„Uniqa ist in der Ukraine tief verwurzelt“

Trotz des mittlerweile drei Jahre andauernden Krieges im Land wächst die ukrainische Tochter und ist dabei, wieder an das Vorkriegs-Niveau anzuknüpfen.

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In Zeiten des Osteuropa-Booms ist die Versicherungsgruppe Uniqa 2006 mit der Übernahme von zunächst 35 Prozent am Versicherer Credo Classic in den ukrainischen Markt eingestiegen und übernahm danach auch die Mehrheit. Das Ziel war es damals, in einem sehr frühen Stadium an der prosperierenden Marktentwicklung der Ukraine zu partizipieren. Das ist der Versicherungsgruppe in weiterer Folge mit dem Ausbau des Geschäftes auch gelungen.

Die ukrainische Uniqa-Tochter steigerte sukzessive ihre Kundenzahl auf über 1 Million. Das Prämienvolumen stieg von rund 28 Mio. Euro im Jahr 2005 auf 109 Mio. Euro im Jahr 2021. Der Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 brachte dann einen abrupten Einbruch. Drei Jahre später befindet sich die Uniqa-Tochter wieder auf Wachstumskurs und hat diesen Einbruch trotz des Krieges im Land kompensieren können. 

„Uniqa ist nach wie vor in der Ukraine tätig und dort auch tief verwurzelt“, bekräftigt Wolfgang Kindl, Uniqa-Group-Vorstand für Kunde & Markt International, das anhaltende Engagement des Versicherers in dem kriegsgebeutelten Land. Man kümmere sich um die Kunden, die Mitarbeiter und deren Familien. Die Uniqa-Tochter sei trotz des verheerenden Krieges weiterhin profitabel. 2023 betrug der Vorsteuergewinn der ukrainischen Tochter 17,5 Mio. Euro, was 6 Prozent des Gewinns von Uniqa International entsprach.

Olena Uljee (CEO UNIQA Ukraine)
Olena Uljee (CEO Uniqa Ukraine) © Uniqa/Nessweda

Olena Uljee, Vorstandschefin der Uniqa Ukraine, betont bei ihrem Besuch in Wien, dass Uniqa Ukraine seit Kriegsausbruch stets einsatzbereit geblieben sei, um die mehr als eine Million Kunden zu servicieren und ihnen ein Sicherheitsgefühl zu vermitteln. Aus der Ostukraine, die am stärksten vom Krieg betroffen ist, sei man schon immer unterrepräsentiert gewesen. Weniger als 10 Prozent des Geschäfts hatte man dort früher generiert und sich bereits 2014 nach der Annexion der Halbinsel Krim durch Russland für einen Rückzug entschieden.

Drittgrößter Versicherer

Wenn man das Prämienvolumen in der Landeswährung Hrywnja vergleiche, dann habe man das Jahr 2021 bereits um über 18 Prozent hinter sich gelassen, berichtet Uljee. In Euro gerechnet liege man aber aufgrund der Abwertung der ukrainischen Landeswährung immer noch rund 10 Prozent hinter dem Euro-Ergebnis von 2021. Mit einem Marktanteil von 8,3 Prozent ist Uniqa im dominanten Nichtlebensbereich die Nummer 3 in der Ukraine. Das Lebensversicherungsgeschäft habe in dem osteuropäischen Land noch keine Tradition und sei nur ein kleines Segment des Versicherungsmarktes, so Uljee. 

Teimour Bagirov (President UNIQA Ukraine, Chairman of the Supervisory Board)
Teimour Bagirov (Präsident Uniqa Ukraine, Vorsitzender des Aufsichtsrats) © Uniqa/Nessweda

Der Versicherungsmarkt in der Ukraine stagniert seit 2014, auch wenn es eine relativ große Marktbereinigung gegeben hat. So habe es damals noch rund 400 Versicherer im Land gegeben, die ein Prämienvolumen von rund 1 Mrd. Euro einnahmen, berichtete Teimour Bagirov, Aufsichtsratspräsident von der ukrainischen Uniqa-Tochter. Damals wären viele Unternehmen in der Versicherungsbranche tätig gewesen, um ihre Steuerlast zu optimieren. Heute sind in der Ukraine noch 65 Versicherer tätig und das Prämienaufkommen stagniert nach wie vor bei rund 1 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Das Prämienaufkommen der Uniqa-Gruppe lag 2023 bei rund 7,2 Mrd. Euro.

Zahlreiche Herausforderungen

Der Krieg im Land bringe zahlreiche Herausforderungen auch für Uniqa Ukraine mit sich, schildert Uljee. Man müsse zum Beispiel den Betrieb so gut wie möglich 24 Stunden an sieben Tagen aufrechterhalten. Von den etwas über 800 Mitarbeitern der ukrainischen Tochter seien 70 Prozent Frauen und 30 Prozent Männer. Nachdem fast die Hälfte der Mitarbeiter nach Kriegsausbruch das Land verlassen hatten, seien mittlerweile wieder über 90 Prozent in die Ukraine zurückgekehrt, berichtet Uljee. Da Versicherungen zur kritischen Infrastruktur zählen, wurden nur 20 Prozent der wehrfähigen männlichen Mitarbeiter vom Heer eingezogen bzw. haben sich freiwillig gemeldet. Ein Mitarbeiter sei gefallen und einer vermisst.

Wolfgang Kindl (Mitglied der Geschäftsleitung der UNIQA Insurance Group)
Wolfgang Kindl (Mitglied der Geschäftsleitung der Uniqa Insurance Group) © Uniqa/Nessweda

Aufgrund des Krieges und seiner Folgen ist die ukrainische Wirtschaft von einem starken Arbeitskräftemangel betroffen. Eine private Gesundheitsversicherung sei dadurch eine der wichtigsten Zusatzleistungen geworden, die Arbeitgeber anbieten können, um Personal zu bekommen, berichtet die Vorstandsvorsitzende. Der Gesundheitsbereich machte 2023 daher fast 40 Prozent des Prämienvolumens aus. Zu den bedeutenden Angeboten im Gesundheitsbereich zählt Uniqa Ukraine aber auch ein Netzwerk von 12.700 Partnern, die helfen, unterschiedliche Dienstleistungen etwa aus den Bereichen Pharmazie, Medizin und Kliniken zu organisieren und bereitzustellen. „Rückgrat“ für viele dieser Leistungen sei die hohe Digitalisierung der ukrainischen Tochter, die zu den am stärksten digitalisierten Unternehmen in der Gruppe zähle, so Kindl. 

Kriegsschäden in dem Land seien grundsätzlich nicht versicherbar. In Gebieten weiter weg von der Front hätten aber einige Versicherer – darunter auch Uniqa – damit begonnen, Kriegsschäden bis zu 10 Prozent des Wertes zu versichern und zu ersetzen. 

Der Krieg wirke sich nicht nur in den unmittelbar betroffenen Landesteilen, sondern in der ganzen Ukraine aus. Die körperliche und mentale Gesundheit der Menschen sei sehr in Mitleidenschaft gezogen. Seit Kriegsausbruch werde ein Anstieg bei physischen Problemen und akut lebensbedrohlichen Krankheiten wie Schlaganfällen oder Herzinfarkten verzeichnet. Über die genauen Zusammenhänge könne man nicht viel sagen, so Uljee. Sie verwies aber auf gestiegenen Stress und regelmäßige Schlafunterbrechungen durch Raketenalarme.

AusgabeRZ7-2025

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