Trendumkehr beim Bausparen

Österreichs Bausparkassen berichten über Umbrüche im Jahr 2022 und fordern eine Anhebung der Darlehensobergrenze.

Häuser aus Geldscheinen; Symbolbild für Bausparen
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Selten war das Bausparsystem in Österreich mit derart grundlegenden Veränderungen konfrontiert wie im Vorjahr. Die hohe Inflation, die eingeläutete Zinswende und die neuen Finanzierungsrichtlinien für Wohnbaukredite (KIM-VO) schlagen sich in der Bilanz der vier österreichischen Bausparkassen nieder. Christian Reingruber, aktuell Vorsitzender des Bausparkassenverbandes Österreich, spricht von einem Revival des Bausparens: „Der Bausparer ist wie Phönix aus der Asche gestiegen. Die Steigerungsquoten beim Sparen haben uns selbst überrascht.“ Im Gesamtjahr ist die Zahl der neu abgeschlossenen Bausparverträge mit 395.000 zwar um 50.000 Verträge weiterhin rückläufig, aber seit Oktober haben sich die Abschlüsse verdoppelt. Im vierten Quartal ist die Anzahl der Neuverträge um 14 Prozent gegenüber 2021 gestiegen. Die Bauspareinlagen lagen per Jahresende 2022 bei 14,7 Mrd. Euro. Der Trend zum Bausparen setzt sich heuer fort: Im Jänner und Februar wurden 108.000 neue Verträge abgeschlossen, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 61.500, das bedeutet ein Plus von 75 Prozent. Insgesamt hatten im Vorjahr 3,3 Millionen Österreicher einen Bausparvertrag. 

Knick nach Rekord

Während das Bausparen wieder beliebter wird, gibt es seit August, also seit der Einführung der strengeren Kreditvergaberichtlinie bei Wohnbaukrediten, eine deutliche Abwärtsbewegung bei den Finanzierungen. Im ersten Halbjahr 2022 gab es noch eine Rekordnachfrage bei Bauspardarlehen. Auf Jahressicht sind die Finanzierungsleistungen auf 3,8 Mrd. Euro und somit um 1,0 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Das Volumen der gesamten Bausparleistungen hat sich um 10 Prozent auf knapp 20,0 Mrd. Euro erhöht. Doch seit der KIM-VO ist die Welt eine andere, berichtet Reingruber: „Die Zinsentwicklung alleine wäre schon eine Hürde für viele. Dann am Beginn einer Schwächephase auch noch restriktive Maßnahmen zu erlassen, wirkt verstärkend.“ 

Ruf nach automatischer Anpassung

Viele Österreicher können sich nun kein Eigenheim mehr leisten, dabei habe Österreich im europäischen Vergleich schon eine sehr niedrige Eigentumsquote. Um das zu ändern, müssten die gesetzlichen Rahmenbedingungen angepasst werden. Der Bausparkassenverband begrüßt die vom Finanzminister angedachten Erleichterungen beim erstmaligen Immobilienkauf mit der Abschaffung der Grunderwerbsteuer und der Grundbucheintragungsgebühr. Eine klare Forderung der Bausparkassen ist die Anhebung der Darlehensobergrenze von derzeit 240.000 Euro auf 350.000 Euro pro Person. Denn während sich die Wohnimmobilienpreise in den vergangenen zwölf Jahren mehr als verdoppelt haben, ist die Darlehenshöchstgrenze im selben Zeitraum nur um ein Drittel erhöht worden. Eine automatische Anpassung an den Wohnimmobilienindex der OeNB wird angestrebt. Auch bei der KIM-VO will der Bausparkassenverband Österreich Erleichterungen. Die neuen Empfehlungen des Finanzmarktstabilitätsgremiums (FMSG) zur Weiterentwicklung der KIM-VO gehen den Bausparkassen noch nicht weit genug.