„Wir sind gut unterwegs“

Die Raiffeisen-Leasing ist 2021 über dem Markt gewachsen und verzeichnete insbesondere im Kfz-Leasing eine kräftige Beschleunigung. Eine nicht alltägliche Großtransaktion im Immobilien-Leasing und ein neues Produkt für Grüne Technologien stimmen das Geschäftsführer-Trio auch für 2022 positiv.

Das Neugeschäftsvolumen der österreichischen Leasingwirtschaft ist im Vorjahr um 2,1 Prozent gestiegen. Wie ist es der Raiffeisen-Leasing im Vergleich ergangen?
Alexander Schmidecker: Das Leasing-Volumen ist in ganz Europa um 13,3 Prozent gestiegen, im Autobereich waren es 15,7 Prozent, durchaus ein Trend, der auch in Österreich spürbar ist. Im Mobilien-Leasing war das Plus 6,3 Prozent und im Immobilien-Leasing, das sich schon länger unauffällig entwickelt hat, waren es beachtliche 24 Prozent. Ein respektabler Trend auf europäischer Ebene. In Österreich hat sich der Markt hingegen nur leicht nach oben bewegt. Wir als Raiffeisen-Leasing sind stolz, weil wir uns in dem von uns definierten Kernsegment, der Mobilitätsfinanzierung, über dem Markt entwickeln konnten. 

Österreichweit ist das Kfz-Leasing 2021 um 8 Prozent gestiegen. Wie hoch ist die Wachstumsrate bei Raiff­eisen-Leasing?
Schmidecker: Wir sind deutlich stärker gewachsen. Im Kfz-Segment ist die Stückzahl ausschlaggebend und da hat es in Österreich eine Erhöhung um 13 Prozent gegeben. Wir konnten 19 Prozent zulegen und haben jetzt einen knapp 10-prozentigen Marktanteil. Das ist herausragend, weil das Kfz-Leasing auch sehr stark von den Autoherstellern angeboten wird. In Summe war 2021 ein tolles Jahr und wir haben unsere Top-Platzierung am Leasingmarkt verteidigt. 

Ist das Kfz-Leasing auch 2022 stark?
Schmidecker: 2021 war durchaus geprägt von einem Rebound in der Kfz-Zulassung, aber im ersten Quartal 2022 gab es etwa 20 Prozent Rückgang bei den Neuzulassungen. Das spüren wir so noch nicht, weil wir als Universal-Leasing-Gesellschaft ein sehr breites Portfolio anbieten können. Im Immobilien-Leasing konnten wir gerade in der Steiermark den größten Leasing-Deal in unserer Geschichte abschließen. Diese Finanzierung konnten wir innerhalb des Sektors – mit der RBI und den Landesbanken – darstellen. Ein Beweis, dass Leasing als Syndizierungsstruktur innerhalb der Raiffeisenbankengruppe sehr geeignet ist. Der Universal-Leasing-Ansatz unterscheidet uns auch vom Mitbewerb. Hier können wir die Professionalität und das Know-how für alle Leasingsegmente im Haus halten und weiterentwickeln. 2022 ist so gesehen sehr gut gestartet. 

Welche Bedeutung hat Leasing generell in der heutigen Zeit?
Schmidecker: Die Attraktivität legt in unsicheren Zeiten nochmal zu, das sehen wir beim Kfz-Leasing, wo im Vorjahr die Quoten weiter gestiegen sind, auf 54 Prozent bei Privaten und auf 78 Prozent bei Firmenwagen. Deshalb haben wir unser Angebot um Leasingfinanzierungen für umweltfreundliche Technologien erweitert – für private und gewerbliche Kunden. Seit Ende 2021 haben wir ein Produkt für energieeffiziente private Investitionen entwickelt und da merken wir bereits einen hohen Zuspruch.

