RLB OÖ: „Wir wollen immer vorne sein“

Mit finanzieller Kraft und in enger Partnerschaft will die RLB OÖ das Land, die Region, die Kunden und auch sich selbst weiter voranbringen.

Bühnenbild bei der HV der RLB OÖ
© RLB OÖ/Maringer

Die Stimmung bei der diesjährigen Festveranstaltung anlässlich der Hauptversammlung der Raiffeisenlandesbank OÖ war ausgesprochen gut. „Wir haben das beste Ergebnis der Geschichte abgeliefert, wollen damit aber nicht überheblich sein. Die Leute sollen nicht glauben, wir verdienen das auf Kosten anderer. Das stimmt nicht! Wir haben es erarbeitet, weil wir unsere Kunden als Partner verstehen“, erklärt Generaldirektor Heinrich Schaller in seinem Bericht. Die RLB OÖ sei als fünftgrößte Bank Österreichs und als Spitzeninstitut des oberösterreichischen Raiffeisensektors ein verlässlicher Finanzpartner, starker Impulsgeber und stabiler Investor. Und in herausfordernden Zeiten sei es besonders wichtig, dass alle an einem Strang ziehen, um auch in Zukunft gute Ergebnisse zu erzielen.

Schaller ist überzeugt: „Wir schaffen gemeinsam noch wesentlich mehr.“ Für das abgelaufene Jahr weist die RLB OÖ jedenfalls einen Jahresüberschuss vor Steuern von 682 Mio. Euro aus und die oberösterreichischen Raiffeisenbanken ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) von 422 Mio. Euro. „Diese finanzielle Kraft brauchen wir auch, um unser Land, unsere Umgebung, unsere Kunden und uns selbst weiterzubringen“, betont Schaller. 

Normale Wellenbewegung

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen seien nach wie vor schwierig, so der Generaldirektor, der für heuer bestenfalls mit einer Stagnation der heimischen Wirtschaft rechnet: „Wir werden Mitte des Jahres das Tal durchschreiten und dann langsam wieder nach oben ziehen.“ Die Bonität der Kunden habe sich in den vergangenen Monaten verschlechtert, aber auch hier könne man den Unternehmen partnerschaftlich unter die Arme greifen. Mit einer harten Kernkapitalquote von 16,6 Prozent habe man auch die Kraft, weiterzuwachsen und in neue Unternehmen zu investieren: „Wir können es uns leisten, Risiko einzugehen. Wir wollen immer vorne sein und dazu brauchen wir das Kapital, das wir erwirtschaftet haben.“

Heinrich Schaller bei der HV der RLB OÖ
Heinrich Schaller © RLB OÖ/Maringer

Jammern gehört jedenfalls nicht zu Schallers Eigenschaften: „Wirtschaft ist immer eine Wellenbewegung und wir stehen kurz davor, dass Konsum und Investitionen wieder steigen.“ Die Personalsuche dürfte sich mit der wirtschaftlichen Erholungsphase erneut zuspitzen, prognostiziert Schaller, deshalb sei es wichtig, die Künstliche Intelligenz und Automatisierung stärker zu nutzen, um noch effizienter zu werden. 

Die hohe Bankstellendichte in Oberösterreich sei dadurch nicht gefährdet, wie Schaller unterstreicht: „Wir werden doch nicht so dumm sein und einen Vorteil wegschmeißen, den wir uns in über 100 Jahren erarbeitet haben.“ Selbst wenn zwei Standorte zusammengelegt werden, sei man aus der Region nicht verschwunden. „Der nächste Standort ist keine fünf Kilometer weg. In einer mobilen Gesellschaft sollte das kein Problem sein“, so Schaller. 

An einem Strang zu ziehen, gilt es auch bei regulatorischen Verschärfungen. „Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema. Die Regelungen, wie Nachhaltigkeit umgesetzt werden soll, sind zu hinterfragen“, sagt Schaller und befürchtet massive Wettbewerbsnachteile für Europa. 

Volkmar Angermeier bei der HV der RLB OÖ
Volkmar Angermeier © RLB OÖ/Maringer

Chancen erkennen

Aufsichtsratsvorsitzender Volkmar Angermeier sieht im historisch besten Ergebnis der RLB OÖ die Bestätigung eines bewährten Geschäftsmodells, das auf dem Privat- und Firmenkundengeschäft sowie einem breiten Beteiligungsbereich fußt. Die Wirtschaftspro­gnosen geben Angermeier allerdings Anlass zu „gewisser Sorge“, denn: „Branchen, die einen besonderen Bezug zur Industrie haben, geraten immer mehr unter Druck.“ Lohnsteigerungen, hohe Energiepreise und der Arbeitskräftemangel sind nur einige der Herausforderungen für die Industrie, so Angermeier: „Noch schwerwiegender ist der Vertrauensverlust in die europäische Wirtschaftspolitik.“ Die Regulierungswut auf europäischer Ebene sorge für große Unsicherheit, wenn es um unternehmerische Entscheidungen geht. Exemplarisch nennt Angermeier die Taxonomie und das kürzlich beschlossene Lieferkettengesetz und ortet dabei eine „falsch verstandene Nachhaltigkeit“, die die Investitionsbereitschaft bremse. Als Bank habe man gerade jetzt die Verantwortungen, die Kunden intensiv zu begleiten, um Chancen und Risiken zu erkennen und die Strategien immer wieder neu zu evaluieren. 

Die RLB OÖ dürfe sich auch selbst nicht auf den guten Ergebnissen ausruhen, vor allem wenn es um den fortschreitenden technologischen Wandel durch Künstliche Intelligenz gehe. Angermeier betont gleichzeitig: „Vertrauen und Sicherheit, aber auch die örtliche Nähe sind selbst im digitalen Zeitalter ganz wesentlich und das muss auch in Zukunft unser Anspruch sein.“ Denn Raiffeisen sei eben mehr als eine Bank und mit dieser Gestaltungskraft differenziere man sich auch von anderen Banken. 

Erwin Hameseder bei der HV der RLB OÖ
Erwin Hameseder © RLB OÖ/Maringer

Resilienz stärken

Die Kraft des Wir, also der Gemeinschaft, stecke in der Genetik der Genossenschaften und sei in einer Zeit geopolitischer Verwerfungen mit Auswirkungen auf die Wirtschaft besonders wichtig, streicht auch Raiffeisen-Generalanwalt Erwin Hameseder hervor: „Wir sollten in keine Negativspirale verfallen, sondern wieder mehr in Richtung Resilienz tun. Die Globalisierung hat bis dato Stabilität bedeutet, aber das ist zu hinterfragen. Es geht darum, Wertschöpfung wieder in die Regionen zurückzuholen und so Abhängigkeiten zu verringern.“ Der Beitrag von Raiffeisen Österreich zur höheren Resilienz lasse sich am Wertschöpfungsbericht ablesen, wonach Raiffeisen 93.000 Arbeitsplätze in Österreich sichert. Hameseder sieht nun die Politik gefordert, die richtige Rahmenbedingungen zu setzen, damit Österreich im internationalen Wettbewerb nicht abrutscht und aus der leichten Rezession wieder in einen Wachstumsmarkt hineinkommt. 

„Vorne ist immer Platz“, das ist der Leitspruch der Präsidentin der Wirtschaftskammer OÖ, Doris Hummer, dem auch Heinrich Schaller viel abgewinnen kann. Für diese Haltung und ihre Verdienste um Oberösterreich wurde Doris Hummer im Rahmen des Festakts von der RLB OÖ das Goldene Giebelkreuz verliehen.