Nachhaltige Dynamik

Die Raiffeisen Centrobank bringt das erste Zertifikat mit österreichischem Umweltzeichen auf den Markt. Die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten dürfte damit weiter exponentiell steigen.

2021 war ein positives Jahr für den österreichischen Zertifikatemarkt. „Die Wertpapiere sind in der Gunst der Anleger aufgestiegen und erfreuen sich breiter Beliebtheit, das sieht man auch bei Zertifikaten“, gibt Vorstandsdirektorin Heike Arbter bei der virtuellen Jahresauftaktveranstaltung der Raiffeisen Centrobank einen kurzen Gesamtmarktüberblick. Der Umsatz in Österreich ist mit 3,7 Mrd. Euro auf ein Rekordniveau gestiegen. Im Vorjahr wurden um 7,7 Prozent mehr Zertifikate gekauft und verkauft als im Jahr davor. Das ausstehende Gesamtvolumen ist um 1,3 Prozent auf 14,8 Mrd. Euro gestiegen. „Ein starkes Lebenszeichen dieses Marktes“, attestiert Arbter. 

Bei der Raiffeisen Centrobank ist das Zertifikatevolumen sogar um 15,3 Prozent gewachsen, wobei vor allem die Kapitalschutz- und Bonus-Zertifikate mit 18 Prozent besonders stark zulegen konnten. „Miteinander haben wir hier sehr viel geleistet. Denn selbst der beste Produzent benötigt immer auch einen guten Vertriebspartner“, so Arbter und bedankte sich direkt bei den rund 500 Beratern, die an der Online-Veranstaltung teilgenommen haben. 

Pionierleistung

Dass die Raiffeisen Centrobank als Vorreiter unter den Zertifikate-Emittenten gilt, kommt nicht von ungefähr. Zum Beispiel hat die RCB bereits 2005 nachhaltige Themen mit Zertifikaten investierbar gemacht – mit Index-Zertifikaten auf Wasser, Solar-, Windenergie und Forstwirtschaft. „Nachhaltigkeit spielt bei uns und im gesamten Raiffeisensektor immer schon eine große Rolle, aber ab 2015 ist richtig Dynamik hineingekommen und die Nachfrage hat sich exponentiell gesteigert“, berichtet Philipp Arnold, RCB-Vertriebsleiter für Strukturierte Produkte. 

Seit 2018 hat sich das ausstehende Volumen in nachhaltigen Zertifikaten mehr als vervierfacht und mit Jahresende 2021 erstmals über eine Milliarde Euro erreicht. Damit ist fast ein Viertel des ausstehenden Volumens in ESG-Produkte investiert. „Insbesondere der Start der MSCI-ESG-Indizes im September hat maßgeblich dazu beigetragen, diesen Meilenstein zu erreichen“, begründet Arnold. Im Vorjahr wurden vor allem Anlageprodukte auf MSCI-Nachhaltigkeitsindizes sowie auf Einzeltitel mit Top-ESG-Scoring durch Raiffeisen Research emittiert und mit dem Zertifikate-Sparen auf den DAX50-ESG gestartet. 

RCB-Vertriebsleiter Philipp Arnold im Porträt
RCB-Vertriebsleiter Philipp Arnold (c) RCB

„Das Umweltzeichen wird im Vertrieb nochmal mehr Dynamik hineinbringen.“

Philipp Arnold

Mehr als 820 ESG-Zertifikate bietet die RCB aktuell an, und schon bald werden es noch mehr sein, denn die erste Emission eines Zertifikates mit österreichischem Umweltzeichen steht bevor. Eine Premiere am Zertifikatemarkt, denn bis dato haben nur Fonds und fondsgebundene Lebensversicherungen sowie Sparprodukte diese vertraute und vertrauensvolle Signet erreichen können. Rund 200 Finanzprodukte tragen derzeit das Umweltzeichen und sind demnach zertifiziert nachhaltig. 