„Investitionen in grüne Technologien sind im Leasing in wenigen Schritten darstellbar.“

CEO Alexander Schmidecker

Wie funktioniert dieses neue Geschäftsfeld?
Schmidecker: Ob PV-Anlagen oder Wärmepumpen, Investitionen in grüne Technologien zwischen 7.500 und 75.000 Euro sind im Leasing für Private und gewerbliche Kunden in wenigen Schritten darstellbar – ohne Eintrag ins Grundbuch. Wir haben ein sehr einfaches Paket geschnürt, das schnelle Genehmigungen ermöglicht. Aktuell treten wir zusätzlich auch an Multiplikatoren wie etwa Installateure oder Energieanbieter heran. Wir sind überzeugt, das ist der richtige Weg, um den Umstieg auf erneuerbare Energien zu erleichtern und durch Leasing leistbar zur machen.

Nicht nur im Kfz-Bereich, auch bei neuen Heizsystemen muss man sich aktuell auf lange Lieferzeiten einstellen. Wie geht man als Leasing-Gesellschaft ­damit um?
Christoph Hayden: Als Risikomanager sind es durchaus spannende Zeiten. In den vergangenen Jahren hatten wir letztlich sehr wenig Risiko – trotz Corona. Aber heute blicken wir doch sehr unsicheren Rahmenbedingungen entgegen. Wir sind froh, dass wir breit aufgestellt sind – auch was die Kunden betrifft, die hauptsächlich KMU und Privatpersonen sind. Von daher bin ich zuversichtlich, dass wir auch diese schwierige Zeit gut meistern werden. Und auch unsere strategische Ausrichtung auf die Finanzierung von umweltfreundlichen Technologien bietet neue Chancen. Im Grunde gilt es auf Sicht zu fahren. 

Das erfordern wohl auch die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs mit steigenden Preisen und Zinserhöhungen. 
Hayden: Man muss sich einfach bewusst sein, dass selbst das beste Risikomanagement nicht alles vorweg erkennen kann. Gerade die aktuell in vielen Bereichen gegebenen Lieferengpässe machen deutlich, wie sehr die Weltwirtschaft heute vernetzt agiert und ein Zahnrad ins andere greifen muss, um zu funktionieren. Zumeist sind es dann die kleinen Unternehmen, die Preiserhöhungen nicht weitergeben können, jedenfalls aber der Endkonsument. Wir beurteilen daher heute verstärkt auch die Abhängigkeiten der Kunden von verschiedenen Marktentwicklungen. Das beste Rezept ist immer noch, das Risiko breit zu streuen.

„Das beste Rezept ist immer noch, das Risiko breit zu streuen.“

Risikovorstand Christoph Hayden

Wie entwickelten sich die Geschäftskennzahlen der Raiffeisen-Leasing im Vorjahr und wie sehen die Prognosen für heuer aus?
Schmidecker: Wir hatten 2021 eines der besten Jahre der Raiffeisen-Leasing-Gruppe mit einem Ergebnis nach Steuern von fast 34 Millionen Euro. Als 100-Prozent-Tochter der Raiffeisenbankengruppe haben wir klare Zielvorgaben, die wir im Vorjahr mit einem RoE von 11 Prozent erreicht haben. Auch auf unsere Cost/Income-Ratio von 56 Prozent können wir stolz sein. 70 Prozent der Erträge kommen aus dem Leasing- und Fuhrparkgeschäft, 30 Prozent aus dem Bauträgergeschäft. Das heurige Jahr haben wir insgesamt etwas konservativer budgetiert. Im Mai ist es noch zu früh, das Gesamtjahr zu beurteilen, aber wir sind gut unterwegs. 

Wie läuft das Bauträgergeschäft?
Hayden: Das Geschäft läuft sehr gut. Über unsere Tochter Raiffeisen WohnBau bearbeiten wir laufend bis zu 25 Projekte mit einem Investitionsvolumen von 300 bis 350 Millionen Euro. Im Durchschnitt verkaufen wir etwa 200 Wohnungen jährlich. Aktuell liegt der Fokus auf der Grundstücksakquise in ganz Österreich. Hier freut es uns besonders, wenn wir mit Raiffeisenbanken zusammenarbeiten können, etwa bei der Suche nach passenden Grundstücken oder der Finanzierung der Projektphase bzw. der Eigentumswohnungen für die Endkunden.

