RBI: Kein Russland-Ausstieg ohne Kompensation

Die RBI erwirtschaftet in den ersten drei Quartalen ein Konzernergebnis ohne Russland und Belarus von 856 Mio. Euro. Die Reduktion des Russlandgeschäftes schreitet schneller voran, ein Ausstieg wird aber komplizierter.

Die Raiffeisen Bank International (RBI) erzielte in den ersten neun Monaten 2024 ein Konzernergebnis von 2,08 Mrd. Euro, was im Jahresvergleich einen Rückgang von 1,5 Prozent bedeutet. Ohne Russland und Belarus lag das Konzernergebnis bei 856 Mio. Euro, wobei darin Vorsorgen für Hypothekarkredite in Fremdwährungen in Polen in Höhe von 493 Mio. Euro enthalten sind. Die Bilanzsumme der Bank legte im Berichtszeitraum um 3,9 Prozent auf knapp 206 Mrd. Euro zu.

RBI-Vorstandsvorsitzender Johann Strobl sprach in einer Analystenkonferenz von einem „ordentlichen Ergebnis“ und betonte, dass man zahlreiche Maßnahmen zur Reduktion des Russlandgeschäftes umgesetzt habe: „Man sieht schon die Ergebnisse.“ 

Die Verringerung des Kreditportfolios in Russland erfolgt Strobl zufolge schneller als geplant. Die Kredite seien seit dem Höhepunkt im zweiten Quartal 2022 um knapp 67 Prozent reduziert worden und um 23 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Ein Teil des Rückgangs sei auch auf den Wertverlust des Rubels zurückzuführen. Bis der gesamte Kreditbestand abgebaut werde, werde es aber noch Jahre dauern. Hintergrund ist, dass die Zinsen in Russland stark gestiegen sind. Für Kunden gebe es daher kaum Gründe, ihre Kredite umzuschulden, erklärte der RBI-CEO.

Auch bei den Einlagen verzeichnete die russische Tochterbank einen Rückgang von 26 Prozent auf Quartalsbasis. Darüber hinaus wurde auch das Zahlungsverkehrsgeschäft erheblich eingeschränkt. Man arbeite in Russland mit einer sehr geringen Anzahl von Kunden zusammen, die vor allem international tätig seien, so Strobl weiter. Der CEO geht davon aus, dass die EZB den eingeschlagenen Weg befürworte. Es stelle sich aber grundsätzlich die Frage: „Was ist das dann noch für eine Bank, die nur noch sehr eingeschränkte Dienstleistungen anbietet?“ 

Porträt von RBI-CEO Johann Strobl


„Die Bemühungen für einen Ausstieg aus Russland werden weiter fortgesetzt.“

Johann Strobl
© RBI/David Sailer

Bis zur Realisierung möglicher Ausstiegspläne ist die beschleunigte Geschäftsreduktion „das zentrale Szenario“ für die Bank. „Wir sind jedoch noch nicht an dem Punkt angelangt, an dem wir ohne jegliche Kompensation aussteigen (müssen; Anm.)“, versicherte Strobl. Die Bemühungen „für einen teilweisen oder kompletten Ausstieg“ werden weiter fortgesetzt. Im Frühjahr musste die Bank den verfolgten Strabag-Deal aufgrund von möglichen Sanktionsverstößen aufgeben. Dass ein möglicher Ausstieg aus Russland aber immer komplizierter wird, zeigt auch die einstweilige Verfügung eines russischen Gerichts vom September, die die Verfügung über die Aktien der russischen Tochterbank einschränkt. Dies erschwere die Verkaufsbemühungen zusätzlich und werde unweigerlich zu weiteren Verzögerungen führen, betont der RBI-CEO. Die Bank bekämpft diese Entscheidung mit allen rechtlichen Mitteln.

Stabile Erträge

In der Zwischenzeit spürt auch die RBI, dass der Höhepunkt im Bankgeschäft aufgrund der Konjunkturschwäche und der sinkenden Zinskurve offenbar überschritten sein dürfte. Die Kernerträge (Zins- und Provisionsüberschuss) im Gesamtkonzern sanken in den ersten drei Quartalen insgesamt um 2 Prozent auf 6,43 Mrd. Euro. Eine positive Entwicklung verzeichnete dabei allerdings der Zinsüberschuss mit einem Anstieg um 166 Mio. auf 4,35 Mrd. Euro. Dazu steuerten vor allem Südosteuropa mit höheren Kreditvolumina sowie die Slowakei aufgrund des im Vergleich zum Vorjahr höheren Zinsniveaus im Euro-Raum bei.

