Hightech: „Der Weg nach oben ist vorgezeichnet“

Wo das größte Wachstumspotenzial in der Hightech-Branche liegt und welche Rolle KI dabei spielt, erklärt Bernd Kiegler, Fondsmanager bei der Raiffeisen KAG.

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Der Start des chinesischen KI-Modells DeepSeek sorgte für einen Kurssturz bei Nvidia. Verschieben sich die Mächte im Hightech-Bereich?
Bernd Kiegler: Die Entwicklung von KI ist ein langfristiger Prozess, der bereits vor vielen Jahren begonnen hat und noch viele weitere Jahre weitergehen wird. Aus meiner Sicht und nach Sicht vieler externer Experten ist DeepSeek einer von vielen Innovationsschritten auf dem Weg zur Super-KI. Dazu braucht es sowohl Innovation im Hardware-Bereich – insbesondere bei leistungsstärkeren Computer-Chips und der Hardware-Konnektivität – als auch im Softwarebereich – hier insbesondere durch bessere Algorithmen und Methoden, die das künstliche Lernen verbessern, schneller und effizienter machen. Solche Innovationen können KI einem noch breiteren Publikum und noch mehr Anwendungsbereichen zugänglich machen. Davon profitieren dann alle. Aber natürlich gibt es auch immer Rücksetzer am Markt. Ziemlich sicher ist, dass es im Technologiebereich ein anhaltend hohes Wachstum gibt. Denn die Innovation macht nicht Schluss. Ein Rücksetzer ist auf alle Fälle eine Einstiegsgelegenheit.

Sie managen den Raiffeisen-HighTech-ESG-Aktienfonds. Wie hoch ist da der KI-Anteil?
Kiegler: Die Abgrenzung von KI und nicht-KI wird zunehmend schwieriger. Es gibt kaum ein Unternehmen, das nicht auf KI setzt. Man kann fast sagen, dass Technologiefirmen, die sich nicht intensiv mit KI auseinandersetzen, den Anschluss verlieren. Die werden Sie nicht mehr lange am Kurszettel sehen. 

Wo sehen Sie künftig das größte Wachstumspotenzial im Hightech-Bereich?
Kiegler: Großes Potenzial sehen wir bei der Chipherstellung wie auch bei den Maschinenbauern für die Chipherstellung und deren Zulieferer, vor allem, wenn es um High Performance Computing geht. Je leistungsfähiger die verwendeten Rechenchips sind, desto schneller sind State-of-the-Art-KI-Modelle einsatzfähig. Und Schnelligkeit ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Während vieles dafür spricht, dass KI-Modelle zunehmend als Open-Source-Modelle verfügbar werden – wie auch DeepSeek – ist diese Offenheit in der Chipindustrie nicht zu finden. Ganz im Gegenteil, hier ist Prozesstechnologie ein topgehütetes Geschäftsgeheimnis. Das ist Ingenieurswissen und Forschung par excellence. Aus diesem Grund sehe ich im Hardwarebereich die Barriers-to-Entry (Anm.: Marktschranken) dauerhaft hoch. Aus Investmentsicht sind hohe Schranken aufgrund von Forschung, proprietärem Ingenieurswissen und Patenten essenzielle Kriterien für anhaltenden Erfolg – wirtschaftlich und an der Börse.

Verlieren die „glorreichen Sieben“ – Nvidia, Apple, Microsoft, Meta, Amazon, Alphabet, Tesla – also ihren Glanz?
Kiegler: Nein, das tun sie nicht. Diese US-Unternehmen können aufgrund ihrer enormen Finanzkraft auch große Forschungs- und Investmentbudgets auf die Beine stellen. Die Bemühung auf EU-Staateneben verblassen im Vergleich zu den Budgets dieser Firmen. Das ist ein großer Wettbewerbsvorteil. 

Porträt von Bernd Kiegler
© Pia Morpurgo

Aus Investmentsicht sind hohe Schranken aufgrund von Forschung, proprietärem Ingenieurswissen und Patenten essenzielle Kriterien für anhaltenden Erfolg – wirtschaftlich und an der Börse.

Bernd Kiegler

Welche Rolle spielen die sieben im Portfolio?
Kiegler: Wir sind in alle dieser Firmen bis auf Tesla investiert. Teslas kompetitiver Vorteil und auch die zuvor genannten Barriers-to-Entry sind aus unserer Sicht nicht so hoch, wie sich das manche Marktteilnehmer wünschen. BYD aus China stellt zum Beispiel nicht nur wunderbare Autos zu sehr attraktiven Preisen her, sondern ist auch beim autonomen Fahren sehr fortschrittlich, was aus Investorensicht für Tesla eine ernste Herausforderung werden könnte.

Ginge es auch ohne sie?
Kiegler: Grundsätzlich glaube ich ja, jedoch mit einem deutlich längeren Investmenthorizont. Es sind die kleineren, hochinnovativen Technologiefirmen, die zu zukünftigen Large Caps heranwachsen. Natürlich gibt es Schwankungen, die auch größer sein können am Weg nach oben. Investoren brauchen Zeit und Geduld, um die zukünftigen Börsenstars die Erfolgsleiter hinaufzubegleiten. Im Hightech-Fonds setzen wir auf eine Mischung aus den erfolgversprechendsten Large Caps und kleineren, hochinnovativen Technologiefirmen.

Welche Länder und Regionen sind im Hightech-Bereich von besonderem Interesse? 
Kiegler: Interessanter werden Taiwan und Südkorea, die haben wir aber nicht so sehr im Blick, da der Großteil der Innovation von den USA ausgeht. Dort spielt die Musik. Dort sind die Taschen, die Budgets tiefer. 

Welche Rolle spielen europäische Tech-Aktien? 
Kiegler: High Performance Computing spielt sich in den USA ab und nicht in Europa. Europäische Techfirmen sind in den letzten Jahren, was ihre Innovationskraft betrifft, gegenüber der Konkurrenz aus den USA und China etwas zurückgefallen. Viele europäische Techfirmen spielen deshalb international kaum eine Rolle mehr. Als große Ausnahme ist ASML zu nennen, die mit ihren internationalen Großkunden wie Intel, Samsung oder TSMC eine Sonderstellung einnimmt, aber jetzt auch im Kreuzfeuer der Handelspolitik steht. 

Inwiefern würden Handelskriege und Strafzölle die Branche betreffen? 
Kiegler: Wir spüren die Auswirkungen schon seit einem Jahr. Die kommen nicht erst jetzt, da ist die Börse schnell. Als klar war, dass Donald Trump Präsident wird, hat man schon gewusst, dass jene mit China-Exposure die Zähne zusammenbeißen werden müssen. Aber das grundlegende Wachstum in der Branche wird erhalten bleiben. Auch wenn es vielleicht etwas unruhiger wird, der Weg nach oben ist, aufgrund des zugrunde liegenden Wachstums, vorgezeichnet. 

AusgabeRZ8-2025

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