„Wir wollen die Steifheit reduzieren“

Die Kathrein Privatbank verzeichnete 2020 Rekordzuwächse. Mit einem Re-Branding will man noch mehr junge und jung gebliebene Reiche ansprechen, wie CEO Wilhelm Celeda erklärt.

Wilhelm Celeda Porträt
Wilhelm Celeda, CEO der Kathrein Privatbank (c) Kathrein Privatbank

Wie hat Covid-19 das Geschäft im Private Banking verändert?
Wilhelm Celeda: Es war natürlich für alle ein Einschnitt und eine starke Veränderung, man hat aber schnell gesehen, dass die Corona-Krise keine Finanzkrise und somit keinerlei Vertrauenskrise für Banken ist.

Wie haben sich die vermögenden Kunden verhalten?
Celeda: Unsere Kunden haben sehr gut reagiert, nämlich fast gar nicht. Es war wenig Panik da, aber im März 2020 hat es schon viele Gespräche und einen Beruhigungsbedarf gegeben. Wir haben sehr schnell auf Online-Termine und Webinare umgestellt, mit dem Effekt, dass wir sogar mehr Teilnehmer in den Webinaren hatten als zuvor in den physischen Veranstaltungen – auch weil wir unsere internationalen Kunden besser erreichen konnten. Der regelmäßige Kontakt ist sogar besser als vorher, denn auch der Privat-Banking-Kunde nimmt jetzt Termine über Telefon an.

Hat sich der Mitbewerb verändert?
Celeda: Corona war es nicht, aber es gibt schon eine Bereinigung. Wir haben trotzdem noch immer eine extrem hohe Dichte an Privatbanken in Wien, obwohl sich zwei Niederlassungen von Schweizer Banken verabschiedet haben. Die Konsolidierungsphase ist sicher noch nicht zu Ende, weil die regulatorischen Anforderungen immer mehr werden. Der Aufwand wird größer und das kann man nur durch erhöhte Effizienz bewerkstelligen. Gleichzeitig hat man einen Margendruck, der bei uns durch Volumenszuwächse mehr als kompensiert werden konnte.

Wie hat sich die Kathrein Privatbank 2020 konkret entwickelt?
Celeda: Wir sind positiv beeinflusst worden. Wir hatten einen Rekordzuwachs -sowohl an Kunden als auch an Geldern. Die Menschen hatten mehr Zeit, sich um ihre Veranlagung zu kümmern und man hat auch einen deutlichen Switch von Anleihen hin Richtung Aktien gemerkt. Bei der Neukundengewinnung ist natürlich die notwendige persönliche Ansprache weggefallen, aber da wir das Privatkundensegment der Raiffeisen Centrobank übernommen haben, ist auch unsere Kundenzahl um 600 auf 2.000 gestiegen.

Sie sind seit 1. Mai 2019 CEO. Damals haben Sie über Ihre Aufgabe gesprochen, die Privatbank im Netzwerk noch besser zu etablieren. Wie gut ist das schon gelungen?
Celeda: Wir wollen uns nach wie vor als die Privatbank der RBI und von Raiffeisen Österreich positionieren. Und es gibt bereits einige Kooperationen. Wir bieten etwa eine Plattform für alle osteuropäischen Kunden und sind das Kompetenzzentrum für die Vermögensverwaltung im Private Banking. Wir haben jetzt auch die ersten drei Kooperationsvereinbarungen mit Landesbanken getroffen, was uns sehr in der Abdeckung der Kundenpotenziale in Österreich helfen wird. Insgesamt haben wir jetzt schon rund 6,7 Mrd. Euro Assets under Management.

Die Landesbanken leiten ihre vermögenden Kunden also nun zu Kathrein weiter?
Celeda: Meine Gespräche haben gezeigt, dass alle Landesbanken Kathrein als möglichen Partner für Private Banking sehen, aber in unterschiedlicher Ausprägung. Von einer Zusammenarbeit mit unseren Experten in der Nachfolgethematik, bei Stiftungsfragen, oder bei speziellen Veranlagungen, bis hin, dass tatsächlich Kunden an uns weitergegeben werden, um den Veranlagungsgrad zu erhöhen und damit unproduktives Cash zu reduzieren. Somit profitieren alle Seiten davon, die Landesbanken, weil sie dem Kunden ein umfangreicheres Service bieten können und damit zusätzliche Erträge generieren können, die Kunden, weil sie alles aus einer Hand bekommen und wir, weil wir unser vorhandenes Wissen breiter einsetzen können.

