Wertpapierbesitz steigt signifikant

In Österreich investiert bald jeder Dritte in den Kapitalmarkt, das zeigt das Aktienbarometer 2025.

Als „Tag der Wahrheit“ bezeichnet Peter Hajek die Ergebnisse des dritten Aktienbarometers. Im Auftrag der Industriellenvereinigung, des Aktienforums und der Wiener Börse hat sein Marktforschungsinstitut die jährliche Umfrage zum dritten Mal durchgeführt: „Jetzt können wir endlich von Trends sprechen und die Entwicklung ist durchwegs positiv.“ In den vergangenen drei Jahren ist der Wertpapierbesitz von 25 Prozent auf mittlerweile 30 Prozent gestiegen, „das ist eine signifikante Veränderung“, analysiert Hajek. 

2,3 Millionen Österreicher halten also mittlerweile Wertpapiere. Die steigende Bedeutung des Kapitalmarkts ist bei Frauen und Männern gleichermaßen da, allerdings sind Frauen am Kapitalmarkt noch immer deutlich unterrepräsentiert: 39 Prozent der Männer, aber nur 22 Prozent der Frauen sind in Aktien, Anleihen, Fonds oder ETFs investiert. Das Aktienbarometer bestätigt auch, dass Wertpapierbesitz noch immer mit höherer Bildung und höherem Einkommen korreliert. Mehr als die Hälfte der Akademiker und der Besserverdiener mit über 3.000 Euro Nettoeinkommen investieren in Wertpapiere. 

„Starker Kapitalmarkt ist essenziell“

Auch wenn der Trend positiv ist, „es werden keine Massen verschoben“, berichtet der Marktforscher. Im Vorjahr haben 70 Prozent weniger als 5.000 Euro in Aktien und Co veranlagt. Bei Aktienveranlagungen steht der heimische Markt hoch im Kurs: 62 Prozent halten Aktien heimischer Unternehmen. Hauptmotiv der Aktieninhaber ist immer noch ein langfristiger Vermögensaufbau, aber die Pensionsvorsorge rückt zunehmend in den Fokus der Anleger. 

Rund 25 Prozent der Befragten, die keine Wertpapiere haben, äußerten grundsätzliches Interesse, damit gibt es umgerechnet 1,4 Millionen potenzielle Investoren. 

Dass die Bedeutung privater Pensionsvorsorge steigt, wundert Auftraggeber IV-Präsident Georg Knill nicht: „Unser Sozialsystem wird stetig teurer und unser Staatshaushalt ist unter massivem Druck. Ein starker Kapitalmarkt ist essenziell – nicht nur für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standortes, sondern auch für die Absicherung unseres Sozialsystems und damit für unseren Wohlstand.“ Er fordert von der neuen Regierung einen Paradigmenwechsel beim Pensionssystem und den Ausbau der zweiten und dritten Säule mit steuerlichen Anreizen. 

Kapitalmarkt als Teil der Pensionslösung

„Kapitalmarkt und Sozialsystem sind kein Widerspruch. Der Kapitalmarkt kann vielmehr Teil der Lösung des Pensionsthemas sein“, betont Angelika Sommer-Hemetsberger, Präsidentin des Aktienforums. Man müsse eine ehrliche Diskussion über die Lebenserwartung und deren Finanzierung führen. Österreichs Pensionssystem steht dabei in einem starken Kontrast zu kapitalmarktorientierten Ländern wie Dänemark oder den Niederlanden. Dort gebe es erfolgreiche Modelle, die zeigen, wie es funktionieren könnte, so Sommer-Hemetsberger: „Sie sorgen dafür, dass langfristige Investitionen in die Wirtschaft fließen, Innovationen finanziert werden und der Wohlstand gesichert bleibt. Dort stecken über 200 Prozent des BIP in kapitalgedeckten Pensionsplänen. Österreichs Wert ist mit nicht einmal 7 Prozent verschwindend gering. Dadurch muss Österreich einen weit höheren Anteil der Wirtschaftsleistung für die öffentliche Pension aufwenden.“ 

Auch Börse-CEO Christoph Boschan unterstreicht: „Der Kapitalmarkt hat das Potenzial, die sozialen Sicherungssysteme zu ergänzen und beträchtlich zu entlasten. Die Aktie ist langfristig die sicherste und renditeträchtigste Anlageklasse, wie immer mehr Menschen erkennen.“ In der Politik sei die Erkenntnis noch nicht angekommen, dass Staaten mit entwickelten Kapitalmärkten nachhaltiger wachsen und sich schneller von Krisen erholen.

AusgabeRZ13-2025

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