Versicherung: „Rasche Hilfe steht im Vordergrund“

Wie man Geschädigte am besten unterstützt und warum eine Pflichtversicherung notwendig wäre, erklärt Sabine Pfeffer, Uniqa-Vorständin, zuständig für die Raiffeisen Versicherung.

Wie kann man als Versicherung nun schnell ­helfen?
Sabine Pfeffer: In dieser Situation ist es für uns das Wichtigste, für unsere Kunden da zu sein: Unsere Mitarbeiter und Partner in den Bundesländern sowie die Landesgeschäftsstellen stehen zur Verfügung, die Kollegen an der Hotline und natürlich alle digitalen Kanäle. Für die Raiff­eisen Versicherung steht rasche und unbürokratische Hilfe im Vordergrund – eine schnelle Schadensbearbeitung ist für die Betroffenen enorm wichtig.

Eine Unwetter-Hotline unter 0800/22 55 88 wurde eingerichtet. Wie viele Versicherungsnehmer sind betroffen?
Pfeffer: Wir haben die Hotline eingerichtet und die Kapazitäten erhöht, damit uns betroffene Kunden gut erreichen können und es zu möglichst geringen Wartezeiten kommt. Wie viele Kunden betroffen sind, können wir derzeit noch nicht abschätzen.

Wie gut sind Hochwasserschäden abgedeckt? 
Pfeffer: Im Rahmen der Haushalts- und Eigenheimversicherung sind zwar sowohl Sturm- als auch Naturkatastrophenschäden versichert. Im Gegensatz zur Sturmschadenversicherung, bei der bis zur vollen Versicherungssumme des Vertrages geleistet werden kann, sind Schäden aus Naturkatastrophen – wie beispielsweise Hochwasser – je nach Vertrag mit einer bestimmten Summe gedeckelt. Im aktuellen Tarif beträgt die Versicherungssumme 10.000 Euro, jeweils für die Wohnungs- als auch Eigenheimversicherung. Unter bestimmten Voraussetzungen können diese Summen auch erhöht werden.

Was gilt es bei der Schadensmeldung zu beachten? Wie sollte dokumentiert werden, damit es rasch zu einer Auszahlung kommt?
Pfeffer: Bevor mit den Aufräumarbeiten begonnen wird, ist eine möglichst genaue Dokumentation, inklusive Fotos, sehr wichtig. Das erleichtert die Schadenserfassung und hilft uns, den Schaden besser einzuschätzen.

Wie lange dauert es bis zur Auszahlung in der Regel?
Pfeffer: Hochwasserschäden werden in der Regel recht rasch ausbezahlt, da die Situation meist klar ist. Auch jetzt wollen wir unseren Kunden, die vom Hochwasser betroffen sind, schnell unter die Arme greifen – das hat für uns oberste Priorität.

„Es braucht einen Schulterschluss aller Beteiligten, um neue Lösungen zu erarbeiten.“

Sabine Pfeffer

Laut VVO kostete der Versicherungswirtschaft das Hochwasser 2002 rund 400 Mio. Euro. Gibt es für die Raiffeisen Versicherung schon Prognosen, ob man die Schadensumme von damals übersteigen wird? Oder wann wird man das beurteilen können?
Pfeffer: Es ist noch zu früh für eine seriöse Schätzung der Schäden. Bei einem derartigen Ereignis wird es Tage brauchen, bis die Lage etwas klarer ist.

Naturkatastrophen nehmen zu. Welche Rolle können Versicherungen dabei auf Dauer spielen? 
Pfeffer: Weder die öffentliche Hand noch die Privatwirtschaft kann Naturkatastrophen, wie wir sie in den letzten Tagen in Österreich erlebt haben, allein bewältigen. Es braucht einen Schulterschluss aller Beteiligten, um neue Lösungen zu erarbeiten, wobei die Bedürfnisse der Betroffenen im Mittelpunkt stehen sollten.

Oft wurde eine Pflichtversicherung für Naturkatastrophen gefordert. Wäre das DIE Lösung? Und glauben Sie, dass die Chancen für die dafür notwendige Gesetzesänderung nun gestiegen sind?
Pfeffer: Neben den hohen mentalen Belastungen sind vor allem die wirtschaftlichen Konsequenzen für Betroffene oft dramatisch. Die Versicherungswirtschaft Österreichs schlägt deshalb seit Jahren ein Modell vor, bei dem Betroffenen 100 Prozent des Neuwertes erstattet werden können – und nicht so wie derzeit beim Katastrophenfonds nur rund 20 bis 30 Prozent. So eine Lösung würde jeden Versicherten nur einige Euro mehr pro Monat kosten, ähnlich wird es bereits erfolgreich in anderen europäischen Ländern umgesetzt. Ich hoffe, dass auch die österreichische Politik den Handlungsbedarf erkennt und vernünftige Lösungen für die Zukunft ermöglicht.

AusgabeRZ38-2024

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