Raiffeisen NÖ-Wien: Neues Profil zeigt Wirkung

Die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien sieht in den Bereichen Gesundheit und Energie noch viel Potenzial.

Raiffeisen-NÖ-Wien-Generaldirektor Michael Höllerer
Raiffeisen-NÖ-Wien-Generaldirektor Michael Höllerer © Roland Rudolph

„Die neue Strategie hat sich niedergeschlagen“, zieht Michael Höllerer, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank und Raiffeisen-Holding NÖ Wien, im Klub der Wirtschaftspublizisten kurz Bilanz über das abgelaufene Geschäftsjahr. 2023 erzielte die RLB NÖ-Wien ein Konzernergebnis nach Steuern von 807,8 Mio. Euro, nach einem Minus im Jahr davor. 

Mit gesundem Wachstum und Innovationen begegne man der aktuellen Omnikrise. „Als Stadtbank ist es uns wichtig, die Produkte weiterzuentwickeln“, betont Höllerer und verweist dabei stolz auf die Kooperation mit Bitpanda. Seit Ende Jänner 2024 ermöglicht die RLB NÖ-Wien ihren Kunden in Wien über Mein Elba die Veranlagung in Kryptowährungen und digitale Assets. In den kommenden Wochen soll das Angebot auf 1,5 Millionen Raiffeisen-Kunden in ganz Niederösterreich und dem Burgenland ausgeweitet werden. 

Bald, konkret Ende Juni, geht die RLB NÖ-Wien auch mit der neuen App „Raiffeisen Junior“ für die Zielgruppe 7- bis 14-Jährige auf den Markt. „Gerade in dieser Altersgruppe muss man beginnen, einen verantwortungsvollen Umgang mit Finanzen zu fördern“, sieht Höllerer die Bank auch in einer Verantwortung beim Thema Finanzbildung. 

Gesundheitscheck in der Bank

Bei der Ausarbeitung der neuen Strategie habe man gemeinsam mit Kunden bis zu 15 Jahre in die Zukunft geblickt und analysiert, welche Bereiche von Bedeutung sind. Gesundheit ist dabei ein wichtiger Faktor, den man stärker berücksichtigen will. „Wir werden jetzt keine Ärzte in den Raiffeisenfilialen haben, aber sehr wohl eine Absicherung der medizinischen Betreuung anbieten“, erklärt Höllerer. In der Firmenzentrale habe man etwa kürzlich ein Gerät getestet, das binnen Minuten wichtige Gesundheitsparameter checkt. „Wir stehen hier erst am Beginn, aber es kann sein, dass wir mit einem strategischen Partner daraus eine Beteiligung machen.“ 

Auch im Energiebereich ortet man Geschäftsmöglichkeiten. Hier stellt Höllerer klar: „Wir sehen uns nicht als Energieversorger, aber im Beyond Banking können wir an der Energiewende positiv mitwirken.“ Etwa indem man Unternehmen Energielösungen anbietet. Aktuell gibt es mit Auri schon einen eigenen Einspeistarif für Stromerzeuger, der auch für Energiegenossenschaften von Bedeutung sei. Das Ökosystem für die Kunden soll erweitert werden.

„Wir wollen kein Gemischtwarenhändler werden. Wir haben weiterhin den Fokus auf Bankthemen, aber ich bin überzeugt, dass heutzutage ein Kreditinstitut sukzessive auch Lebenswege des Kunden begleiten und Lösungen dafür anbieten muss“, betont Höllerer. 

Beteiligungen im Fokus

An den vier bestehenden Geschäftssparten der Raiffeisen-Holding, Nahrungs- und Genussmittel, Medien, Bank sowie Immobilien und Infrastruktur, hält man weiterhin fest und sieht sich sehr gut aufgestellt. „2023 war bei den Beteiligungen operativ ein sehr gutes Jahr“, erklärt Höllerer. Auch wenn der Medienbereich aktuell schwierig sei, so sehe man auch hier eine gesellschaftspolitische Verantwortung und habe den Bereich kürzlich mit dem Kauf des Agrarverlags weiter ausgebaut. Auch an den zum Verkauf stehenden Signa-Anteilen beim Kurier äußerte Höllerer grundsätzliches Interesse: „Als Mehrheitseigentümer schaut man sich das natürlich sehr genau an. Wenn der Wert stimmt, werden wir ein Angebot legen.“ 

Als größter Einzelaktionär der Raiffeisen Bank International – mit 25 Prozent plus einer Aktie – verfolgt man natürlich auch den angestrebten kontrollierten Ausstieg aus Russland sehr genau. „Der Vorstand arbeitet intensiv an einer Lösung, aber es ist ein Hindernislauf und kein Sprint“, so Höllerer. Dass die EZB zum Rückzug drängt, ist für den Kernaktionär nachvollziehbar. Für den geplanten Strabag-Deal gebe es aber bis dato „weder ein Go noch ein No-go“. „Von der Grundstruktur sehe ich den Deal positiv und das sanktionsrechtliche Umfeld wurde mehr als sauber geprüft, aber ich habe auch vollstes Verständnis für die Aufsicht, das genau zu prüfen.“