Realistischer Optimismus gefragt

Die RLB NÖ-Wien lud zum traditionellen „Konjunktur- und Finanzmarktausblick“.

„Die Weltwirtschaft ist schwach, Österreich ist noch schwächer“, fasste WIFO-Chef Gabriel Felbermayr die wirtschaftlichen Auswirkungen der geopolitischen Entwicklungen und den weiteren Konjunkturverlauf zusammen. Der Wirtschaftsforscher zeichnete in seiner pointierten Keynote ein trübes Bild der globalen ökonomischen Situation, um dann zu relativieren: „Obwohl ich ein paar Molltöne setzen muss, bin ich davon überzeugt, dass wir Grund haben, optimistisch zu sein – nicht überbordend, aber realistisch.“

Die gute Nachricht sei, dass sich in Österreich zwar nach wie vor im negativen Bereich, aber dennoch eine leichte Trendumkehr – getrieben vom Dienstleistungssektor – andeute. Auch die Bauwirtschaft stabilisiere sich, aber auf deutlich niedrigerem Niveau. Auf die Frage, was die österreichische Wirtschaft der schwächelnden Konjunktur entgegensetzen könne, betonte Felbermayr: „Die Stärken des Standortes Österreich sind nach wie vor gegeben, wie sie seit Jahrzehnten aufgebaut wurden. Das heißt aber nicht, dass es nichts zu tun gibt.“

Investitionen in die Zukunft 

„Nach jedem Abschwung kommt auch wieder ein Aufschwung und auf diesen muss man sich rechtzeitig vorbereiten. Es gilt, Geschäftsmodelle zu hinterfragen und Innovation verstärkt in den Vordergrund zu stellen, vor allem, dafür die Zeit zu nützen, wenn die Auftragslage etwas zurückgeht. Es ist wichtig, zukunftsorientiert zu denken und Chancen zu nützen“, so Generaldirektor-Stv. Reinhard Karl, verantwortlich für das Kommerzkundengeschäft der RLB NÖ-Wien. Eine dieser Chancen biete das Thema Nachhaltigkeit. Große Unternehmen müssen bereits ab 2024 verpflichtend Informationen bereitstellen, wie sie mit sozialen und ökologischen Risiken umgehen. Über Lieferketten werden auch mittelständische Unternehmen schon früher betroffen sein, als vielen bis dato bewusst ist.

„Unternehmerinnen und Unternehmer müssen bereit sein, zu investieren – denn ESG wird eine ganz starke Rolle spielen. Wir dürfen nicht vergessen, Österreich ist ein Exportland. Deshalb wird von Unternehmen in der Lieferkette nachzuweisen sein, wie die CO₂-Bilanz aussieht“, so Karl. „Wir begleiten Unternehmen auf ihrem Weg in Richtung Klimaneutralität und bringen unsere Expertise auch als Mitglied der Informationsplattform ‚Energieforum Österreich‘ ein.“

Aktuell beschäftigt der Nahost-Konflikt die Finanzmärkte. „In einer Erstreaktion gab es eine Flucht in sichere Häfen, wie in den US-Dollar, den Schweizer Franken oder in Gold. Der nachhaltigste Eindruck zeigt sich jedoch auf den Energiemärkten, die Preise haben angezogen“, so RLB NÖ-Wien-Chefvolkswirtin Sylvia Hofbauer. Die Aufwärtsdynamik bei den Kapitalmarktzinsen sei durch die Ereignisse in Israel vorübergehend zum Erliegen gekommen. Zur Entwicklung der Leitzinsen stellte Hofbauer weiters fest, dass es auf Sicht von zwölf Monaten zu keinen Zinssenkungen kommen werde.

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