastrophe, dem Ukraine-Krieg, müsse man wieder die Marktwirkungen zulassen. Denn Vertrauen in politische Maßnahmen sei für einen Wirtschaftsstandort ganz, ganz wichtig. „Wir sind am Weg der ökosozialen Marktwirtschaft, das gilt für alle unsere Unternehmungen, und darauf wollen wir auch weiter aufbauen“, stellte Hameseder abschließend klar.