Transformation: Wandel wirkungsvoll gestalten

Der erste Raiffeisen Bundeskongress Transformation & Nachhaltigkeit bot den 130 Teilnehmenden Ansätze, Zugänge und Perspektiven für eine lebenswerte Zukunft.

Elefant mit Schmetterlingflügel als Ohren. Das Sujetbild des Raiffeisen Bundeskongress Transformation & Nachhaltigkeit
© Raiffeisen Campus

Digitalisierung und künstliche Intelligenz, demografischer Wandel und geopolitische Verschiebungen, Energie- und Klimakrise erzeugen einen enormen Anpassungsdruck für Unternehmen. Bewährte Geschäftsmodelle und eingespielte Konzepte in Produktion und Vertrieb sehen plötzlich alt aus. Um Schritt zu halten, müssen sich Unternehmen nachhaltig transformieren: Am Markt wendiger, in der Abwicklung schneller werden, gleichzeitig Commitment und Experimentierfreude der Mitarbeitenden fördern und für Innovationen sorgen. 

Schlüssel für diese dauerhafte Veränderung ist das persönliche und kollektive Mindset: Es erfordert Zuversicht und mutige Neugierde sowie die Bereitschaft, Gewohntes loszulassen und Neues auszuprobieren. Raiffeisen mit seinem Claim, mehr zu sein als eine Bank, kommt damit gerade bei den Themen Nachhaltigkeit und Transformation eine besondere Verantwortung zu. Nicht zuletzt deshalb, aber vor allem auf Initiative von Ariane Pfleger, Vorständin in der Raiffeisen-Landesbank Steiermark für diese beiden großen Themenbereiche, hat der Raiffeisen Campus zum Bundeskongress „Transformation & Nachhaltigkeit“ eingeladen – um Orientierung zu geben, Zukunftsperspektiven aufzuzeigen und Zuversicht zu vermitteln, wie es der Geschäftsleiter des Raiffeisen Campus, Josef Buchleitner, in seinen einführenden Worten formuliert. 

Auch der Gastgeber Martin Schaller, Generaldirektor der RLB Steiermark, sieht den Kongress als „Austausch über die Zukunft“. Einschneidende Entwicklungen wie die Finanzkrise 2008, die Corona-Pandemie oder der fortschreitende Klimawandel erfordern Veränderung: „Wir müssen Wirtschaft nachhaltig bauen und vor allem gemeinsam gestalten. Wenn wir uns dem verschließen, geht es uns wie den Dinosauriern“, ist Schaller überzeugt. 

Dem kann Ariane Pfleger nur zustimmen: „Transformation kann nur gemeinsam gelingen. Es geht um eine adäquate Unternehmenskultur, die alle Mitarbeitenden und Führungskräfte bis zum Top-Management umfasst.“ In der RLB Steiermark seien daher bereits zwei Projekte am Laufen – das interne Innovationsprogramm „Hummelflug“ und das strategische Verbundprojekt „WIR’27“. Damit soll es gelingen, Transformation ins tägliche Tun zu bringen, unterstreicht Pfleger.

Transformationsdruck

Zukunftsbilder 2045 lieferte die Berliner Transformationsforscherin Stella Schaller. Transformation sei ein „tiefgreifender Wandel, aus dem wir besser hervorgehen und auch uns selbst verändern“. Wie bei der Transformation einer Raupe zu einem Schmetterling passiere bei einem Transformationsprozess die Veränderung nicht an der Oberfläche, sondern im Inneren, die Identität verändere sich, erläutert Schaller. Unser Planet, aber auch unsere Gesellschaft sei durch multiple Krisen an Grenzen gekommen, die einen grundlegenden Wandel erforderten. Gelingen könne dieser Wandel jedoch nur mit dem richtigen Mindset, einer entsprechenden Einstellung: „Wir müssen uns auf das Wofür statt auf das Wogegen konzentrieren. Eine Ausrichtung auf das Positive lohnt sich. Das Reden über Probleme schafft Probleme. Das Reden über Lösungen schafft Lösungen“, zitiert Schaller den Psychologen Steve de Shazer. 