In der Konzernzentrale war hingegen ein rückläufiger Trend zu beobachten, der vor allem die höhere Zinssensibilität im Firmenkundengeschäft im kurzfristigen Einlagenbereich widerspiegelte. Insgesamt legte das Kreditgeschäft der RBI in der Berichtsperiode um 1 Prozent im Jahresabstand auf 100,1 Mrd. Euro zu. Der Provisionsüberschuss fiel dagegen um rund 12 Prozent auf knapp 2,08 Mrd. Euro. Und auch das Betriebsergebnis fiel um 5,2 Prozent schwächer aus.

Die harte Kernkapitalquote (CET1) der RBI ohne Russland ist zuletzt auf 15,3 Prozent gestiegen. „Selbst eine vollständige Entkonsolidierung der russischen Tochterbank bei einem Buchwert von null könnte durch die jetzigen Kapitalreserven vollständig abgefedert werden“, so die Bank. Bis zum Jahresende 2024 wird ein Rückgang der harten Kernkapitalquote auf rund 14,7 Prozent prognostiziert. Dies führt Strobl unter anderem auf höhere risikogewichtete Aktiva (RWA) und ein erwartetes Kreditwachstum im Schlussquartal zurück. Beim Anteil der Non-Performing-Loans, also der faulen Kredite, kommt die RBI auf 2 Prozent (+0,1 Prozentpunkt).

Hannes Moesenbacher im Porträt

„Die Qualität des Kreditportfolios der RBI ist in den vergangenen zwölf Monaten bemerkenswert stabil geblieben.“

Hannes Mösenbacher
© David Sailer

Geringe Risikokosten 

Risikovorstand Hannes Mösenbacher betonte in seinem Statement zum Quartalsergebnis, dass das operative Umfeld fragil bleibe, die wirtschaftliche Erholung aber auf Kurs sei. „Die Qualität des Kreditportfolios der RBI ist in den vergangenen zwölf Monaten bemerkenswert stabil geblieben“, so Mösenbacher. Die Risikokosten lagen im dritten Quartal ohne Russland und Belarus bei rund 30 Basispunkten und sollten heuer nicht über 35 Basispunkte hinauskommen.

Nächstes Jahr rechnet Mösenbacher mit Risikokosten im Konzern ohne Russland und Belarus von 40 bis 50 Basispunkten. Polen sei für die RBI heuer „ein schmerzhaftes Thema“, wo fast jede Streitigkeit über Fremdwährungskredite (Schweizer Franken und Euro) vor Gericht lande. „Wir haben uns dafür aber gut gewappnet“, versichert Mösenbacher und für fast 90 Prozent der Fälle vorgesorgt. Es wurde zudem eine gerichtliche und außergerichtliche Vergleichsstrategie eingeführt, um finanzielle Verluste, Anwaltskosten und Prozesskosten zu minimieren. Die Vorteile sollten im kommenden Jahr sichtbar werden.

Bei der Eigenkapitalrentabilität (Return-on-Equity/ROE) rechnet die Bank für das Gesamtjahr ohne Belarus und Russland mit 7,5 Prozent. Zum Halbjahr ging die RBI hier noch von rund 10 Prozent aus. Nicht verändert hat sich der Ausblick beim Zinsüberschuss. Er dürfte im Jahr 2024 bei rund 4,1 Mrd. Euro und der Provisionsüberschuss bei rund 1,8 Mrd. Euro liegen. Die Forderungen an Kunden sollten wie bisher prognostiziert um 4 bis 5 Prozent wachsen. Die Verwaltungsaufwendungen sollten auf rund 3,3 Mrd. Euro anwachsen, was zu einer Cost-Income-Ratio von rund 52 Prozent führen dürfte. „Jegliche Entscheidung über eine Dividendenausschüttung wird von der Kapitalposition des Konzerns ohne Russland abhängen“, stellte die RBI klar. 

AusgabeRZ45-2024

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