Raiffeisen Steiermark ist bereit für Wachstum

Beim traditionellen Jahresauftaktgespräch von Raiffeisen Steiermark standen die Herausforderungen für Privatkunden und Unternehmen im Fokus.

Trotz der trüben Konjunktur geht Raiffeisen Steiermark mit Zuversicht und einer gestärkten Kapitalkraft in das Wirtschaftsjahr 2025. Nach zwei Rezessionsjahren sollte die Wirtschaft heuer wieder Prognosen zufolge in einen Wachstumsmodus wechseln und um rund 0,6 bis 0,7 Prozent im Jahresvergleich zulegen.

„Wir rechnen mit einem kleinen Pflänzchen beim Wachstum. Alle können wir aber dazu beitragen, damit wir ein höheres Wachstum zusammenbringen“, ist Martin Schaller, Generaldirektor der Raiffeisen-Landesbank (RLB) Steiermark, überzeugt. Für Raiffeisen Steiermark seien gerade schwierige Zeiten ein Ansporn, den Kunden „als verlässlicher und stabiler Partner zur Seite zu stehen“ und Orientierung zu geben. „Wir haben die letzten Jahre genutzt, um Eigenkapital, Liquidität und Risikopuffer aufzubauen“, berichtet der Generaldirektor.

Die Eigenmittelquote der steirischen Raiffeisenbankengruppe (RBG) beträgt 26,33 Prozent und jene der RLB Steiermark 22 Prozent. „Das ist mehr als das Doppelte, was die Aufsicht von uns verlangt. Und es ist uns in der Vergangenheit gelungen, auch Liquiditätspolster aufzubauen. Wir ziehen uns also bilanziell sehr, sehr warm an, sodass wir auch in frostigen Zeiten nicht frieren“, erklärt Schaller mit Blick aus dem Fenster. Sobald es die Konjunktur zulasse, sei Raiffeisen Steiermark bereit, wieder Investitionen zu finanzieren.

Strukturelle Anpassungen

Eine Entspannung erwartet der Generaldirektor bei den Zinsen, die ihren langsamen Sinkflug auch heuer fortsetzen sollten. Der mittlerweile maßgebliche Einlagezinssatz sollte bis zum Jahresende von der Europäischen Zentralbank (EZB) in vier Schritten um 1 Prozentpunkt auf 2 Prozent fallen, wird prognostiziert. Hintergrund für die geldpolitische Entspannung ist die Entwicklung bei der Teuerung. „Der Inflationspfad stimmt“, konstatiert Schaller. Nach zwei Jahren mit einer sehr hohen Inflation ging diese im Vorjahr auf rund 3 Prozent zurück. Diese Normalisierung sollte sich in den kommenden ein, zwei Jahren fortsetzen, sodass das Preisstabilitätsziel der EZB von 2 Prozent erreicht werden könnte. Allerdings gäbe es dafür jede Menge Risiken, wie die Ankündigungspolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump, der Zollmauern aufbauen will. „Das birgt inflationäre Gefahren in erster Linie für die USA und dann auch für Europa. Sollten die Inflationsraten nach oben gehen, dann wird die EZB die Zinsen nicht in diesem Ausmaß senken können“, ist Schaller überzeugt.

Strukturell gab es im Vorjahr einige Anpassungen bei Raiffeisen Steiermark. Die Anzahl der Raiffeisenbanken ging um 5 auf 40 zurück. Für heuer wird eine weitere Fusion erwartet. Die Raiffeisenbanken und die RLB Steiermark betreiben insgesamt 189 Bankstellen im Bundesland, um 5 weniger als noch 2023, sowie 65 Selbstbedienungsbankstellen. Insgesamt wurden im Vorjahr rund 71.700 Unternehmen und etwas über 760.000 Privatkunden von 3.475 Mitarbeitern, ein Plus von 133 Personen, betreut. Prognosen, dass Banken ihr Personal massiv reduzieren würden, hätten sich nicht bewahrheitet, freut sich Schaller.

Martin Schaller
Martin Schaller © RLB Steiermark/Riedler

Hohes Kundenvertrauen

Die Summe der von Raiffeisen Steiermark verwalteten Kundengelder – darin sind sämtliche Kredite sowie Guthaben, Wertpapier-Veranlagungen und Rückkaufswerte von Versicherungen zusammengefasst – ist im Vorjahr um 2,4 Prozent auf 54 Mrd. Euro angestiegen. Davon entfallen 29,5 Mrd. Euro auf das Kundenvermögen, unter anderem auf Spar- und Giroeinlagen sowie Wertpapiere.

„Die steirischen Raiffeisenkunden haben damit ein gutes finanzielles Polster für 2025. Das Kundenvermögen ist freilich auch wegen der zurückhaltenden Investitionslaune angewachsen“, konstatiert RLB-Vorstandsmitglied Rainer Stelzer. Zuwächse wurden bei den Spar- und Giroeinlagen (+4,1 Prozent), dem Wertpapiergeschäft (+10 Prozent) und den Bauspareinlagen (+11,7 Prozent) erzielt, während das Versicherungsgeschäft einen Rückgang um 2,4 Prozent verzeichnete.