Wie gut läuft die Zusammenarbeit mit den Raiff­eisenbanken und welche Rolle spielt der digitale Vertriebsweg?
Beat Mungenast: Im Vorjahr ist es uns wieder gelungen, sehr viel Traffic auf unsere digitalen Strecken zu bringen. Insgesamt wurden im Vorjahr an die 1.000 Leasingverträge online abgeschlossen – mit wenigen Klicks durch die Kunden selbst bzw. durch die Berater während des persönlichen Beratungsgesprächs.
Schmidecker: Das Coole ist ja, dass jeder Kunde das Leasing-Offert quasi in der Hosentasche hat – über Elba mobil. Jetzt geht es darum, die Nutzung zu intensivieren.

Wie hoch ist der Anteil der Online-Abschlüsse?
Mungenast: Mit Speed-Leasing, dem exklusiven Tool für die Bankberater, haben wir eine gute Durchdringung und schöne Zuwachsraten, aber wir wollen noch besser werden. Der Anteil der Online-Abschlüsse in den Banken liegt noch bei unter 10 Prozent, aber es gibt einzelne Raiffeisenbanken, die schon Abschlussquoten von 50 Prozent erreichen. Mittelfristig müsste eine Quote von 30 Prozent erreichbar sein. 

Wie viele Privatkunden nutzen den reinen Online-Weg?
Mungenast: Ein Bruchteil der Verträge wird rein online abgeschlossen. Es sind nur wenige, die eine längerfristige Verpflichtung ohne persönliche Beratung durch den Bankberater eingehen. Die Mehrheit holt sich digital ein Angebot ein und geht dann in die Bank. Insofern ist der Online-Kanal für unsere Kunden sehr wichtig, weil sie sich bereits intensiv mit unseren Produkten auseinandersetzen und mit dem Berater dann letzte Details klären können.  

„Unsere besten digitalen Strecken sind durchaus schon profitabel.“

COO Beat Mungenast

Sie haben vor zwei Jahren gesagt, ich zitiere: „Wir sind jetzt noch stark im Innovationsmodus, aber in zwei Jahren sollen sich die Investitionen in die Digitalisierung schon rechnen.“ Ist das schon so? 
Mungenast: Ja, wir haben gemeinsam mit unseren Sektorpartnern sehr erfolgreiche Innovationen geliefert. Unsere besten digitalen Strecken sind durchaus schon profitabel. Es geht ja nicht nur um die Digitalisierungsschritte nach außen, sondern auch nach innen – etwa die Automatisierung der Angebotslegung oder die Abwicklung im Mengengeschäft durch einen elektronischen Workflow. Ob Leasing-Rechner oder Speed-Leasing, diese Investitionen rechnen sich. Nun müssen wir die Zuführung zu unseren digitalen Strecken verbessern, die Vernetzung mit den Hauptplattformen von Raiffeisen wie Mein Elba, Elba-App oder Infinity einfach gestalten und die Nutzung der bestehenden Tools vorantreiben.

Was sind die nächsten Vorhaben?
Mungenast: Ganz konkret peilen wir gerade die Integration der Raiffeisen Versicherung in Speed-Leasing an und auch im Firmenkunden-Service Infinity soll Leasing stärker präsent sein. 
Schmidecker: Das Immer-Ins-Neue-Denken ist verlockend, aber wir haben bereits digitale Sportwagen in der Garage stehen und müssen diese nun öfters auf die Straße bringen und damit ausfahren. Die größte Herausforderung in der Digitalisierung ist, dass man nicht immer neue Features macht, sondern Bestehendes einfach stärker nutzt und verbessert. Wenn das gelingt und flächendeckend wirkt, dann kommen wir in Stückzahlen hinein, wo sich unsere Investments entsprechend gut verzinsen.

Schon im Vorjahr hat die Raiffeisen-Leasing Forderungen von 538 Millionen Euro über die Europäische Investitionsbank und den Europäischen Investitionsfonds verbrieft. Warum?
Schmidecker: Mit diesen zusätzlichen internationalen Mitteln können wir unseren Kunden flexible, liquiditätsschonende Finanzierungen zu sehr attraktiven Konditionen anbieten. Gleichzeitig sollen diese Mittel für Investitionen in grüne Technologien verwendet werden, was sich langfristig auch positiv auf den Standort auswirken wird.

AusgabeRZ21-2022

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