Die RCB verpflichtet sich bei ihrem neuen Basiswert „MSCI World Climate Change Top ESG Select 4,5 % Decrement Index“, der Einfachheit kurz MSCI-Klimaschutzindex genannt, zu besonders strengen Ausschlusskriterien, die sogar die UN Global Compact-Prinzipien toppen, wie etwa den ILO-Arbeitsstandards, Tierschutz, Gentechnikfreiheit und vor allem gegen Geschäftsmodelle, die sich dezidiert negativ auf die Klimawende auswirken, was den kompletten Ausschluss für fossile Brennstoffe bedeutet. Zusätzlich berechnet MSCI für jedes im Klimaschutz-Index gelistete Unternehmen den MSCI-Klimascore, der misst, wie gut ein Unternehmen für die Klimawende gewappnet ist und welchen Risiken es dadurch ausgesetzt ist. Philipp Arnold ist überzeugt: „Das Umweltzeichen ist gut für das Storytelling geeignet und wird im Vertrieb nochmal mehr Dynamik hineinbringen.“ 

Starke Performance

Das Thema Nachhaltigkeit ist aber nur ein Schwerpunkt im RCB-Jahresprogramm. Auch die maßgeschneiderten Vertriebs- und Marketinglösungen mit regionalem Charakter will man weiter ausbauen. Der dritte Eckpfeiler ist die Performance, erklärt Heike Arbter: „Ertrag ins Kundenportfolio zu bringen und gleichzeitig Sicherheit, dieser Nutzen, den Zertifikate für unsere Investoren bringen, ist oberstes Ziel.“ Gerade die Inflationsabdeckung werde ein zentrales Thema in der Beratung 2022. Historisch betrachtet eignen sich Zertifikate dafür gut, denn im Schnitt erzielten Kapitalschutz-Zertifikate in den vergangenen 10 Jahren 3,1 Prozent Performance pro Jahr und damit Renditen über der Inflationsrate und bei Bonus-Zertifikaten sind es im Schnitt sogar 5,2 Prozent jährlich. 

Auch nachhaltige Investments versprechen keine Performancenachteile, wie eine Metastudie aus über 2.000 Studien belegt. „Gutes Gewissen bei schlechterer Rendite, dieses Vorurteil ist falsch. Es spricht vieles dafür, dass nachhaltige Investments längerfristig besser performen als konventionelle“, weiß Reinhard Friesenbichler, Experte auf dem Gebiet nachhaltiger Investments. Ein Grund dafür, warum grüne Investments keine Nachteile, sondern im Gegenteil sogar mehr Chance auf eine Outperformance haben, ist für Friesenbichler die Nachhaltigkeitsanalyse. Wenn man zu den klassischen fundamentalen Unternehmensanalysen auch qualitative Kriterien heranzieht, die eigentlich den Kern der Nachhaltigkeit treffen, dann bedeute das mehr Wissen über das Anlageprojekt und damit einen Vorteil.  

Junger Bullenmarkt

Einen Wissensvorsprung verschaffte den Veranstaltungsteilnehmern auch Helge Rechberger, Aktienstratege bei Raiffeisen Research, mit seinem Marktausblick 2022. Nach einem hervorragenden Aktienjahr 2021 ist für ihn klar: „So gut kommt es nicht wieder.“ Allerdings sind die Wirtschaftsaussichten durchwegs positiv. Sowohl in den USA als auch in Deutschland ist auch die Stimmung in der Wirtschaft so gut wie seit 20 Jahren nicht mehr, obwohl pandemiebedingt am Horizont noch viele Fragen lauern. Ein rasches Ende der hohen Inflationsraten sei dabei allerdings nicht in Sicht, deshalb bleiben Aktien nach wie vor alternativlos. Es gebe gute Argumente, die auch für einen weiteren Aufwärtstrend an den Börsen sprechen, so Rechberger: Eine höhere Inflation bringe positive Performanceraten an den Aktienmärkten. Selbst wenn die Notenbanken Zinsschritte einleiten, bedeutet das auf Sicht von 12 bis 18 Monaten steigende Aktienkurse. Und auch die Unternehmensgewinne seien gut. Und betrachte man den Zyklus im historischen Vergleich, so wäre der Bullenmarkt gerade erst eingeläutet worden. Gute Vorzeichen also für das Jahr 2022. „Es wird jedenfalls wieder ein spannendes Zertifikatejahr werden. Miteinander wird auch dieses Jahr Großes gelingen“, ist Heike Arbter optimistisch.