„Frauen stärken und Zukunft gestalten“

Was braucht es, um als Frau bis in die Führungsebene zu gelangen? Dieser Frage ging man in der RLB OÖ auf den Grund und kam zu dem Schluss: Selbstbewusstsein und Netzwerke sind entscheidende Schlüssel zum Erfolg.

„Der größte Feind der Frau ist nicht der Mann, sondern die Frau selbst.“ Mit dieser Aussage ließ Sylvia Dirnberger-Puchner beim „Female Empowerment“ in der Raiff­eisenlandesbank Oberösterreich aufhorchen. Dirnberger-Puchner weiß aus ihrer Erfahrung als Psychotherapeutin, Coach und Wirtschaftsmediatorin um das Dilemma, in dem viele berufstätige Mütter stecken. Sie fühlen sich zerrissen zwischen ihrer Rolle als Mutter und dem Berufsleben. In beiden Lebensbereichen haben sie oft das Gefühl nicht zu genügen bzw. den jeweils anderen Bereich zu vernachlässigen. Dabei ist diese Selbstkritik gar nicht notwendig und steht bei der Karriereplanung eigentlich nur im Weg. 

„Frauen stärken und Zukunft gestalten“ lautete das Motto der Linzer Veranstaltung, wo fast ausschließlich Frauen auf der Bühne und im Publikum zu sehen waren. In diesem Rahmen kamen einige Persönlichkeiten zu Wort, die längst bewiesen haben, dass Frauen in der Führungsebene Erfolg versprechen und Qualitäten haben, die jedes Unternehmen bereichern.

Die etwas andere Quote

Frauenförderung ist in der RLB OÖ gelebte Realität. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass hier zwei Frauen in sehr hochrangigen Positionen agieren. Michaela Keplinger-Mitterlehner als Generaldirektor-Stellvertreterin und RLB-OÖ-Vorstandsdirektorin Sigrid Burkowski haben im Mai ein Mentoring-Programm ins Leben gerufen, das Frauen stärken, vernetzen und für Führungspositionen begeistern soll. „Wir haben ein Ziel: Bis 2027 wollen wir eine Quote von 30 Prozent Frauenanteil in Führungspositionen“, richtete die Vorstandsdirektorin ihren Appell an das Publikum: „Das schaffen wir nur mit euch!“ 

Keplinger-Mitterlehner, die seit mehr als 35 Jahre in der Finanzbranche tätig ist, beobachtet eine Veränderung in der Arbeitswelt – auch wenn diese aus ihrer Sicht erst in den letzten zehn Jahren spürbar sei. „Heute wird auf weibliche Führungskräfte mehr Wert gelegt“, berichtete die Generaldirektor-Stellvertreterin, der die Entwicklung trotzdem zu langsam voranschreitet.

Michaela Keplinger-Mitterlehner
Michaela Keplinger-Mitterlehner © RLB OÖ/Maringer

Daher hat man sich in der RLB OÖ für eine Quote entschieden, die allerdings schon weit vor der Besetzung einer Führungsposition zum Einsatz kommt, nämlich bei der Weiterbildung. „Nur wenn der Frauenanteil in einem Lehrgang für Führungskräfte 50 Prozent beträgt, findet dieser auch statt.“

Dass es gar nicht so einfach ist, Frauen in Führungspositionen zu bringen, weiß auch Unternehmerin Gertrude Schatzdorfer-Wölfel, die mit dem Schatzdorfer Gerätebau eine einst ausschließlich männerdominierte Firma leitet. Der mehrfach ausgezeichneten Managerin war es wichtig, auch Frauen im Unternehmen zu haben. Es ist ihr gelungen, den Frauenanteil von praktisch null auf aktuell 24 Prozent anzuheben. Die Unternehmerin setzt auf ein positives Miteinander, wobei es aus ihrer Sicht immer Mann und Frau braucht, um erfolgreich zu sein: „Wer auf einen Teil verzichtet, ist selber schuld.“ Die weltweit erfolgreichsten Unternehmen werden schließlich von gemischten Teams geleitet, betonte auch Gudrun Hager, Regionalmanagerin der WKÖ.