Im Vorjahr vergab Raiffeisen Steiermark insgesamt rund 2,6 Mrd. Euro an Finanzierungen. Das bedeutet 10,5 Mio. Euro an frischem Geld für Investitionen der Betriebe und Privatkunden an jedem Banktag, so Stelzer. Bei den Wohnraumfinanzierungen bleiben die Zeiten grundsätzlich herausfordernd. Im Vorjahr lagen diese immer noch rund 40 Prozent hinter den besten Jahren zurück. Dennoch tun sich Lichtblicke auf. Vor allem die bessere Leistbarkeit infolge sinkender Zinsen und gestiegener Einkommen könnte zu einem Gamechanger werden.

Im Schlussquartal 2024 habe es bereits mehr Interesse an Wohneigentum gegeben. Die Wohnraumoffensive des Bundeslandes wirke und auch die unliebsame sogenannte KIM-Verordnung, die den Banken Vergabestandards vorschreibt, laufe Mitte 2025 aus. Unterstützung für die Schaffung von Wohneigentum kommt Stelzer zufolge auch von Raiffeisen Steiermark. Demnach wird die Schaffung von Wohneigentum mit einem Zuschuss von bis zu 5.000 Euro für die Grunderwerbsteuer unterstützt. „Wir sehen die Talsohle bei den Finanzierungsvolumina durchschritten und stehen unseren Kunden mit maßgeschneiderten Wohnpaketen und Beratungen zur Seite“, sagt Stelzer.

Rainer Stelzer
Rainer Stelzer © RLB Steiermark/Riedler

Flexible Kombination

Weiterhin herausfordernd bleibt das Firmenkundengeschäft, da die wichtigsten Exportmärkte schwächeln, berichtet Stelzer. Dagegen laufe der Tourismus sehr gut. Insgesamt könnten die sinkenden Zinsen die Nachfrage wieder etwas erhöhen. Steigende Kosten, volatile Energiepreise und das unsichere wirtschaftspolitische Umfeld würden die Wirtschaft weiterhin belasten. 95 Prozent der Kreditvolumina von Unternehmen liegen in sehr guten, guten und ausreichenden Bonitäten. „Das Gebot der Stunde im Unternehmensbereich ist Liquidität“, so Stelzer. Dafür biete Raiffeisen Expertise, Stabilität und Zeit an, damit sich Unternehmen finanziell festigen können. 

Der Trend zu bargeldlosen Zahlungssystemen hielt auch im Vorjahr auf sehr hohem Niveau an. So nahm deren Nutzung im Vorjahr um 12,86 Prozent zu. Gleichzeitig stieg die Zahl der Nutzer von „Mein Elba“ um 3,18 Prozent auf etwas über 400.000. In Summe werden 99,5 Prozent der rund 224 Millionen Transaktionen bei Raiffeisen Steiermark bereits digital abgewickelt. „Die Kunden erwarten eine flexible Kombination aus digitalem und persönlichem Banking, und wir setzen alles daran, diese Wahlfreiheit zu gewährleisten“, so Stelzer.

Grünes Pooling

Bei der Nachhaltigkeit will Raiffeisen Steiermark weiterhin am Ball bleiben. „Bei uns gehört die Nachhaltigkeit in der Kundenberatung zum Standard“, berichtet Stelzer. Im Vorjahr hat die Raiffeisenbankengruppe Pionierarbeit geleistet und erste grüne Produkte – Jugendkonto, Studentenkonto und Online-Sparen fix auf 12 Monate – entwickelt. Raiffeisen Steiermark sei es als erster Bankengruppe in Österreich gelungen, ein gemeinsames Pooling für diese mit dem österreichischen Umweltzeichen zertifizierten Produkte zu erreichen. „Somit fließen alle in diesen Produkten veranlagten Gelder nachweislich in grüne Investitionen“, erklärt Stelzer. Insgesamt wurden auf diese Weise bereits 200 Mio. Euro in nachhaltige Projekte investiert, die den Klima- und Umweltschutz bzw. Sozialstandards verbessern.

Darüber hinaus engagiert sich Raiffeisen Steiermark auch bei Zukunftsthemen abseits des klassischen Bankgeschäfts. So wurden 2024 bereits zwölf regionale Energiegenossenschaften gegründet. „Diese gewährleisten unabhängig vom internationalen Strommarkt faire Preise sowie Versorgungssicherheit und fördern damit gleichzeitig die regionale Wertschöpfung“, erläutert Schaller. Aber auch Finanzbildung ist dem Generaldirektor ein wichtiges Anliegen. Dafür wurde etwa der Finanzsimulator „fit2invest“ entwickelt und online gestellt, während das Jugendkonzept „Bank2School“ kurz vor dem Rollout steht.

AusgabeRZ4-2025

Mehr lesen

Anzeige
Porsche Inserat

Aktuelles

Anzeige

Die Welt der Raiffeisenzeitung