Vom „Tal der Tränen“ zum Rekordhoch

Oberösterreichs Rübenbauern können für ihre Ernte erstmals mit mehr als 60 Euro pro Tonne von der Agrana rechnen.

Traktor bei der Ernte von Zuckerrüben
(c) Agrana

„Der Zuckermarkt ist ins Gleichgewicht gekommen“, sagt Agrana-Vorstand Norbert Harringer. Die wiedererlangte Balance auf dem europäischen Markt wirkt sich stabilisierend auf die Preise aus. „Wir sehen diese Stabilisierung nun auch übersetzt auf die gesamte Wertschöpfungskette. Daher blicken wir heuer wieder mit Optimismus in die Zukunft“, betont Harringer.
Vor allem die Rübenproduzenten hätten in den letzten Jahren ein „Tal der Tränen“ durchschritten. Nun erwartet sie ein Rekordhoch beim Preis für ihre Ernte. Denn erstmals bekommen die Rübenbauern in Oberösterreich mehr als 60 Euro pro Tonne von der Agrana ausbezahlt. In den vergangenen Jahren lag dieser Preis bei etwas mehr als 30 Euro pro Tonne Zuckerrüben. Die Kontrahierung dieser Kampagne für 2023 ist noch am Laufen, berichtet Harringer.

Agrana benötigt für die Versorgung der beiden Zuckerfabriken in Tulln und Leopoldsdorf eine Anbaufläche von 38.000 Hektar, um einen stabilen und langfristigen Betrieb aufrechterhalten zu können. Derzeit fehle es noch etwas an Fläche. Dennoch: „Unser Ziel für das kommende Jahr ist eine Flächensteigerung von zehn Prozent gegenüber dem laufenden Jahr“, so der Agrana-Vorstand.

Die klimatischen Bedingungen für den Zuckerrübenanbau stimmen jedenfalls in Oberösterreich. „In Summe bauen hierzulande 1.130 Landwirte Zuckerrüben an“, schildert Martin Bäck, Obmann der OÖ Rübenbauern. „Durch die Ausdehnung der Rübenanbauflächen in den vergangenen Jahren haben die oberösterreichischen Landwirte einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der beiden heimischen Zuckerfabriken bzw. der Absicherung der österreichischen Eigenversorgung mit dem Grundnahrungsmittel Zucker geleistet.“ Inzwischen wird ein Viertel des österreichischen Zuckers aus oberösterreichischen Rüben gewonnen.

Transport der Zuckerrüben per Eisenbahn

Die oberösterreichischen Rüben „reisen“ klimaschonend per Eisenbahn in die Zuckerfabrik Tulln. „Während in den Nachbarländern der Transport fast ausschließlich per LKW erfolgt, hat Österreich immer auf den ökologischen und damit CO2 sparenden Bahntransport gesetzt“, betont Bäck. Die Zuckerproduktion aus Rüben ist deutlich nachhaltiger als der Anbau von Zuckerrohr und erfolgt im Rahmen einer mehrjährigen Fruchtfolge. „Aus einem Hektar Zuckerrüben entsteht sogar deutlich mehr Sauerstoff als aus einem Hektar Wald“, so Bäck. „Zudem wird bei der Verarbeitung der Ackerkultur neben Zucker auch noch Futtermittel und Düngemittel gewonnen.“

Gegenseitig abhängig

Zuckerrüben sind ein Beispiel für eine gegenseitige Abhängigkeit, so der Obmann der OÖ Rübenbauern: „Ohne Rüben keine Zuckerfabrik, ohne Zuckerfabrik kein Rübenanbau. Gerade in Zeiten turbulenter Märkte ist eine partnerschaftlich klar geregelte Kontraktproduktion für die Planungssicherheit der Landwirte und der Industrie, aber auch für die Eigenversorgung mit Zucker wichtig.“ Trotz der aktuell drei- bis vierfach erhöhten Düngemittelkosten werde den oö. Rübenbauern nach der aktuellen Kampagne wohl mehr Geld überbleiben als in den Vorjahren, bestätigt Bäck, „das ist aber auch notwendig“ nach Jahren im Tal der Tränen.

Obmann der OÖ Rübenbauern Martin Bäck, Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger, Agrana-Vorstand Norbert Harringer und EZG Donautal GF Josef Lehner
Obmann der OÖ Rübenbauern Martin Bäck, Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger, Agrana-Vorstand Norbert Harringer und EZG Donautal GF Josef Lehner (c) Land OÖ/Margot Haag