Junge Pioniere

Die erste Schülergenossenschaft im Salzburger Pongau zeugt von Engagement, Mut, Pioniergeist und gleichzeitig Solidarität. Schlagwörter, die in Zukunft wohl noch wichtiger werden.

Vorstand der Schuelergenossenschaft JoHakademie
Das Vorstandsteam, Moritz Seiwald, Fabian Sieberer, Anna-Lena Gschwandtl und Anna-Lena Obermoser, hilft künftig Mitschülern bei der Organisation und Abwicklung von Nachhilfe. (c) RVS/Dorn

Genossenschaften sind immer das, was menschliche Einsicht, geistige Kraft und persönlicher Mut aus ihnen machen“, lautet ein Zitat von Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Der Genossenschaftspionier machte es sich damals zur Aufgabe, die Not der Menschen in seiner Region zu lindern. Pionierarbeit leisteten nun auch die Schüler der 3AHK der Bundeshandelsakademie St. Johann im Pongau. In den vergangenen Monaten ist es ihnen gelungen, die erste Schülergenossenschaft namens JOHAKademie zu gründen. 

„Ich bin zutiefst beeindruckt, was ihr auf die Beine gestellt habt. Mit dieser Idee habt ihr euch selbst erfolgreicher gemacht und gleichzeitig einen Beitrag für die Gemeinschaft geleistet“, betont Andreas Thürnbeck bei der Gründungsversammlung, der gemeinsam mit dem stv. Generalsekretär des ÖRV, Justus Reichl, das Pilotprojekt „Genossenschaft macht Schule“ koordiniert. Gemeinsam mit den unterrichtenden Wirtschaftsprofessoren Petra Moises und Robert Neubauer brachten sie den Stein zur Gründung bereits im November des Vorjahres ins Rollen. 

Begleitet von Hannes Hetteger, dem stv. Revisionsleiter im Raiffeisenverband Salzburg (RVS), wurden damals erste Startworkshops abgehalten und schließlich die Raiffeisenbank St. Johann-Wagrain-Kleinarl als Partnergenossenschaft ins Boot geholt. Im Anschluss definierten die Schüler Geschäftsfelder, erstellten einen Businessplan und beschäftigten sich mit der Namensfindung sowie der Kreation eines professionellen Logos. „Ich war von der Kreativität und Ideenvielfalt sowie dem unternehmerischen Denken der Schüler fasziniert und bedanke mich, dass ich sie auf diesem Weg begleiten durfte“, so Hettegger.

Hilfe zur Nachhilfe 

Anfangs standen viele kreative Ideen im Raum, doch letzten Endes orientierten sich die Schüler am Leitgedanken von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und entschlossen sich für ein Geschäftsmodell, welches der Gemeinschaft dienlich ist: Die neugegründete JOHAKademie wird sich in Zukunft damit beschäftigen, Nachhilfe für Schüler zu organisieren und die Bezahlung der Nachhilfelehrer abzuwickeln. Außerdem hat man ins Auge gefasst, diverse Förderungen für Schüler sowie Lehrer anzubieten sowie ein Aktivitätsangebot für Externe zu schaffen.

„Unsere Ziele sind demnach einen Lernerfolg durch Nachhilfe zu schaffen, Jung und Alt zusammenzuführen und die Genossenschaft langfristig gesehen wachsen zu lassen“, erklären die Schülerinnen Anna-Lena Gschwandtl und Anna-Lena Obermoser bei der Präsentation. Die zwei Jugendlichen wurden ebenfalls in den Vorstand der Schülergenossenschaft gewählt. Daneben zählen auch Fabian Sieberer und Moritz Seiwald zu den Vorstandsmitgliedern: „Wir sind stolz, dass wir von Anfang an dabei waren und freuen uns darauf, die Genossenschaft weiterzuentwickeln“, so die selbstbewussten Schüler. 

Praxistaugliche Erfahrungen

Auch eine Schülergenossenschaft braucht einen Aufsichtsrat als Kontrollorgan. Schuldirektor Johann Rabl ist künftig Aufsichtsratsvorsitzender der JOHAKademie und zeigt sich ebenfalls begeistert vom Pioniergeist der Schüler: „Ich erinnere mich, wie viele Dinge man in der Schulzeit lernte, die man im Leben nie braucht. Doch die Theorie rund um eine Genossenschaft wird die Schüler auch später in der Praxis oft begleiten.“ Neben Rabl zählen die Professoren Moises und Neubauer sowie Klaus Santner, Geschäftsführer der RB St. Johann-Wagrain-Kleinarl, zu den Aufsichtsratsmitgliedern der jungen Genossenschaft. „Als örtlich ansässige Raiffeisenbank freut es mich sehr, dass wir dieses Pilotprojekt begleiten dürfen und hoffen auf eine lange Zusammenarbeit“, so Santner, der die Geschäftsidee der Schüler lobt und davon überzeugt ist, dass man mit dieser Aktion unternehmerisches Denken lernt.

Michaela Jöris von der Bildungsdirektion Salzburg beglückwünscht die Schüler ebenfalls zu ihrem mutigen Schritt etwas Neues für die Nachkommenden zu schaffen und dankt gleichzeitig Raiffeisen für die Förderung des Nachwuchses. „Ich freue mich sehr, bei dieser Gründung dabei gewesen zu sein. Eine Genossenschaft zeugt immer von sehr viel Engagement und Mut. Schön, dass ihr gleichzeitig so viel Solidarität auf den Plan gerufen habt. Die Vorteile einer Genossenschaft werden wir in Zukunft noch viel öfter brauchen“, unterstreicht Anna Doblhofer-Bachleitner, Vorstandsmitglied im Raiffeisenverband Salzburg.

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