„Mindset ist mehr als Wissen und Kenntnisse“, ergänzt Friedhelm Boschert vom Mindful Finance Institut. „Die wahren Treiber der Menschen liegen tiefer: Werte, Sinn und Bedürfnisse sind die Hebel, um die Welt besser zu machen“, so der Experte. Daher sei es beispielsweise auch in einer Bank wichtig, über Werte zu reflektieren und das Thema Nachhaltigkeit ins Kerngeschäft zu integrieren. Es gehe im Bankgeschäft zunehmend um „Impact Finance“, also die Überlegung, welchen Beitrag man mit seinem Investment leisten möchte.  

Veränderung versus Transformation

Christian Rammel von der Wirtschaftsuniversität Wien erläutert in seinem Statement, warum Transformation sich oft schwierig gestaltet: „Unser Gehirn will Stabilität. Bei Stress und Angst schrumpft unser Kreativzentrum auf Erbsengröße“, so der Wissenschafter. Die aktuellen multiplen Krisen erforderten Transformation, also eine grundlegende Veränderung des Systems mit ungewissem Ausgang. Veränderung im Sinne von reiner Verbesserung mache „blind“ für Transformation. Krisen seien ein Signal, ein Wendepunkt, an dem noch neue Wege möglich sind – im Gegensatz zu einer Katastrophe, wo es keinen Ausweg mehr gebe, betont Rammel. Es gehe also nicht darum, Krisen zu vermeiden, sondern dass Krisen nicht zu Katastrophen werden. Um das zu verhindern, brauche es das Potenzial für echte Transformation, die laut Rammel nur mit Vielfalt und Kooperation gelingen könne. 

Auch die Organisationsentwicklerin Sabine Pelzmann ist überzeugt, dass Veränderung nur in einem kooperativen, gemeinschaftlichen Tun gelingen könne und das Mindset mit verändert werden müsse. Zentrale Rolle dabei nehmen Führungskräfte ein, die als „Werte-Träger“ lernen müssten zu reflektieren, um sich in die Zukunft „hineinzuträumen“ und damit offene Dialogräume für Kreativität und Innovation schaffen. Die persönliche Entwicklung von Reflexions- und Transformationskompetenzen für Mitarbeitende und Führungskräfte ist laut Pelzmann unverzichtbar: „Eine wesentliche Aufgabe von Führung ist es, Kulturschöpfer zu sein.“ 

Wirkmächtigkeit

Teil dieser Transformation ist auch die Arbeitswelt. Diese sei „auf dem Prüfstand“, was eine „steile Lernkurve“ für Unternehmen bedeute, weiß Trendforscher Franz Kühmayer vom Zukunftsinstitut. So bedeute das Thema „New Work“ eine Kulturveränderung in Unternehmen, bei der es gelte, Grenzen der Organisationen zu durchbrechen. Neben zahlreichen Veränderungen in der technischen und räumlichen Infrastruktur – Stichwort Homeoffice, neuen gesundheitlichen Herausforderungen oder demografischen Entwicklungen – erfordere das Thema Nachhaltigkeit neue Denkansätze in Unternehmen bzw. bei Führungskräften. „Die Klimawende bedeutet eine aktive Weiterentwicklung und beschert uns eine bessere, auch ökonomisch bessere Welt“, ist Kühmayer sicher und betont: „Nachhaltigkeit muss im Kern der Organisation ankommen.“ Aber: Mit der richtigen Einstellung könne jeder von uns „wirkmächtig“ sein und etwas ermöglichen: „Eine neue Welt entsteht durch Menschen, die neuen Raum für Möglichkeiten schaffen“, unterstreicht der Zukunftsforscher.