„Raiffeisen kann Start-up“

Die Raiffeisen Bankengruppe Salzburg greift jungen Unternehmen unter die Arme. Die eigens dafür gegründete Genossenschaft ist mit einer Million Euro Kapital ausgestattet.

Rakete als Symbolbild für Start-up Unterstützung
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Ob mit Büroräumen, Finanzspritzen oder dem eigenen Netzwerk: Die Raiffeisen Bankengruppe Salzburg (RBGS) will künftig junge Gründer auf vielfältige Art und Weise unterstützen. Dafür hat die RBGS, die aus dem Raiffeisenverbund Salzburg (RVS) und den 33 selbstständigen Raiffeisenbanken im Bundesland Salzburg besteht, die Genossenschaft Raiffeisen Salzburg Start-up eGen gegründet. Sie ist mit einer Million Euro Kapital ausgestattet. „Neben dem klassischen Business Banking kooperieren wir nun mit Start-ups. Das ist eine neue Form der Bank-Kunden-Beziehung“, sagt Andreas Derndorfer, RVS-Geschäftsleiter für Unternehmenssteuerung, bei der Vorstellung der neuen Initiative im Techno-Z Urstein in Puch. „Wir sind nicht nur Bank, wir sind auch Unternehmer. Raiffeisen hat das Unternehmertum in seiner DNA“, so Derndorfer. „Raiffeisen kann Start-up“, betont auch Herbert Stelzinger. Der Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Liefering-Maxglan-Siezenheim übernimmt mit Alexander Leitner, Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Pinzgau Mitte, und Bernhard Tomasi vom RVS die Führung der neuen Genossenschaft.

Bankberater sollen helfen

Erst im September wurde das Techno-Z Urstein, das sich im Besitz des RVS befindet, eröffnet. Dort wird nun eine Anlaufstelle für Start-ups entstehen, gründungsaffine Bankberater sollen junge Unternehmen in der Region unterstützen. „Wir wollen nahe an den Zielgruppen dran sein“, sagt Derndorfer. Die neue Initiative soll aber nicht mit anderen Start-up-Angeboten in Konkurrenz treten. „Wir setzen auf individuelle Lösungen und kooperieren auf unterschiedlichen Ebenen.“ Das könne die Bereitstellung von Büroräumen, die klassische Finanzierung oder die Aufnahme in das Raiffeisen-Netzwerk sein. „Dabei bleiben wir agil und flexibel. Genau das brauchen Start-ups und das ist unser Alleinstellungsmerkmal“, betont Derndorfer. Das Ziel der Initiative sei es auch, später Hausbank eines gut laufenden Unternehmens zu sein.

Eine Boje als Ideengeber 

Die Kooperation startet mit vier Unternehmen und ihren innovativen Produkten. Eines davon ist Shoptimizer, ein Online-Bewertungstool für Firmen. Das Produkt ermöglicht mittels NFC-Technologie direkte und individuelle Bewertungen auf den Digitalkanälen eines Unternehmens und wird am Schalter, an der Kasse oder der Rezeption platziert. „Die Kunden können ihre Bewertung sofort abgeben“, erklärt Gründer Elias Danninger. 

Und wie entstand die Geschäftsidee? „Ausschlaggebend war eine Boje im Obertrumer See“, erzählt Danninger schmunzelnd. „Die Seehamer Eisschwimmer hatten die Boje auf Google als Sehenswürdigkeit markiert. Von da an wurde sie bewertet und ist nun die am besten bewertete Sehenswürdigkeit in Seeham.“ An diesem Beispiel sehe man die enorme Bedeutung von Bewertungen, so Danninger. „Kunden orientieren sich an anderen Kunden. 98 Prozent lesen Bewertungen von lokalen Unternehmen“, sagt der Gründer. Der Shoptimizer soll die Hürden abbauen und das Bewerten unkompliziert machen. Über 500 Kunden nutzen das Produkt bereits, auch bei den Raiffeisenbanken in Salzburg liegt das Tool an den Schaltern. 