„Das Re-Branding soll nicht nur neue Designs und Farben ins Spiel bringen, sondern ein Umdenken.“ 

Wilhelm Celeda

Die Kathrein Privatbank hat seit kurzem einen neuen Außenauftritt mit neuem Logo. Warum?
Celeda: Das Re-Branding soll nicht nur neue Designs und Farben ins Spiel bringen, sondern ein Umdenken. Einer unserer Slogans ist „ungewöhnlich persönlich“. Wir wollen das Persönliche in den Vordergrund stellen. Im Private Banking geht es nicht rein um Ziffern, sondern um die Kenntnis der Menschen, um besser auf deren Bedürfnisse eingehen zu können. Neu ist dabei auch unsere Marke „FamilyKonsult“, wo es darum geht, einen holistischen Beratungsansatz für familiäre und unternehmerische Vermögen anzubieten. Die Nachfolgeregelung ist ein ganz großes Thema und oft sehr sensibel, da ist es gut, dass ein Außenstehender, also in dem Fall eine nahestehende Bank, die richtigen und manchmal auch unangenehmen Themen aufwirft. Und mit den Experten im Haus und in der RBI haben wir auch verschiedene Lösungen -bis hin zu Private-Equity-Möglichkeiten mit Raiffeisen Continuum.

Wie will man es schaffen, sich vom Mitbewerb abzugrenzen?
Celeda: Alle gehen sehr stark in die gleiche Richtung und setzen stark auf Tradition. Wir wollen die Steifheit ein wenig reduzieren. Bei uns gibt es zum Beispiel keine Krawatte mehr. Der ganze Auftritt ist modern im Verhältnis zu anderen. Auch unsere neuen Image-Sujets haben ein gewisses Augenzwinkern. Die Idee ist, Kathrein zu verjüngen und die nächste Generation anzusprechen. Wir wollen uns nicht nur moderner geben, sondern moderner werden. Wir haben auch unsere Sponsortätigkeit in diese Richtung -Förderung von Nachwuchs in Sport und Kunst -verändert.

Sehen Sie keine Gefahr, dass Sie ältere, konservative Kunden dadurch verschrecken?
Celeda: Nein, überhaupt nicht. Die wenigsten älteren Menschen, das kann ich selbst aus Erfahrung sagen, fühlen sich so alt, wie sie sind. Ich glaube, sie freuen sich eher, dass das Erscheinungsbild frischer daherkommt und sie noch zu den Jugendlichen zählen.

Welche Bereiche sind vom Re-Branding noch betroffen?
Celeda: Alle digitalen Services, also Webpage, neue Funktionalitäten in der App und beim Online-Zugriff – man wird jetzt auch online handeln können, ohne dass wir Richtung Direct-Broker gehen wollen. Wir wollen einfach Komfort bieten. Wir werden nie Digitalpionier sein, das ist auch nicht der Wunsch unserer Kundengruppe. Unser System ist deutlich weniger komplex als MeinElba.

Wird auch eine digitale Vermögensverwaltung kommen?
Celeda: Nein, weil das auch nicht unserer Klientel entspricht. Bei einer Privatbank wollen die Kunden den persönlichen Kontakt und Individualität. Wir wollen auch hier nicht mit Online-Vermögensverwaltern konkurrieren, die ja auch eine sehr beschränkte Auswahl an Produkten haben. Wir wollen die Open Architecture beibehalten und hier sehr individuell auf die Kundenbedürfnisse eingehen. Wir haben dafür auch unsere Produktpalette erweitert, indem wir unter anderem nun Zertifikate anbieten oder Zugang und Information für Investitionen in Private Equity.

Das neue Logo zeigt erneut kein Giebelkreuz. Warum?
Celeda: Wir haben sehr lange darüber diskutiert und uns sehr bewusst dagegen entschieden, auch weil wir verhindern wollen, dass es zu Verwechslungen und Verwirrung innerhalb der Private Banking-Bereiche von Raiffeisen kommen kann. Somit treten wir unverändert als unabhängige Privatbank auf und können ein individuelles und exklusives Service mit eigenem professionellem Asset Management anbieten mit dem gleichzeitigen Vorteil und der Sicherheit einer großen Familie, was von unseren Kunden sehr geschätzt wird.

Auch das Thema Nachhaltigkeit wird nun stärker in den Vordergrund gestellt.
Celeda: Unabhängig vom Regulatorischen ist uns Nachhaltigkeit auch sonst ein großes Anliegen, das wir in Zukunft deutlicher nach außen kommunizieren wollen, Derzeit veranlagen wir bereits fast 50 Prozent unserer Portfolios und Fonds nach sehr strengen Nachhaltigkeitskriterien, mit dem Vorhaben, diesen Anteil noch weiter auszubauen. Mittlerweile ist es ja nicht mehr eine reine Gewissensfrage, sondern auch ein wirtschaftlicher Vorteil nachhaltig zu veranlagen, wodurch es einfacher wird, auch skeptische Kunden davon zu überzeugen.

Wie sind die ersten fünf Monate 2021 gelaufen? Welche Erwartungen haben Sie an das Gesamtjahr?
Celeda: Wir sind sehr gut im Plan und auch zuversichtlich, dass wir im Plan bleiben. Es läuft auch heuer wieder sehr gut und es gibt bestimmt wieder schöne Zuwächse, auch ohne den, in diesem Fall positiven Einflussfaktor Corona des Vorjahres.