„Am Beginn war es ein Thema für wenige, heute beschäftigen sich alle Geschäftsbereiche in all unseren Netzwerkbanken mit Nachhaltigkeit. Dabei ist es nicht die Regulierung, die uns antreibt“, betont Markus Ecker, Head of Sustainable Finance der Raiffeisen Bank International, beim ersten „RBI Climate and Environmental Business Summit“. Das Richtige zu tun und darüber hinaus für Kunden, Investoren und Mitarbeiter attraktiv zu sein, sei die Hauptmotivation. „Bei der Finanzierung der nachhaltigen Transformation können wir einen wesentlichen Beitrag leisten und unseren Kunden zusätzlich mit Expertise helfen. Gleichzeitig minimieren wir dadurch unsere eigenen Risiken, die durch den Klimawandel verursacht wurden und werden“, erklärt Ecker. Die Anforderungen des Klimawandels immer besser verstehen und nachhaltig wachsen, lautet die Devise der RBI.
Während es früher vor allem darum ging, verschiedene Nachhaltigkeitskennzahlen zu ermitteln und zu melden, ist heute das tägliche Bankgeschäft in allen Bereichen von ESG-Themen beeinflusst, berichtet auch CEO Johann Strobl und unterstreicht: „Unser Geschäft kann nur resilient sein, wenn unsere Kunden resilient sind. Und unsere Kunden wollen es sein. Wir können sie mit unserer langen Expertise und hohen Beratungsqualität dabei unterstützen.“ Es gäbe große Chancen, mit neuen Produkten und nachhaltigem Kundengeschäft zu wachsen. Als Beispiel nennt Strobl das Thema Green Bonds. Der RBI-Konzern hat bereits für mehr als 20 Unternehmen grüne oder nachhaltige Anleihen in führender Rolle arrangiert.
Nachhaltige Influencer
Strobl sieht die RBI als nachhaltigen Influencer – für Kunden und Mitarbeiter, aber auch für die Gesellschaft: „Wir brauchen mehr Optimismus und Inspiration. Engagement, das über das reine Bankgeschäft hinausgeht, ist ein Muss für verantwortungsvolle Banker.“ Für den CEO ist dabei die Vermittlung von Finanzkompetenz ein wichtiger Schlüssel, um künftigen Wohlstand zu schaffen. In den letzten Monaten hat die RBI deshalb an einem neuen Finanzbildungsansatz gearbeitet und beispielsweise mit der „Minecraft Education Edition“ eine interaktive Methode entwickelt, um jungen Schülern wichtige finanzielle Aspekte und Begriffe zu vermitteln.
Wissensvermittlung und einen Informationsaustausch braucht es auch innerhalb der Bankengruppe und so kamen mehr als 200 Teilnehmer aus unterschiedlichen Geschäftsbereichen der gesamten RBI-Gruppe, darunter auch alle Nachhaltigkeitsbeauftragte, zur zweitägigen Veranstaltung in Wien zusammen, um über die neuesten Entwicklungen rund um das Thema Sustainable Finance zu diskutieren.
Christine Würfel, Head of Group ESG & Sustainability Management in der RBI, informierte über die Meilensteine, die die Bank im Rahmen der UN Principles for Responsible Banking bereits erreicht hat. Die RBI unterzeichnete im Jahr 2021 als erste österreichische Bank diese Prinzipien als Selbstverpflichtung und hat seither deutliche Verbesserungen in den Bereichen Klimawandel, Umwelt, Inklusion und Governance erzielt. Zu nennen sind hier exemplarisch die Fortschritte bei sektoralen Richtlinien wie für Kohle, Öl und Gas oder die Ausweitung der nachhaltigen Finanzierungen, aber auch die interne Verankerung einer soliden ESG Governance und einer ESG Academy für MitarbeiterInnen. Die RBI wurde in Europa als „Good Practice“-Beispiel für die Umsetzung der Principles for Responsible Banking durch die UNEP Finance Initiative gewürdigt. Es geht darum, „den Wandel als Bank zu demonstrieren“, für Würfel ist aber klar: „ESG ist kein Sprint, sondern ein Marathon.“
Radikale Veränderungen
Das weiß auch Keynote-Speakerin Linda Zeilina-Cross, die als CEO des Think Tank International Sustainable Finance Centre of Excellence (ISFCOE) den Einfluss von Politik, Technologie, Klimawandel und sozialer Ungleichheit skizzierte. „Nachhaltigkeit und Finanzen zu verbinden ist keine neue Idee, sondern die gibt es schon seit Beginn des 17. Jahrhunderts. Heute sind der Vermögenstransfer zwischen den Generationen, neue Technologien und eine globalisierte Informationssphäre die wichtigsten Trends für den Wandel“, erkennt Zeilina-Cross: „Das Fundament der Wirtschaft wird sich radikal verändern.“ Vor allem in Zentral- und Osteuropa sieht die Expertin noch viel Aufholpotenzial, wo man aufgrund von fehlendem Know-how und der verbreiteten Skepsis den entwickelteren Volkswirtschaften hinterherhinkt.
Um diesen Prozess und die Nachhaltigkeit in allen Märkten der RBI zu beschleunigen, hatten die Tagungsteilnehmer die Gelegenheit, aus Best-Practice-Beispielen zu lernen. Für die Nachhaltigkeitsbeauftragten lag der Fokus am zweiten Summit-Tag neben dem topaktuellen Thema der neuen Nachhaltigkeits-Berichtserstattung und deren praktischer Umsetzung, auf den Zukunftsthemen wie Kreislaufwirtschaft und Biodiversität. Der Sustainable-Finance-Experte Jakob Mayr vom WWF Österreich zeigte anhand alarmierender Zahlen und Fakten die Dringlichkeit auf, sich mit dem Thema Biodiversität auch als Bank strategisch auseinanderzusetzen und wirksame Maßnahmen zu implementieren. Manuela Hurmuz, Credit Portfolio Management der RBI, berichtete im Anschluss über die RBI-Teilnahme am Biodiversitätsprojekt CircHive der Europäischen Union.