4 Start-ups – 1 Partner: Michael Altenhofer (VR-Coach), Martin Edelsbrunner (MEVO), Daniel Sigl (Shoptimizer), Stefan Steiner (DON’T CALL IT DEO) und Elias Danninger (Shoptimizer); mit Andreas Derndorfer (r.) und Herbert Stelzinger (l.) von Raiffeisen Salzburg
4 Start-ups – 1 Partner: Michael Altenhofer (VR-Coach), Martin Edelsbrunner (MEVO), Daniel Sigl (Shoptimizer), Stefan Steiner (DON’T CALL IT DEO) und Elias Danninger (Shoptimizer); mit Andreas Derndorfer (r.) und Herbert Stelzinger (l.) von Raiffeisen Salzburg © RVS

Elias Danninger und Mitgründer Daniel Sigl hatten sich auch Hilfe bei anderen Start-up-Einrichtungen gesucht, das Angebot von Raiffeisen gehe nun aber einen Schritt weiter: „Das eine ist die Theorie, das andere die Praxis“, so Sigl. In Start-up-Einrichtungen bekomme man oft wichtigen theoretischen Input. Die Initiative von Raiffeisen verspreche nun auch praktische Unterstützung. „Da wird definitiv eine Lücke geschlossen“, erklärt Sigl.

Modelle der Zusammenarbeit

Stefan Steiner, Gründer von Don‘t call it deo aus St. Gilgen, nutzt die neuen Büroräume des Office Home im Techno-Z Urstein, um sein Start-up voranzubringen. Steiner litt selbst jahrelang an starkem Schwitzen und entwickelte deshalb ein Antitranspirant, das wirksamen Schutz davor bietet. „Das Antitranspirant-Fluid hat eine mehrwöchige Studie an einem renommierten dermatologischen Institut in Deutschland erfolgreich durchlaufen“, betont der Diplom-Gesundheits- und Krankenpfleger.

Der dritte Gründer im Bunde, Martin Edelsbrunner, möchte das große Netzwerk von Raiffeisen im Sportbereich nutzen. Sein Start-up Mevo hat ein System entwickelt, das den Aufstieg bei Skitouren erleichtert. „Ein Magnet im Schuh und ein Magnet in der Steighilfe der Skitourenbindung stoßen sich voneinander ab“, erklärt Edelsbrunner. Das sorge für einen komfortableren, leiseren und schnelleren Aufstieg. Bislang ist das Produkt auf die Nachrüstung von Skitourenausrüstungen spezialisiert. Künftig sei auch eine Integration des Systems in neue Produkte von großen Herstellern wie Atomic geplant.

Eine Raiffeisen-Finanzspritze gab es für das Unternehmen VR Coach aus Werfenweng. Gründer Michael Altenhofer und sein Team entwickeln Softwareprodukte für Virtual-Reality-Therapien bei psychischen Erkrankungen. „Die Patienten werden in virtuellen Welten mit Reizen konfrontiert, die Emotionen auslösen“, erklärt Altenhofer. „In diesen Situationen lernen sie durch Bewältigungsstrategien, die Gefühle zu überwinden.“ Zielgruppen seien Rehakliniken und Psychiatrien. „Allein heuer haben wir 20 Kliniken in Deutschland gewinnen können.“

„Qualität geht vor Quantität“

Für die Raiffeisen Bankengruppe Salzburg ist die Initiative nicht nur ein kurzfristiges Projekt. „Die Genossenschaft ist das ideale Fundament und zeigt, dass wir langfristig planen“, sagt Herbert Stelzinger. Andreas Derndorfer möchte sich auf keine bestimmte Anzahl an Kooperationen festlegen: „Wir schauen, wo und in welcher Form unsere Unterstützung sinnvoll ist. Das ist oft sehr individuell. Qualität geht vor Quantität.“ 

Dass unter den ersten Start-ups nun nur männliche Gründer vertreten sind, sei dem Zufall geschuldet und soll sich bald ändern. Erst im Oktober veranstaltete der RVS ein Abendprogramm, das den Fokus auf Frauen in der Start-up-Welt legte. In jedem Fall möchte man breit und vielfältig unterstützen, betont Derndorfer.