Gute Rendite im Umlauf

Die Kreislaufwirtschaft ist ein wichtiges Zukunftsthema. Investmentchancen und Herausforderungen wurden beim „ESG Investment Day“ der Raiffeisen KAG beleuchtet.

Lineare Wirtschafssysteme sind gleichbedeutend mit hohem Ressourcenverbrauch und viel Abfall. „Die Kreislaufwirtschaft ist die Anti-These dazu. Es geht darum, Produkte möglichst lange im System zu halten“, erklärt Thomas Bichler, Fondsmanager und Leiter der Zukunftsgruppe Kreislaufwirtschaft in der Raiffeisen KAG. Der Ressourcenverbrauch soll damit wieder verringert werden. Die Welt verbraucht heute nämlich jährlich zwei Erden. Österreich hat im Vorjahr bereits am 6. April seine verfügbaren Ressourcen verbraucht, verbraucht also 3,5-mal so viele Rohstoffe wie eigentlich vorhanden, weiß Christian Plas, Geschäftsführer der „denkstatt“-Gruppe und Dozent für „Nachhaltige Entwicklung und Umweltmanagement“. Im Jahr 1971 lag dieser „Country Overshoot Day“ in Österreich noch im Dezember. 

Ein effizienterer Umgang mit Ressourcen ist eine politische Zielsetzung der Vereinten Nationen, mit dem 12. Ziel der SDGs „Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen“. Und auch die Europäische Union will ein Ende der Wegwerfgesellschaft und verankert die Kreislaufwirtschaft im Green Deal. „Es geht nicht ohne eine Vorschrift“, ist Plas überzeugt. Im Mai 2023 hat der Europäische Rat die neue Verordnung für nachhaltige Produkte festgelegt – „Ecodesign for sustainable products Regulation“ –, die eine Hauptsäule des EU-Aktionsplans für Kreislaufwirtschaft ist. Im Fokus stehen dabei ein nachhaltiges Produktdesign, der Ausbau von Kundenrechten sowie kreislaufwirtschaftliche Prozesse. Es geht um energieeffiziente, langlebige, reparierbare, recycelbare oder „upgradebare“ Produkte. „Die Diskussion über die Kreislaufwirtschaft beginnt immer beim Recycling, das ist aber eigentlich der Schluss“, stellt Thomas Bichler klar und ergänzt: „Viel mehr Energie sollten wir auf das Design und das Material legen.“ 

Fast jeder Sektor ist in die Circular Economy involviert. Elektronik, IT und Verpackungen werden besonders schnell genannt, aber ein ebenso wichtiger Bereich ist die Bauwirtschaft, oder auch Textilien, Lebensmittel und die Abfallwirtschaft selbst. „Es ist fundamental, was sich jetzt tut“, betont Plas. Projektentwickler würden heute mehr darüber nachdenken, wie ein Gebäude rückbaubar, umbaubar oder für eine andere Nutzung adaptiert werden kann. 

Zirkuläre Betrachtung

Im Investmentprozess zieht die Raiffeisen KAG gleich fünf der siebzehn SDG-Ziele für den „Raiffeisen Capital Management Circular Economy Indicator“ heran. Wie die Chancen für Investoren aussehen, darüber berichteten Wolfgang Pinner, Bereichsleiter Corporate Responsibility in der Raiffeisen KAG, und Fondsmanager Hannes Loacker, Leiter der Zukunftsgruppe Energie in der Raiffeisen KAG, anhand von mehreren Beispielen. So hat sich etwa die Firma Umicore dem Batterierecycling verschrieben. Ihre Recyclingfabrik in Belgien hat eine jährliche Schmelzkapazität von 7.000 Tonnen Li-Ion Batterien. Das Verfahren weist eine theoretische und effektive Recyclingeffizienz auf, die über dem EU-Ziel von 50 Prozent liegt. Darling Ingredients wiederum produziert Biodiesel und Biogas aus organischen Abfällen, etwa von tierischen Nebenprodukten, aber auch von gebrauchtem Speiseöl. „Biogas ist ein brennbarer Stoff, der Strom und Wärme erzeugen kann. Dieser Prozess ist ein gutes Beispiel für eine Kreislaufwirtschaft“, so Loacker. In der Baubranche nennt Pinner „Holcim“ als gutes Beispiel, die bereits 20 Prozent recyceltes Material in der Zementproduktion, ohne Einbußen in der Qualität, verwendet. Beton recycelt Holcim zu 100 Prozent bei gleichbleibender Qualität. 

Dinge länger im Umlauf zu haben, ist die Strategie. „Verantwortungsvoller Umgang mit den Ressourcen spielt eine große Rolle. Generell geht es um Verzicht, aber, ohne dass Verzicht einen Wohlstandsverlust bedeutet“, stellt Loacker klar. „In den vergangenen 12 bis 18 Monaten hat sich hier viel verändert. Unternehmen sehen plötzlich Chancen, sich hier zu positionieren, und damit einen Wettbewerbsvorteil zu generieren“, so Bichler.

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