Die Teilzeitfalle 

Ein Grund, warum Führungsjobs so selten von Frauen ausgeübt werden, ist die Teilzeitarbeit. Die Teilzeitquote liegt in Österreich bei 50 Prozent – ein Problem, das in Europa speziell den deutschsprachigen Raum betrifft, wie Hanno Lorenz von der Agenda Austria ausführte.

Mit der Teilzeitarbeit sei auch ein geringeres Einkommen und in Folge eine geringere Pension verbunden. Wenn man bedenkt, dass es ohnehin einen Pay Gap von 20  Prozent gibt, wird das finanzielle Problem besonders deutlich. Die Ursache für diese – oft nicht freiwillige – Entscheidung von Frauen, Teilzeit zu arbeiten, ist in der Kinderbetreuung bzw. in fehlenden Kinderbetreuungseinrichtungen zu finden. Besonders in ländlichen Gegenden ist eine Fremdbetreuung oft gar nicht möglich.

Das weiß auch Jutta Grabner-Tammegger aus dem Finanzierungsmanagement der RLB OÖ. Doch sie beweist, dass Führen auch in Teilzeit möglich ist. Die Finanzexpertin wusste schon früh, dass sie Karriere machen möchte und war von Anfang an bestrebt, Verantwortung im Job zu übernehmen. Sie ermutigte ihre Kolleginnen dazu, sich Verantwortung zuzutrauen und sich aktiv um den beruflichen Erfolg zu kümmern – vor, aber auch nach der Familienplanung.

Der Schlüssel zum Erfolg

Wie lautet aber nun das Erfolgsrezept, um als Frau mit Kindern – oder ohne Kinder – beruflich erfolgreich zu sein und die Führungsebene zu erreichen? Für Jutta Grabner-Tammegger ist der Schlüssel zum Erfolg ein unterstützender Partner, ein gut organisiertes Netzwerk und ein Arbeitgeber, der die entsprechenden Rahmenbedingungen bietet und Verständnis für die individuelle Situation mitbringt.

Sigrid Burkowski ist davon überzeugt, dass die Einstellung des Unternehmens entscheidend zur Karriere – eventuell auch in Teilzeit – beiträgt: „Es braucht die Bereitschaft der Mitarbeiter und die Rahmenbedingungen, die das ermöglichen.“ Keplinger-Mitterlehner unterstrich, dass Karriere für jede Frau etwas anderes bedeute und sehr individuell sei.

Sigrid Burkowski
Sigrid Burkowski © RLB OÖ/Maringer

Selbstbewusstsein stärken

Ein authentischer Führungsstil steht für Gudrun Hager an erster Stelle – egal ob als Mann oder Frau. Nur wer selbst von seiner Arbeit begeistert ist, kann andere motivieren, ist die Expertin, die als Wirtschaftsdelegierte schon auf der ganzen Welt zu Hause war, überzeugt. Außerdem brauche es mehr Frauennetzwerke und mehr Initiativen, wie „Female Empowerment“.

Ein Punkt, der vielen Frauen bei der Karriereplanung im Weg stehe, sei das fehlende Selbstbewusstsein, berichtete Sylvia Dirnberger-Puchner aus ihrer Erfahrung als Coach. „Eine Frau muss sich selbst ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten bewusst sein, sich sichtbar machen und über das reden, was sie kann“, so die Psychotherapeutin. Dabei helfe es enorm, sich zu vernetzen, mit anderen Frauen über die eigenen Sorgen zu sprechen und sich auch Fehler zu erlauben – und vor allem sich ohne Neid zu begegnen. 

Gertrude Schatzdorfer-Wölfel brachte es auf den Punkt: „Stellen wir uns nicht immer in die zweite Reihe, wir haben so viele Möglichkeiten“, ermutigte die Managerin das Publikum. „Wir sind nicht besser als Männer, wir sind anders. Seien wir uns unserer Stärken bewusst.“

AusgabeRZ41-2024

Mehr lesen

Anzeige

Aktuelles

Die Welt der Raiffeisenzeitung