„Agrana muss stabiler werden“

Agrana-CEO Stephan Büttner ist zufrieden mit Betriebsergebnis und Umsatz, arbeitet dennoch mit Hochdruck an neuer Konzernstrategie.

Der Gewinn der Agrana ist im Geschäftsjahr 2023/24 trotz eines volatilen Umfelds deutlich gestiegen. „Globale Krisen tragen nicht dazu bei, dass das Geschäftsumfeld einfacher wird“, analysiert Agrana-CEO Stephan Büttner und ergänzt: „Dennoch sind wir zufrieden mit Umsatz und Ebit.“ Die Umsatzerlöse der Agrana-Gruppe sind um 4,1 Prozent auf 3,8 Mrd. Euro gestiegen und das Betriebsergebnis (Ebit) verbesserte sich um 71,1 Prozent auf 151,0 Mio. Euro. 

Operativ gut entwickelt habe sich das Segment Frucht, das 60,2 Mio. Euro zum Ergebnis beigetragen hat. Einziger „Wermutstropfen“ im Frucht-Segment war eine notwendige Sonderabschreibung aufgrund der weiterhin angespannten Geschäftsentwicklung in Asien. Die neue Agrana-Fabrik in China leide unter einem schwachen Joghurtmarkt, gleichzeitig habe sich der Wettbewerb dort massiv verstärkt. 

Im Segment Stärke haben sich Absatzvolumen und Verkaufspreise in Folge der schwächelnden Konjunktur rückläufig entwickelt. Zudem ist das Ethanol-Ergebnis um 20 Mio. Euro unter jenem des Vorjahres. In Summe ist das Betriebsergebnis aus diesem Segment von 80,2 auf 50,4 Mio. Euro zurückgegangen. „Immer noch ein sehr gutes Ergebnis“, kommentiert Büttner.  

Zucker aus der Ukraine

Im Segment Zucker wurden eine deutlich bessere Kapazitätsauslastung und höhere Zuckerproduktionsmenge im Geschäftsjahr 2022/23 erzielt. Die Umsatzerlöse im Zucker-Segment sind um 24,3 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro gestiegen, das Betriebsergebnis um 13,3 Prozent auf 40,4 Mio. Euro gesunken. 

Die Herausforderung sei der enorme Anstieg von EU-Zuckerimporten aus der Ukraine. Im Jahr 2023 sind die zollfreien Zuckerimporte aus der Ukraine von 20.000 Tonnen 2022 auf 500.000 Tonnen gestiegen. „In Commodity-Märkten können kleine Mengen schon starke Disruptionen bei den Preisen auslösen“, erklärt Büttner. Für die Agrana bedeuteten die Importe 15 Prozent weniger Absatzvolumen – vor allem in den Kernmärkten Rumänien, Bulgarien und Ungarn. „Wir sind sehr froh, dass es auf europäischer Ebene zu einer halbwegs sinnvollen Lösung gekommen ist“, kommentiert Büttner die neuen Zollkontingente für Ukraine-Zucker bei 265.000 Tonnen pro Jahr. 

Alles in allem sei das Ergebnis 2023/24 „durchaus ansprechend“, sodass wie im Jahr davor eine Dividende von 0,90 Euro je Aktie vorgeschlagen wird. 

Märkte unter Druck

Auch wenn der Agrana-CEO im abgelaufenen Geschäftsjahr eine „deutliche Verbesserung der operativen Performance“ sieht, sei die Ebit-Marge, die sich von 2,4 auf 4,0 Prozent verbessert hat, noch ausbaufähig. „Wir sind noch nicht dort, wo wir hinwollen“, erklärt Büttner. In den letzten Jahrzehnten sei zwar eine gute Basis geschaffen worden, aber wie der CEO betont: „Wir brauchen Wachstum und müssen unsere Geschäftstätigkeiten ausbauen. Profitabilität erhöhen und Ergebnisvolatilität reduzieren. Wir müssen stabiler werden und daran arbeiten wir aktuell mit Hochdruck.“ 

Details dazu könne er noch nicht verkünden, aber es gehe um eine gezielte Schärfung der Portfolio- und Managementstrategie, um „das Beste herauszuholen“. Es gehe darum, Synergiepotenziale über Verbund- und Skaleneffekte zu heben. „Wir müssen diese Aktivitäten beschleunigen, denn die Aussichten sind für heuer schlechter als im abgelaufenen Jahr. Wir sehen Wolken am Himmel“, so Büttner. Für Zucker und Stärke wird ein schwieriges Jahr prognostiziert. Die Märkte seien aber weiterhin volatil und unter Druck. Der Agrana-Vorstand erwartet deshalb für heuer einen deutlichen Rückgang des Ergebnisses, auch ein negatives Ebit wird nicht ausgeschlossen. Der Konzernumsatz dürfte im laufenden Geschäftsjahr ebenfalls leicht rückläufig sein.

Das Investitionsvolumen in den drei Segmenten soll in Summe mit rund 120 Mio. Euro moderat unter dem Wert von 2023/24 und auf Abschreibungsniveau liegen. Etwa 12 Prozent davon werden auf Emissionsreduktionsmaßnahmen in der eigenen Produktion im Rahmen der Agrana-Klimastrategie entfallen. Ziel ist, bis 2040 die unternehmenseigenen Emissionen auf Netto-Null zu reduzieren. Bis 2050 hat sich die Agrana-Gruppe zu Netto-Null-Emissionen über die gesamte Wertschöpfungskette verpflichtet. 

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