Effizienz für den Weltmarkt

Die dänische Landwirtschaft gehört zu den wettbewerbsfähigsten der Welt. Das liegt am technischen Fortschritt in der Produktion, aber auch an den vielen Genossenschaften, die den Sektor prägen.

Flagge von Dänemark
(c) Pixabay

„Die Genossenschaften sind das Rückgrat unserer Landwirtschaft“, erzählte der Vorsitzende des Danish Agriculture and Food Councils, Søren Søndergaard, beim Besuch internationaler Agrarjournalisten am Rande der Landsskuet. Die Messe ist die größte Landwirtschaftsschau Nordeuropas und lockt neben Bauern auch viele Familien ins dänische Herning. Die Mischung aus Fachlichem, Festlichem und Unterhaltungsprogramm sorgt für ein ganz eigenes Flair: Tiere unterschiedlicher Arten und Rassen werden gezeigt und prämiert, Landmaschinen gehandelt und der Kulinarik gefrönt. Die Landwirtschaft tritt hier selbstbewusst und zuversichtlich auf.

Dabei geben die nackten Zahlen – nach mitteleuropäischen Maßstäben – eigentlich Anlass zur Sorge. Søndergaard sitzt seit 2020 einer Branche vor, die sich über die Jahre stark gewandelt hat. Während die Zahl der Höfe seit 2005 um ein Drittel um 33.000 zurückgegangen ist, stieg deren Exportwert auf umgerechnet 20 Mrd. Euro. Damit ist die Agrarbranche ein großer Player in der Gesamtwirtschaft. Von zehn dänischen Schweinen werden beispielsweise neun am Weltmarkt gehandelt. Man hat sich auf Wettbewerbsfähigkeit und Technologieführerschaft eingestellt. „Wir haben ertragreiche Böden und ausreichend Regen“, meint Søndergaard, „dazu sind die Landwirte bereit, datengetrieben auf wissenschaftlicher Basis zu arbeiten. Ich verwende alleine auf meinem Hof 25 verschiedene Apps.“

Strukturwandel als Chance

Auch wenn sich die Branche auf der Landsskuet traditionsbewusst gibt, sehen sich die meisten Landwirte als moderne Unternehmer ohne große Emotionen der eigenen Familiengeschichte gegenüber. Der Strukturwandel wird kaum als Problem, sondern von den Übriggebliebenen eher als Chance für weiteres Wachstum begriffen. Besonders radikal findet das beim Aushängeschild der Produktion, der Schweinehaltung, statt. Die Zahl der Produzenten ist hier von 30.000 Anfang der 1990er-Jahre auf nicht einmal 2.500 gesunken und geht weiter rasch zurück. „Die Betriebe, die überbleiben, werden wieder investieren. Damit werden wir weiterhin eine moderne und wettbewerbsfähige Schweinewirtschaft haben“, sagt Astrid Gade Nielsen. 

Sie ist Vizepräsidentin von Danish Crown, dem größten Schlachtunternehmen des Landes, das im Besitz von 5.600 aktiven Landwirten steht – 1.500 davon Schweinebauern – und einen Jahresumsatz von 58 Mrd. Kronen (fast 8 Mrd. Euro) macht. Die Genossenschaft beliefert 136 Exportmärkte und betreibt auch Schlachthöfe in benachbarten Ländern. „Wir bringen weltweit jährlich 49 Milliarden Mahlzeiten auf den Tisch“, ist Gade Nielsen stolz. Möglich sei dies, weil die Mitglieder intensiv miteinander kooperieren und die Genossenschaft viel in technologischen Fortschritt investiert. „Wir wollten nie die Größten, dafür aber die Besten sein“, erläutert sie den Auftrag ihrer Eigentümer. So sei es gelungen, in einem Land mit hohen Vorkosten zur Benchmark auf den Weltmärkten zu werden. Zu Ende ist dieser ständige Kampf um die höchste Effizienz ohnehin nie: „Die Kosten für die Produktion müssen in absehbarer Zeit um insgesamt eine Milliarden Kronen bei gleichzeitig höchster Qualität reduziert werden“, nimmt Gade Nielsen die nächste Herausforderung an.  

Die Schweinehaltung ist das Aushängeschild der dänischen Produktion. (c) RZ/Nimmervoll

36 Ferkel pro Jahr

Sichtbar wird die Rasanz der Entwicklung an der Zahl der Ferkel, die eine dänische Zuchtsau wirft. Sie liegt bei mittlerweile 36 pro Jahr. Die Leistungsdaten der Tiere steigen so rasch, dass das Sperma eines Zuchtebers, der heute in die Produktion genommen wird, in zehn Monaten schon nicht mehr den Anforderungen des Marktes entspricht. Zu den ethischen Aspekten dieser Entwicklung mag man stehen, wie man will. Die dänische Genetik gilt aber weltweit als das Maß aller Dinge, was die Effizienz und Höchstleistungszucht betrifft. Wobei es in naher Zukunft nicht mehr um die Zahl der Ferkel, sondern um die Futtereffizienz der Schweine und die weitere Verkürzung der Mastdauer gehen wird. 

Ein weiteres Ziel ist die Reduktion des CO2-Ausstoßes auf den landwirtschaftlichen Betrieben. Bis 2030 will Danish Crown diesen um die Hälfte reduzieren, bis 2050 klimaneutral sein. Astrid Gade Nielsen will dafür die Bauern an Bord holen: „Wir haben uns gemeinsam mit den Mitgliedern angeschaut, wo diese besser werden können. Die Landwirte haben zugesagt, gemeinsam vereinbarte Ziele in drei Jahren umzusetzen.“ Die Initiative ist notwendig geworden, weil die Regierung dem Sektor die Daumenschrauben enger dreht, um die nationalen Klimaschutzziele erreichen zu können. Da man bei der Energieversorgung schon relativ weit ist, wird der prozentuale Hebel im Agrarsektor bedeutender. 

Søren Søndergaard warnt davor, diesen mit Klimasteuern zu belasten, wie sie aktuell in Kopenhagen angedacht werden: „Wir sind zum Wandel bereit. Nur wollen wir das Problem selber in die Hand nehmen und die Lösung nicht vorgeschrieben bekommen.“ Zu dieser werden die Genossenschaften einen entscheidenden Teil beitragen, ist er überzeugt.